Lara (2019)
Zweiter Wurf: Jan-Ole Gerster meldet sich nach seinem umjubelten Debüt über einen ziellosen jungen Mann mit einem Drama über eine einsame ältere Frau zurück.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 28 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die pensionierte Beamtin Lara Jenkins (Corinna Harfouch) hat Geburtstag, aber niemanden, mit dem sie feiern kann. Ihr Sohn Viktor (Tom Schilling), ein berühmter Pianist, gibt am Abend in der Stadt ein Konzert mit seiner ersten eigenen Komposition. Doch Lara und Viktor hatten schon länger keinen Kontakt mehr. Ist sie beim Konzert überhaupt erwünscht? Aus Trotz kauft Lara sämtliche Restkarten auf, verschenkt sie an Ex-Kolleginnen, Bekannte, Nachbarn und jeden, den sie auf ihrem Weg trifft, und lädt alle zu einer anschließenden Geburtstagsfeier gegenüber des Konzerthauses ein.
In ihrer Jugend war Lara selbst eine begabte Pianistin, die bei Professor Reinhoffer (Volkmar Kleinert) Unterricht nahm. Ihr eigenes Scheitern hat sie bis heute nicht verwunden. Ihre Mutter (Gudrun Ritter) und ihr Ex-Mann (Rainer Bock) werfen Lara die strenge, unnachgiebige musikalische Erziehung ihres Sohnes vor. Doch Lara kann es nicht lassen. Statt Viktor vor seinem großen Auftritt Mut zuzusprechen, verunsichert sie ihn.
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Filmkritik
Das Warten hat ein Ende. Vor sieben Jahren entwickelte sich Jan-Ole Gersters hochgelobtes und vielfach ausgezeichnetes Spielfilmdebüt "Oh Boy" in Studierendenkreisen zum Kult. Die Odyssee seines Protagonisten Niko (Tom Schilling), der auf der Suche nach einer Tasse Kaffee durch Berlin stolpert, schien das Lebensgefühl vieler topausgebildeter, aber orientierungsloser junger Menschen – irgendwo zwischen Studium, Praktikum und erstem Job, zwischen Wunsch und Wirklichkeit – perfekt einzufangen.
In seinem Nachfolger verschiebt Gerster den Fokus von der Jugend aufs Alter. Statt schwarz-weiß drehte er dieses Mal in Farbe. Der an die Filme Woody Allens erinnernde Jazz-Soundtrack ist dem Inhalt entsprechend einem Score mit klassischer Musik gewichen. Erzählerisch verfährt Gerster indes ganz ähnlich: In kleinen Vignetten, die die deutsche Hauptstadt und ihre Milieus abbilden, sucht eine Mutter ihren Sohn, sich selbst und die Beziehung der beiden zueinander.
Wie schon in "Oh Boy" beweist Gerster viel Stilwillen und großes Gespür für seine Figuren und für die Schauspieler. Ein blau-roter Farbkontrast zieht sich als visueller roter Faden durch die kräftigen Aufnahmen von Frank Griebe ("Lola rennt", "Cloud Atlas"). Tom Tykwers Stammkameramann setzt Berlin dieses Mal wesentlich dezenter als bei Tykwer, aber dennoch bis in den letzten Winkel durchdacht und wohl komponiert in Szene.
Blaž Kutins rundes Drehbuch erzählt die Geschichte einer einsamen, verbitterten Frau, deren eigene Strenge und Böswilligkeit erst zu ihrer Einsamkeit und Verbitterung geführt haben. Vom eigenen Lebensweg enttäuscht, legt sie ihrem Sohn bis heute Steine in den Weg. Corinna Harfouch, die eine der besten Leistungen ihrer Karriere zeigt, brilliert in jeder Szene. Diejenigen mit Tom Schilling und Rainer Bock sind besonders schön und intensiv. Harfouch legt Lara als Figur an, mit der die Zusehenden trotz all ihrer Makel mitfühlen können, weil sie stets deren Verletzlichkeit offenlegt. Auf diese Weise glückt Gerster ein präzis beobachtetes, feinfühliges Psychogramm eines schwierigen Charakters und eine bewegende Mutter-Sohn-Beziehung.
