Die Lebenden reparieren (2016)
Réparer les Vivants
Drama: Ein junger Mann ist nach einem Autounfall hirntot – und dessen Eltern müssen entscheiden, ob seine Organe gespendet werden sollen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Als der 19-jährige Simon (Gabin Verdet) das Zimmer seiner Freundin Juliette (Galatéa Bellugi) des Nachts durch das Fenster verlässt, begibt er sich mit seinen Kumpels Johan (Titouan Alda) und Chris (Andranic Manet) an den Strand zum Surfen. Auf dem Rückweg hat das junge Trio einen Autounfall – woraufhin Simon, der nicht angeschnallt war, nach einem Schädel-Hirn-Trauma und anschließender Hirnblutung in ein tiefes Koma fällt. Für eine lebensrettende Operation ist es zu spät; Simon ist hirntot und wird nur noch von Maschinen am Leben erhalten. Der Arzt Pierre Révol (Bouli Lanners) muss den getrennt lebenden Eltern Marianne (Emmanuelle Seigner) und Vincent (Kool Shen) die Nachricht überbringen; überdies erklärt der Assistenzarzt Thomas Rémige (Tahar Rahim) dem Paar, dass Simons andere Organe noch funktionieren und daher eine Organspende möglich wäre. Die herzkranke Claire Méjean (Anne Dorval) steht derweil auf der Warteliste für ein Spenderorgan; sie verbringt Zeit mit ihren Söhnen Maxime (Finnegan Oldfield) und Sam (Théo Cholbi) und trifft ihre Ex-Partnerin Anne (Alice Taglioni) wieder.
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Filmkritik
"Die Lebenden reparieren" ist nach "Ein starkes Gift" (2010) und "Die unerschütterliche Liebe der Suzanne" (2013) die dritte Langfilm-Regiearbeit der in Abidjan geborenen Katell Quillévéré. Zusammen mit Gilles Taurand adaptierte sie den gleichnamigen, vielfach preisgekrönten Roman von Maylis De Kerangal – und schuf ein überaus empathisch erzähltes und berückend in Szene gesetztes Werk über ein sehr schwieriges Sujet.
Die Geschichte befasst sich mit dem Thema Organspende – wie Angehörige von Verstorbenen mit der Frage, ob eine Transplantation durchgeführt werden soll, konfrontiert werden, wie Erkrankte und deren Umfeld auf ein rettendes Spenderorgan warten, wie der Prozess koordiniert und das Organ schließlich entnommen, transportiert und implantiert wird. Dabei gelingt Quillévéré die Mischung aus dramatischen und dokumentarisch anmutenden Momenten. Die Passagen im OP-Saal sowie die Situationen, die sich dem von Personalmangel geprägten Krankenhausalltag widmen, wirken authentisch; darüber hinaus findet die Ko-Drehbuchautorin und Regisseurin aber auch immer wieder die Zeit und den Raum für Poetisches, indem sie zeigt, wonach die Figuren sich sehnen. Mit ihrem Kameramann Tom Harari, mit welchem Quillévéré schon ihre beiden Vorgängerfilme realisierte, lässt sie großartige Bilder entstehen, die durch Alexandre Desplats elegische Musik stimmig untermalt werden. Bereits die Einstiegssequenz ist eine Wucht – wenn der junge Simon aus dem Zimmerfenster seiner Freundin Juliette ins Dunkel der Nacht und direkt auf sein Fahrrad springt, einem Kumpel auf dem Skateboard begegnet und alsbald zu einem weiteren Freund in den Lieferwagen steigt, um sich auf dem Surfbrett in die Wellen des Meeres zu werfen. Ebenso ist die erste Begegnung zwischen Simon und Juliette, die in einer Rückblende eingefangen wird, voller Zauber.
