Gundermann (2017)
Biopic über den ehemaligen Baggerfahrer und DDR-Liedermacher Gundermann, der mit seinen Songs vielen Bürgern im Arbeiter- und Bauernstaat aus der Seele sprach.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der singende Baggerfahrer – unter dieser Bezeichnung war der in Weimar geborene Sänger Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) in der DDR bekannt. Mitte der siebziger Jahre strebte Gundermann eine Offizierskarriere an, wurde nach seinem Rauswurf von der Offiziershochschule allerdings Hilfsarbeiter im Tagebau Spreetal. Dort fand er als Baggerfahrer seine wahre Bestimmung – und ließ seine Erfahrungen und Erlebnisse als einfacher Arbeiter in seine Liedtexte einfließen.
So wurde er schnell zum Sprachrohr der Menschen im Lausitzer Braunkohlerevier. Gundermann lebte immer zwei Leben: Einerseits als Musiker auf der Bühne, andererseits als Arbeiter zwischen ratternden Maschinen. Gundermann galt in seiner Jugend als überzeugter Sozialist, setzte sich in seinen Texten aber auch kritisch mit dem System auseinander. Zum Verhängnis wurde ihm nach der Wende, dass er jahrelang als Informant für die Stasi tätig gewesen war.
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Filmkritik
Nach "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" (2017) widmet sich Regisseur Andreas Dresen mit "Gundermann" wieder ernsteren Themen. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Films ist nicht zufällig gewählt. Denn vor genau 20 Jahren, im Sommer 1998, starb Gerhard Gundermann im Alter von 43 Jahren. Er hinterließ eine Frau und vier Kinder. In der Rolle des Gundermann schlüpfte der Berliner Alexander Scheer. Bekannt wurde er durch seine Mitwirkung in vielen erfolgreichen nationalen wie internationalen Filmproduktionen vor allem ab 2010. So war er unter anderem in der deutsch-französischen Filmbiografie "Carlos" oder auch in der deutschen Produktion "Im Alter von Ellen" zu sehen.
Andreas Dresen zeichnet auf einfühlsame und ganz und gar uneitle Weise das Porträt eines durch und durch widersprüchlichen Mannes. Einerseits glaubte Gundermann an das politische System des Sozialismus. Er sagte sich vom Kapitalismus los und glaubte Zeit seines Lebens an den Wert ehrlicher, harter Arbeit (obwohl er von seinen Konzerteinnahmen hätte leben können, fuhr er nach seinen Auftritten noch zu seinen Schichten ins Kohlerevier). Andererseits befasste er sich in seinen Texte mit sozialen und politischen Themen und stellte auch unangenehme Fragen. Und als junger Mann widersetzte er sich der NVA-Obrigkeit, was ihn die Offizierslaufbahn kostete.
Ein Mann zudem, der sich seine Stasi-Tätigkeit nie verzeihen konnte. Gewissermaßen Gundermanns tragische Lebenslüge, die er jedoch selbst zu verantworten hatte. Dass er den Verrat an den Arbeitskollegen und das Ausnutzen des ihm entgegenbrachten Vertrauens die letzten Lebensjahre wie einen schweren Rucksack auf den schmächtigen Schultern trug, scheint an unterschiedlichen Stellen des Films immer wieder durch.
Klar ist: Gundermann war ein komplexer und höchst ambivalenter Charakter, dem Dresen ein unbedingt sehenswertes Biopic widmet. Das liegt auch an der herausragenden, nuancierten Darbietung von Hauptdarsteller Scheer, der Gundermann in jeglicher Hinsicht wahrhaftig und glaubwürdig verkörpert: Von der typisch thüringischen Dialekt-Einfärbung über Gundermanns charakteristische Gestik und Mimik bis hin zu seinen vielen Spleens (der auffälligste: Das andauernde Ruckeln an der großen Brille).
Am Ende verweigert Dresen eine abschließende Bewertung und subjektive Einordnung der Lebensleistung und Taten Gundermanns. Der Betrachter muss sich selbst eine Meinung über diesen außergewöhnlichen und widersprüchlichen und widerstreitenden Menschen bilden, der die Menschen (vor allem im Osten) bis heute nicht loslässt.
Fazit: Glaubhaft gespieltes, dringliches Porträt über einen vielschichtigen, höchst ambivalenten Menschen, der die Alltagssorgen der arbeitenden Schicht in der DDR in authentische Liedtexte zu verpacken vermochte.
Andreas Dresen zeichnet auf einfühlsame und ganz und gar uneitle Weise das Porträt eines durch und durch widersprüchlichen Mannes. Einerseits glaubte Gundermann an das politische System des Sozialismus. Er sagte sich vom Kapitalismus los und glaubte Zeit seines Lebens an den Wert ehrlicher, harter Arbeit (obwohl er von seinen Konzerteinnahmen hätte leben können, fuhr er nach seinen Auftritten noch zu seinen Schichten ins Kohlerevier). Andererseits befasste er sich in seinen Texte mit sozialen und politischen Themen und stellte auch unangenehme Fragen. Und als junger Mann widersetzte er sich der NVA-Obrigkeit, was ihn die Offizierslaufbahn kostete.
Ein Mann zudem, der sich seine Stasi-Tätigkeit nie verzeihen konnte. Gewissermaßen Gundermanns tragische Lebenslüge, die er jedoch selbst zu verantworten hatte. Dass er den Verrat an den Arbeitskollegen und das Ausnutzen des ihm entgegenbrachten Vertrauens die letzten Lebensjahre wie einen schweren Rucksack auf den schmächtigen Schultern trug, scheint an unterschiedlichen Stellen des Films immer wieder durch.
Klar ist: Gundermann war ein komplexer und höchst ambivalenter Charakter, dem Dresen ein unbedingt sehenswertes Biopic widmet. Das liegt auch an der herausragenden, nuancierten Darbietung von Hauptdarsteller Scheer, der Gundermann in jeglicher Hinsicht wahrhaftig und glaubwürdig verkörpert: Von der typisch thüringischen Dialekt-Einfärbung über Gundermanns charakteristische Gestik und Mimik bis hin zu seinen vielen Spleens (der auffälligste: Das andauernde Ruckeln an der großen Brille).
Am Ende verweigert Dresen eine abschließende Bewertung und subjektive Einordnung der Lebensleistung und Taten Gundermanns. Der Betrachter muss sich selbst eine Meinung über diesen außergewöhnlichen und widersprüchlichen und widerstreitenden Menschen bilden, der die Menschen (vor allem im Osten) bis heute nicht loslässt.
Fazit: Glaubhaft gespieltes, dringliches Porträt über einen vielschichtigen, höchst ambivalenten Menschen, der die Alltagssorgen der arbeitenden Schicht in der DDR in authentische Liedtexte zu verpacken vermochte.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Gundermann"
Land: DeutschlandJahr: 2017
Genre: Drama
Kinostart: 23.08.2018
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Alexander Scheer als Gerhard Gundermann, Milan Peschel als Volker, Axel Prahl als Führungsoffizier, Peter Schneider als Helmut, Georg Arms als junger Gundi
Kamera: Andreas Höfer
Verleih: Pandora Film
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