Fazit: Auch Jan-Ole Gersters zweiter abendfüllender Spielfilm beeindruckt. Abermals formal wohl komponiert, herausragend gespielt und mit Feingefühl für die Figuren inszeniert, liefert Gerster ein gelungenes Psychogramm einer komplexen Frau ab, die Corinna Harfouch mit einer ihrer besten Karriereleistungen zum Leben erweckt.
In seinem Nachfolger verschiebt Gerster den Fokus von der Jugend aufs Alter. Statt schwarz-weiß drehte er dieses Mal in Farbe. Der an die Filme Woody Allens erinnernde Jazz-Soundtrack ist dem Inhalt entsprechend einem Score mit klassischer Musik gewichen. Erzählerisch verfährt Gerster indes ganz ähnlich: In kleinen Vignetten, die die deutsche Hauptstadt und ihre Milieus abbilden, sucht eine Mutter ihren Sohn, sich selbst und die Beziehung der beiden zueinander.
Wie schon in "Oh Boy" beweist Gerster viel Stilwillen und großes Gespür für seine Figuren und für die Schauspieler. Ein blau-roter Farbkontrast zieht sich als visueller roter Faden durch die kräftigen Aufnahmen von Frank Griebe ("Lola rennt", "Cloud Atlas"). Tom Tykwers Stammkameramann setzt Berlin dieses Mal wesentlich dezenter als bei Tykwer, aber dennoch bis in den letzten Winkel durchdacht und wohl komponiert in Szene.
Blaž Kutins rundes Drehbuch erzählt die Geschichte einer einsamen, verbitterten Frau, deren eigene Strenge und Böswilligkeit erst zu ihrer Einsamkeit und Verbitterung geführt haben. Vom eigenen Lebensweg enttäuscht, legt sie ihrem Sohn bis heute Steine in den Weg. Corinna Harfouch, die eine der besten Leistungen ihrer Karriere zeigt, brilliert in jeder Szene. Diejenigen mit Tom Schilling und Rainer Bock sind besonders schön und intensiv. Harfouch legt Lara als Figur an, mit der die Zusehenden trotz all ihrer Makel mitfühlen können, weil sie stets deren Verletzlichkeit offenlegt. Auf diese Weise glückt Gerster ein präzis beobachtetes, feinfühliges Psychogramm eines schwierigen Charakters und eine bewegende Mutter-Sohn-Beziehung.
Fazit: Auch Jan-Ole Gersters zweiter abendfüllender Spielfilm beeindruckt. Abermals formal wohl komponiert, herausragend gespielt und mit Feingefühl für die Figuren inszeniert, liefert Gerster ein gelungenes Psychogramm einer komplexen Frau ab, die Corinna Harfouch mit einer ihrer besten Karriereleistungen zum Leben erweckt.
Falk Straub
FBW-Bewertung zu "Lara"Jurybegründung anzeigen
Von einem Tag im Leben einer Frau wird hier erzählt. Es ist der 60.Geburtstag von Lara, und der Film beginnt damit, dass sie sich morgens in ihrer Wohnung aus dem Fenster stürzen will. Wer diese Frau ist, wird hier mit einer bewundernswerten Tiefe [...mehr]TrailerAlle "Lara"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Lara"
Land: DeutschlandJahr: 2019
Genre: Drama
Länge: 98 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 07.11.2019
Regie: Jan Ole Gerster
Darsteller: Tom Schilling als Victor, Corinna Harfouch als Lara, Hildegard Schroedter als Marion, Susanne Bredehöft als Frau Spengler, Steffen Jürgens als Jan
Verleih: Studiocanal
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