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FBW-Bewertung: Sommerhäuser (2017)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

Der Stadtrand von München im Sommer 1976. Es ist heiß. Wie viele Jahre zuvor verbringen drei Generationen einer Großfamilie einige ungestörte Wochen in den Sommerhäusern des idyllischen Gemeinschaftsgartens. In diesem Jahr ist etwas anders. In diesem Jahr ist Gartenbesitzerin Oma Sophie gestorben.
Gleich zu Beginn des Films zerreißt ein Donnerschlag die Stille. Ausgerechnet am Beerdigungstag der Oma trifft es einen der alten Bäume auf dem Grundstück. Ein böses Vorzeichen? ? Die ältere Generation der Familie ist sich nicht sicher.
Was in Sonja Maria Kröners Debütlangfilm anfänglich noch ein wenig bühnenhaft wirkt, erweitert sich geschwind zu einem atmosphärisch ungeheuerlich dichten Familienporträt aus den 70er Jahren. Dafür hat sie auf ein ausgezeichnetes Ensemble zurückgreifen können. Laura Tonke, Mavie Hörbiger, Ursula Werner, Christine Schorn und Günther Maria Halmer, um nur einige zu nennen, lassen den Zuschauer an den kleinen Spannungen und schwelenden Konflikten einer Familie perfekt teilhaben.
Der Film betrachtet das Geschehen zumeist aus Augenhöhe der Kinder. Folgerichtig blendet Kröner langatmige Unterhaltungen aus, wenn interessantere Dinge den imaginären, kognitiven Kindeshorizont kreuzen. Und diese Dinge finden sich zuhauf. Von unheimlichen Nachbargärten über angriffslustige Wespen, bis hin zur medial ausgeschlachteten Hatz auf einen Kindesentführer, der Fantasie der kleinen Akteure sind kaum Grenzen gesetzt, auch wenn das Beklemmende in SOMMERHÄUSER stets spürbar ist.
Ein Horrormovie ist SOMMERHÄUSER dennoch nicht. Im Gegenteil: Kröners Film findet den haarfeinen Grad zwischen Drama und Komödie. Der Film schwelgt in Erinnerungen an eine vergangene Zeit, erzählt von Geburtstagen mit Erdbeerrolle und Frankfurter Kranz, Tantenbesuchen und einem Wettbewerb im Wespentöten. Die Stimmung stimmt, die Ausstattung auch, in diesem Großfamiliengarten gehen die Uhren anders. Die Jury lobte Kröners liebevollen Blick für die Details. Von der Gießkanne über Wahlplakate bis hin zur Hollywoodschaukel lässt die Regisseurin die Siebziger wieder auferstehen. Mit angenehmem Gänsehauteffekt, aber frei von romantisierenden Attitüden.
Das, was die Ausstattung auf der visuellen Ebene leistet, das leistet das Sounddesign auf der akustischen Ebene. Fallendes Laub, summende Insekten ein Benzinrasenmäher oder das ferne Dröhnen eines Flugzeuges, SOMMERHÄUSER ist hyperrealistisch. Aber immer wieder stören die Feindseligkeiten der Erwachsenen das vermeintliche Idyll. Der Garten soll verkauft werden. Vorbei wäre es dann mit der faulen Sommerzeit. Aber wie wird der Erlös geteilt? Und wie bei den Erwachsenen, wachsen auch Neid und Argwohn unter den Kindern. Ein Baumhaus ist hier Stein des Anstoßes. Wer darf es nutzen und wer nicht?
Dass der Filmüberhaupt keinen Score hat, ist der Jury erst aufgefallen, als zu guter Letzt ein altmodischer Plattenspieler Bobby Solos ?Una Lacrima Sul Viso? spielt. So authentisch und mitreißend erzählen Regisseurin Kröner und ihr Team die Geschichte. SOMMERHÄUSER, so urteilte die Jury, zeigt wie durchdas gekonnte Zusammenspiel aller am Film Beteiligten, ein dichtes, spannendes Werk entsteht.




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