Leaning into the Wind - Andy Goldsworthy (2017)
Thomas Riedelsheimers zweiter Dokumentarfilm über den britischen Land-Art-Künstler Andy GoldsworthyKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der britische Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy arbeitet nur mit Naturmaterialien. Er errichtet Skulpturen aus Stein und Holz, fügt Formen, die er in der Landschaft findet, eigene hinzu. Er legt gelbe Blätter auf Steine, so dass sie wie angemalt leuchten. Er spürt der Geschichte und von Menschen geschaffenen Atmosphäre einer Landschaft nach. In einer Gegend mit alten Steinmauern errichtet er ein Kunstwerk, das Teil einer Mauer ist, um das Trennende zu ergründen. In Brasilien inspirieren ihn die Lehmböden der Dorfhütten dazu, Objekte mit Lehm zu ummanteln.
Goldsworthy klettert waagerecht durch Baumhecken, legt sich, bevor es regnet, auf die Erde, um einen Körperabdruck zu hinterlassen, wenn er aufsteht. Oder er stemmt sich frontal gegen den Wind, bis dieser ihn umwirft. Der Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer begleitet den in Schottland lebenden Künstler zu verschiedenen Stätten, an denen er seine zum Teil rasch vergänglichen Kunstwerke errichtet.
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Filmkritik
Der deutsche Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer hat den britischen Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy bereits 2001 in "Rivers and Tides" porträtiert. Nun schaut er ihm beim Arbeiten ein zweites Mal über die Schulter und lässt ihn erklären, was ihn zu seinen oft sehr vergänglichen Kunstwerken aus Naturmaterialien inspiriert. Der mittlerweile 61-jährige Künstler findet nicht nur auf der britischen Insel Motive, die ihn faszinieren, sondern auch in fernen Ländern. Seine Kunstwerke werden in der Regel Teil der Landschaft an entlegenen Orten, wie ein witziger persönlicher Stempel oder ein Dialog mit dem Vorgefundenen.
Brasilien, Schottland, England, Spanien, New England in den USA, Südfrankreich, Gabun – jede Landschaft, die der Naturliebhaber Goldsworthy durchstreift und für sich entdeckt, übt auf ihn eine besondere Magie aus. War es früher für die Bauern hier hart, dem Boden etwas abzutrotzen? Wie wirkt eine alte Steinmauer, die früher bewirtschaftete Felder trennte, heute mitten im Wald, der sich das Terrain erobert hat? Was lässt sich mit einer alten Ulme anstellen, die umkippte und nun quer über einem Bach liegt, bis ihr Holz vollständig verrottet? Der weißhaarige Mann hat überall Ideen, die unglaublich verspielt und auch lustig wirken. Mal benötigt er für ein aufwändiges Werk einen Tross von Arbeitern, mal gibt er sich ganz allein der Magie eines Moments hin und pustet gelbe Blätter aus seinem Mund in die Luft. Dann ist die Handlung selbst das Kunstwerk.
Niemand außer Goldsworthy selbst gibt in diesem Film Auskunft über seine Arbeitsweise und Sicht der Dinge. So sagt er beispielsweise, dass er seinen künstlerischen Ansatz nicht an der Kunsthochschule entwickelte, sondern erste Anregungen bei der Arbeit auf dem Bauernhof fand. Einmal liebäugelt er damit, seine Spuren in festes Gestein, anstatt wie sonst nur in Treibgut oder Fundstücke einzugravieren, aber dann kommt ihm das doch wie ein Sakrileg vor.
Die fertigen Kunstwerke, die sich wie verdichtete, verfremdete Symbole des landschaftlichen Charakters oder wie kleine Geschenke an die Natur vor Ort ausnehmen, bedürfen keiner Erklärung. Denn sie verblüffen mit ihrer Schönheit und scheinen keinen besonderen Zweck zu verfolgen. Die Musikbegleitung von Fred Frith spiegelt den experimentellen Charakter dieser Kunst passend. Riedelsheimers Film offenbart dem Publikum sehr sinnlich den Erlebnis- und Überraschungscharakter von Goldsworthys Werken.
Fazit: Zum zweiten Mal schaut der Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer dem britischen Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy beim Arbeiten über die Schulter und hält seine oft rasch vergänglichen Werke mit der Kamera fest. Mit seinen Objekten aus Naturmaterialien oder indem er sich als Performer einbringt, der mit den Elementen spielt, tritt der Künstler in einen Dialog mit ganz unterschiedlichen Landschaften. Riedelsheimer lässt mit seinem schönen Film den Funken der Faszination für Goldsworthys verblüffende und oft auch schalkhafte Werke auf das Publikum überspringen.
Brasilien, Schottland, England, Spanien, New England in den USA, Südfrankreich, Gabun – jede Landschaft, die der Naturliebhaber Goldsworthy durchstreift und für sich entdeckt, übt auf ihn eine besondere Magie aus. War es früher für die Bauern hier hart, dem Boden etwas abzutrotzen? Wie wirkt eine alte Steinmauer, die früher bewirtschaftete Felder trennte, heute mitten im Wald, der sich das Terrain erobert hat? Was lässt sich mit einer alten Ulme anstellen, die umkippte und nun quer über einem Bach liegt, bis ihr Holz vollständig verrottet? Der weißhaarige Mann hat überall Ideen, die unglaublich verspielt und auch lustig wirken. Mal benötigt er für ein aufwändiges Werk einen Tross von Arbeitern, mal gibt er sich ganz allein der Magie eines Moments hin und pustet gelbe Blätter aus seinem Mund in die Luft. Dann ist die Handlung selbst das Kunstwerk.
Niemand außer Goldsworthy selbst gibt in diesem Film Auskunft über seine Arbeitsweise und Sicht der Dinge. So sagt er beispielsweise, dass er seinen künstlerischen Ansatz nicht an der Kunsthochschule entwickelte, sondern erste Anregungen bei der Arbeit auf dem Bauernhof fand. Einmal liebäugelt er damit, seine Spuren in festes Gestein, anstatt wie sonst nur in Treibgut oder Fundstücke einzugravieren, aber dann kommt ihm das doch wie ein Sakrileg vor.
Die fertigen Kunstwerke, die sich wie verdichtete, verfremdete Symbole des landschaftlichen Charakters oder wie kleine Geschenke an die Natur vor Ort ausnehmen, bedürfen keiner Erklärung. Denn sie verblüffen mit ihrer Schönheit und scheinen keinen besonderen Zweck zu verfolgen. Die Musikbegleitung von Fred Frith spiegelt den experimentellen Charakter dieser Kunst passend. Riedelsheimers Film offenbart dem Publikum sehr sinnlich den Erlebnis- und Überraschungscharakter von Goldsworthys Werken.
Fazit: Zum zweiten Mal schaut der Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer dem britischen Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy beim Arbeiten über die Schulter und hält seine oft rasch vergänglichen Werke mit der Kamera fest. Mit seinen Objekten aus Naturmaterialien oder indem er sich als Performer einbringt, der mit den Elementen spielt, tritt der Künstler in einen Dialog mit ganz unterschiedlichen Landschaften. Riedelsheimer lässt mit seinem schönen Film den Funken der Faszination für Goldsworthys verblüffende und oft auch schalkhafte Werke auf das Publikum überspringen.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Leaning into the Wind - Andy Goldsworthy"
Land: GroßbritannienJahr: 2017
Genre: Dokumentation
Länge: 90 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 14.12.2017
Regie: Thomas Riedelsheimer
Darsteller: Andy Goldsworthy, Holly Goldsworthy
Kamera: Thomas Riedelsheimer
Verleih: Piffl Medien