Nicht minder beeindruckend ist das Schauspiel. Emmanuelle Seigner ("Frantic") liefert als Mutter, die ihren Sohn verliert, eine ergreifende Leistung – gerade weil sie eher still und zurückgenommen, niemals überzogen agiert. Tahar Rahim ("Ein Prophet") bildet als Koordinator des Vorgangs das mitfühlende Zentrum – und auch Anne Dorval ("I Killed My Mother"), deren Rolle als Empfängerin des Spenderorgans im Vergleich zum Roman mehr Hintergrund erhalten hat, kann mit ihrer Darbietung bis zur lebensbejahenden Schlusseinstellung des Films vollauf überzeugen. Zudem ist "Die Lebenden reparieren" bis in die Nebenparts hinein – etwa mit Monia Chokri ("Herzensbrecher") oder Alice Taglioni ("Paris-Manhattan") – sehr gut besetzt.
Fazit: Ein Film, der die Tragik und die Schönheit des Lebens würdevoll zusammenbringt – in einer virtuosen Bildsprache und unterstützt von einem erstklassigen Ensemble.
Die Geschichte befasst sich mit dem Thema Organspende – wie Angehörige von Verstorbenen mit der Frage, ob eine Transplantation durchgeführt werden soll, konfrontiert werden, wie Erkrankte und deren Umfeld auf ein rettendes Spenderorgan warten, wie der Prozess koordiniert und das Organ schließlich entnommen, transportiert und implantiert wird. Dabei gelingt Quillévéré die Mischung aus dramatischen und dokumentarisch anmutenden Momenten. Die Passagen im OP-Saal sowie die Situationen, die sich dem von Personalmangel geprägten Krankenhausalltag widmen, wirken authentisch; darüber hinaus findet die Ko-Drehbuchautorin und Regisseurin aber auch immer wieder die Zeit und den Raum für Poetisches, indem sie zeigt, wonach die Figuren sich sehnen. Mit ihrem Kameramann Tom Harari, mit welchem Quillévéré schon ihre beiden Vorgängerfilme realisierte, lässt sie großartige Bilder entstehen, die durch Alexandre Desplats elegische Musik stimmig untermalt werden. Bereits die Einstiegssequenz ist eine Wucht – wenn der junge Simon aus dem Zimmerfenster seiner Freundin Juliette ins Dunkel der Nacht und direkt auf sein Fahrrad springt, einem Kumpel auf dem Skateboard begegnet und alsbald zu einem weiteren Freund in den Lieferwagen steigt, um sich auf dem Surfbrett in die Wellen des Meeres zu werfen. Ebenso ist die erste Begegnung zwischen Simon und Juliette, die in einer Rückblende eingefangen wird, voller Zauber.
Nicht minder beeindruckend ist das Schauspiel. Emmanuelle Seigner ("Frantic") liefert als Mutter, die ihren Sohn verliert, eine ergreifende Leistung – gerade weil sie eher still und zurückgenommen, niemals überzogen agiert. Tahar Rahim ("Ein Prophet") bildet als Koordinator des Vorgangs das mitfühlende Zentrum – und auch Anne Dorval ("I Killed My Mother"), deren Rolle als Empfängerin des Spenderorgans im Vergleich zum Roman mehr Hintergrund erhalten hat, kann mit ihrer Darbietung bis zur lebensbejahenden Schlusseinstellung des Films vollauf überzeugen. Zudem ist "Die Lebenden reparieren" bis in die Nebenparts hinein – etwa mit Monia Chokri ("Herzensbrecher") oder Alice Taglioni ("Paris-Manhattan") – sehr gut besetzt.
Fazit: Ein Film, der die Tragik und die Schönheit des Lebens würdevoll zusammenbringt – in einer virtuosen Bildsprache und unterstützt von einem erstklassigen Ensemble.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Die Lebenden reparieren"
Land: Frankreich, BelgienWeitere Titel: heal the living
Jahr: 2016
Genre: Drama
Originaltitel: Réparer les Vivants
Länge: 103 Minuten
Kinostart: 07.12.2017
Regie: Katell Quillévéré
Darsteller: Tahar Rahim als Thomas Rémige, Emmanuelle Seigner als Marianne, Anne Dorval als Claire Méjean, Bouli Lanners als Doktor Pierre Révol, Kool Shen als Vincent
Kamera: Tom Harari
Verleih: Central Film, Wild Bunch
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News
TV-Tipp für Dienstag (23.2.): Hat Gabin Verdet ein Herz für Anne Dorval?
3sat zeigt "Die Lebenden reparieren"
3sat zeigt "Die Lebenden reparieren"