Wir töten Stella (2017)
Killing Stella
Drama nach Marlen Haushofer: Durch einen jungen weiblichen Gast gerät ein Familiengefüge ins Wanken.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Anna (Martina Gedeck) und der Scheidungsanwalt Richard (Matthias Brandt) führen mit ihren Kindern – dem jugendlichen Wolfgang (Julius Hagg) und der jüngeren Anette (Alana Bierleutgeb) – ein nach außen hin perfektes Familienleben in einem luxuriösen Haus. Als sie die labile Studentin Stella (Mala Emde) für geplante zehn Monate bei sich wohnen lassen, beginnt die Fassade jedoch rasch zu bröckeln. Anna ahnt, dass Richard eine Affäre mit Stella begonnen hat; ferner verliert sie den engen Kontakt zu ihrem Sohn, der sich völlig zurückzieht. Der psychische Zustand von Stella wird derweil immer kritischer – was schließlich tödliche Konsequenzen hat.
Bildergalerie zum Film "Wir töten Stella"
Hier streamen
Filmkritik
Mit "Die Wand" adaptierte der 1954 in der Steiermark geborene Julian Pölsler im Jahre 2011 erstmals ein Werk der ebenfalls aus Österreich stammenden Schriftstellerin Marlen Haushofer (1920-1970). Nun folgt mit "Wir töten Stella" die zweite Bearbeitung einer Haushofer-Vorlage; die gleichnamige Novelle, welche 1958 – fünf Jahre vor dem großen Erfolg "Die Wand" – veröffentlicht wurde, schildert die (Zer-)Störung einer wohlsituierten Familie durch das Eintreffen der titelgebenden jungen Frau – erzählt aus der Ich-Perspektive der Ehegattin und zweifachen Mutter. Wie schon in der Adaption von "Die Wand" hat Martina Gedeck die Hauptrolle übernommen – und liefert eine gewohnt intensive Leistung.
Die teilweise enigmatischen Geschehnisse werden uns aus der Rückschau, als Reflexions- und Verarbeitungsprozess der Protagonistin Anna präsentiert. Via voice-over hören wir die Gedanken der unglücklichen Familienmutter, die das Vergangene zu Papier bringen will, um damit abschließen zu können. Dank der ausdrucksstarken Stimme von Martina Gedeck sowie deren Mienenspiel, welches trotz Zurückhaltung stets spannungsreich ausfällt, sind diese Passagen überaus gelungen. Und auch die Interaktionen zwischen den Figuren werden interessant gestaltet: Die Inszenierung lässt uns die Entfremdung zwischen den Familienmitgliedern auf schmerzhafte Art und Weise spüren; die artifiziellen Dialoge verleihen den Begebenheiten etwas extrem Kaltes. Annas Albträume werden in wirkungsvolle Bilder, die bewusst an "Die Wand" erinnern, gefasst; diverse Handlungselemente – etwa die Affäre zwischen Annas Mann Richard und Stella – werden (zunächst) lediglich angedeutet. Der Film widmet sich den Sujets Schuld und Hypokrisie und lässt an manchen Stellen an das Œuvre von Michael Haneke denken, welcher in seinem jüngsten Werk "Happy End" ähnlich hart die Abgründe hinter einer bürgerlichen Fassade zeigte.
Insbesondere die Figur des adoleszenten und introvertierten Sohns Wolfgang – überzeugend verkörpert von dem Leinwanddebütanten Julius Hagg – gibt der Geschichte etwas Modernes: Wolfgang ist Beobachter der Vorfälle und der innerfamiliären Risse – und filmt den Niedergang mit seinem Smartphone. Bemerkenswert ist zudem die Darbietung der 1996 geborenen Mala Emde, die die Tragik der Studentin Stella bezwingend interpretiert.
Fazit: Eine rätselhaft-sperrige, doch durchweg einnehmende Literaturverfilmung mit herausragender Besetzung.
Die teilweise enigmatischen Geschehnisse werden uns aus der Rückschau, als Reflexions- und Verarbeitungsprozess der Protagonistin Anna präsentiert. Via voice-over hören wir die Gedanken der unglücklichen Familienmutter, die das Vergangene zu Papier bringen will, um damit abschließen zu können. Dank der ausdrucksstarken Stimme von Martina Gedeck sowie deren Mienenspiel, welches trotz Zurückhaltung stets spannungsreich ausfällt, sind diese Passagen überaus gelungen. Und auch die Interaktionen zwischen den Figuren werden interessant gestaltet: Die Inszenierung lässt uns die Entfremdung zwischen den Familienmitgliedern auf schmerzhafte Art und Weise spüren; die artifiziellen Dialoge verleihen den Begebenheiten etwas extrem Kaltes. Annas Albträume werden in wirkungsvolle Bilder, die bewusst an "Die Wand" erinnern, gefasst; diverse Handlungselemente – etwa die Affäre zwischen Annas Mann Richard und Stella – werden (zunächst) lediglich angedeutet. Der Film widmet sich den Sujets Schuld und Hypokrisie und lässt an manchen Stellen an das Œuvre von Michael Haneke denken, welcher in seinem jüngsten Werk "Happy End" ähnlich hart die Abgründe hinter einer bürgerlichen Fassade zeigte.
Insbesondere die Figur des adoleszenten und introvertierten Sohns Wolfgang – überzeugend verkörpert von dem Leinwanddebütanten Julius Hagg – gibt der Geschichte etwas Modernes: Wolfgang ist Beobachter der Vorfälle und der innerfamiliären Risse – und filmt den Niedergang mit seinem Smartphone. Bemerkenswert ist zudem die Darbietung der 1996 geborenen Mala Emde, die die Tragik der Studentin Stella bezwingend interpretiert.
Fazit: Eine rätselhaft-sperrige, doch durchweg einnehmende Literaturverfilmung mit herausragender Besetzung.
Andreas Köhnemann
TrailerAlle "Wir töten Stella"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Wir töten Stella"
Land: DeutschlandJahr: 2017
Genre: Drama
Originaltitel: Killing Stella
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 18.01.2018
Regie: Julian Pölsler
Darsteller: Katja Bellinghausen, Nicole R. Beutler, Matthias Brandt als Richard, Mala Emde als Stella, Martina Gedeck als Anna
Kamera: Jrp Artman, Walter Kindler
Verleih: AV Visionen, Picture Tree International GmbH
Verknüpfungen zu "Wir töten Stella"Alle anzeigen
Trailer