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FBW-Bewertung: A Beautiful Day (2017)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Hier wird ein Genre virtuos gegen den Strich gebürstet. Joaquin Phoenix spielt einen Profikiller, wie man ihn aus zahllosen Thrillern und dem Film Noir kennt. Doch Lynne Ramsay erzählt die alte Geschichte vom antisozialen Antihelden, der seinem eigenen Moralkodex folgt und sich auf eine selbstzerstörerische Mission begibt, um einen unschuldigen Menschen zu retten, radikal aus dessen Perspektive heraus. Und diesen Joe zeichnet sie als eine heillos verletzte Seele. Schon in der ersten Einstellung sieht man ihn als Kind, das sich eine Plastiktüte über den Kopf gezogen hat, um so an einen Zustand nah am Ersticken zu gelangen. Später wirdes noch mehrere ähnliche fragmentarische Rückblenden geben sowie Visionen, die Zweifel darüber aufkommen lassen, wieviel von dem gezeigten tatsächlich oder nur im Kopf von Joe passiert. Das Drehbuch hält hier sehr gekonnt die Waage zwischen Wahn und Wirklichkeit. Im Gegensatz dazu spielt Joaquin Phoenix den Protagonisten sehr körperlich und mit einer beängstigenden Präsenz. Dabei reichen dann minimale Gesten wie etwa die Bewegungen des Kopfes bei einer Autofahrt, um dem Publikum die Figur in ihrer Verwirrt- und Verlorenheit nah zu bringen. Zu loben ist auch die Kameraarbeit mit den vielen perfekt komponierten Einstellungen, bei denen oft Dinge wie etwa ein Hammer oder Gebäude wie etwa ein Landhaus gezeigt werden, die die Geschichte auf eine immer wieder überraschende Weise weiterführen. Ähnlich virtuos werden Sounddesign und Filmmusik eingesetzt. Kein Interesse hat Lynne Ramsay dagegen daran, die Gewalttaten den Genrekonventionen entsprechend gut konsumierbar darzubieten. Diese geschehen immer in der Distanz, werden oft nur angedeutet oder in einer Sequenz von Aufnahmen von Überwachungskameras verfremdet. Im Gegensatz dazu gelingen Ramsay verblüffende Momenteder Poesie wie jener, in dem Joe einem Sterbendem, von ihm Erschossenen, die Hand hält und die beiden gemeinsam einen Song aus dem Radio singen. So hat der Film eine düstere Schönheit, die die Jury der FBW begeistert hat.



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