Cobain (2018)
Mischung aus Porträt und Familiendrama über ein 15-jähriges Heimkind, das bedingungslos um die Liebe seiner Mutter kämpft.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der 15-jährige Cobain (Bas Keizer) hat kein richtiges Zuhause und wird von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht. Seine leibliche, erneut schwangere Mutter Mia (Naomi Velissariou) ist schwer drogensüchtig und kann sich nicht um ihn kümmern. Eines Tages landet der Jugendliche bei dem Zuhälter Wickmayer (Wim Opbrouck), der auch seine Mutter früher "beschäftigte". Eine Zeit lang arbeitet auch Cobain für Wickmayer und lernt zudem dessen Prostituierte kennen. Darunter auch Adele (Dana Marineci), die seine Aufmerksamkeit erregt. Doch Cobain macht sich vor allem Sorgen um seine Mutter: Sie rutscht noch tiefer in den Drogensumpf und gefährdet damit nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihres ungeborenen Kindes.
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Filmkritik
Die Hauptrollen in "Cobain" besetzte die niederländische Regisseurin Nanouk Leopold mit Darstellern ohne bisherige Film- oder Kinoerfahrung: Für Bas Keizer ist es die erste Rolle überhaupt, Naomi Velissariou war bis bisher fast ausschließlich am Theater tätig.
Bei der diesjährigen Berlinale lief das Drama in der Sektion "Generation 14plus". Nicht der erste Film von Leopold, der im Rahmen der Berliner Filmfestspiele gezeigt wurde. Ihr Film "Oben ist es still" feierte vor fünf Jahren dort Premiere. Ihren Durchbruch feierte die in Rotterdam geborene Leopold 2010 mit dem Film "Brownian Movement", den sie mir Sandra Hüller in der Hauptrolle besetzte.
Schon lange traf ein Coming-of-Age-Film nicht mehr derart mitten ins Herz wie "Cobain". Und schon lange war eine Mutter-Kind-Beziehung in einem Familien-Drama nicht mehr von solch heftigen, sich stets ins Gegenteil verkehrenden Emotionen und Verhaltensweisen der Figuren geprägt. Schon sehr früh wird deutlich, wie stark Cobain hin- und hergerissen und sein Gefühlsleben von einer starken Ambivalenz geprägt ist. So ist er einerseits zutiefst um die Gesundheit seiner Mutter und vor allem auch des ungeborenen Babys besorgt. Andererseits aber ist er wütend, fühlt sich allein und kann nicht verstehen, wieso ihn seine Mutter im Stich gelassen hat.
Unterfüttert werden diese kontroversen, widersprüchlichen Ansichten und Gemütsbewegungen noch durch die Tatsache, dass Cobain von seinem Umfeld immer wieder eingeredet wird, wie wert- und nutzlos seine Mutter doch sei – so zum Beispiel auch vom skrupellosen Wickmayer, der in einer Szene meint, Mia sei nichts weiter als "ein Loch, aus dem Cobain herausgekrochen" sei.
Dass Cobains Zerrissenheit dennoch so glaubhaft und authentisch wirkt, liegt zuvorderst an den einnehmenden, hingebungsvollen Darbietungen der Darsteller. Gerade Laien-Schauspieler Keizer überzeugt durch sein ungekünsteltes, lebensechtes Gestik- und Mimik-Spiel, das Dringlichkeit und Unmittelbarkeit vermittelt. Leopold und ihr Kameramann Frank van den Eeden fangen die Stimmungsschwankungen und das fragile Emotionsleben der Hauptfigur direkt in etlichen Nahaufnahmen von Cobains Gesicht ein, wodurch die Wirkung noch verstärkt wird.
Überhaupt die Kameraarbeit: Die Kamera folgt Cobain fast unentwegt immer und überall hin, lässt uns das Geschehen so ohne Umschweife aus Cobains Sicht mitverfolgen. Gegen Ende beweist Leopold dann auch noch gehörig Mut, wenn die Mutter-Sohn-Beziehung eine völlig unerwartete, rigorose Wendung nimmt.
Fazit: Dringlicher, von einem phantastischen Hauptdarsteller getragener Mix aus Coming-of-Age, Jugend-Porträt und Familien-Drama, der vom inszenatorischen Mut der Regisseurin lebt.
Bei der diesjährigen Berlinale lief das Drama in der Sektion "Generation 14plus". Nicht der erste Film von Leopold, der im Rahmen der Berliner Filmfestspiele gezeigt wurde. Ihr Film "Oben ist es still" feierte vor fünf Jahren dort Premiere. Ihren Durchbruch feierte die in Rotterdam geborene Leopold 2010 mit dem Film "Brownian Movement", den sie mir Sandra Hüller in der Hauptrolle besetzte.
Schon lange traf ein Coming-of-Age-Film nicht mehr derart mitten ins Herz wie "Cobain". Und schon lange war eine Mutter-Kind-Beziehung in einem Familien-Drama nicht mehr von solch heftigen, sich stets ins Gegenteil verkehrenden Emotionen und Verhaltensweisen der Figuren geprägt. Schon sehr früh wird deutlich, wie stark Cobain hin- und hergerissen und sein Gefühlsleben von einer starken Ambivalenz geprägt ist. So ist er einerseits zutiefst um die Gesundheit seiner Mutter und vor allem auch des ungeborenen Babys besorgt. Andererseits aber ist er wütend, fühlt sich allein und kann nicht verstehen, wieso ihn seine Mutter im Stich gelassen hat.
Unterfüttert werden diese kontroversen, widersprüchlichen Ansichten und Gemütsbewegungen noch durch die Tatsache, dass Cobain von seinem Umfeld immer wieder eingeredet wird, wie wert- und nutzlos seine Mutter doch sei – so zum Beispiel auch vom skrupellosen Wickmayer, der in einer Szene meint, Mia sei nichts weiter als "ein Loch, aus dem Cobain herausgekrochen" sei.
Dass Cobains Zerrissenheit dennoch so glaubhaft und authentisch wirkt, liegt zuvorderst an den einnehmenden, hingebungsvollen Darbietungen der Darsteller. Gerade Laien-Schauspieler Keizer überzeugt durch sein ungekünsteltes, lebensechtes Gestik- und Mimik-Spiel, das Dringlichkeit und Unmittelbarkeit vermittelt. Leopold und ihr Kameramann Frank van den Eeden fangen die Stimmungsschwankungen und das fragile Emotionsleben der Hauptfigur direkt in etlichen Nahaufnahmen von Cobains Gesicht ein, wodurch die Wirkung noch verstärkt wird.
Überhaupt die Kameraarbeit: Die Kamera folgt Cobain fast unentwegt immer und überall hin, lässt uns das Geschehen so ohne Umschweife aus Cobains Sicht mitverfolgen. Gegen Ende beweist Leopold dann auch noch gehörig Mut, wenn die Mutter-Sohn-Beziehung eine völlig unerwartete, rigorose Wendung nimmt.
Fazit: Dringlicher, von einem phantastischen Hauptdarsteller getragener Mix aus Coming-of-Age, Jugend-Porträt und Familien-Drama, der vom inszenatorischen Mut der Regisseurin lebt.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Cobain"
Land: NiederlandeJahr: 2018
Genre: Drama
Länge: 94 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 13.09.2018
Regie: Nanouk Leopold
Darsteller: Bas Keizer als Cobain, Naomi Velissariou als Mia, Wim Opbrouck als Wickmayer, Dana Marineci als Adele, Cosmina Stratan
Kamera: Frank van den Eeden
Verleih: W-Film
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