FBW-Bewertung: Die Vierhändige (2017)
Prädikat besonders wertvoll
Jurybegründung: Während es im deutschen TV vor Krimis und Thrillern nur so wimmelt, nimmt sich der deutsche Kinofilm nur selten dieses Genres an und noch rarer sind dabei Psychothriller.Ein herausragend konstruiertes Drehbuch lieferte die Grundlage für die Geschichte um die beiden Schwestern Jessica und Sophie, deren Leben von Kindheit an untrennbar verbunden ist. Dies nicht nur durch ihre gemeinsame Leidenschaft für das Pianospiel begründet, sondern auch durch das alptraumhafte Erlebnis, als Kinder Zeugen eines Verbrechens geworden zu sein.Die zwei Jahre ältere Jessica fühlt sich seit dieser schrecklichen Tat geradezu zwanghaft als Schutzbefohlene für ihre jüngere Schwester Sophie verpflichtet. Als der Täter von damals nach zwanzig Jahren aus der Haft entlassen wird, nimmt Jessicas Schutzbedürfnis extrem paranoide Züge an. Beieinem Autounfall der Beiden stirbt Jessica. Nun nimmt der Psycho- bzw. Drama-Thriller Fahrt auf. Mehr und mehr verliert Sophie in totalen Blackouts die Kontrolle über Kopf und Körper und nimmt den Zuschauer auf eine Achterbahn der Gefühle mit.
Psychologisch extrem spannend verfolgt man die Vermischung der Identitäten, schwankend zwischen schizophrenen Attacken und Schuldgefühlen. Das ist raffiniert entwickelt und von der Regie sehr konsequent interpretiert. Als Glücksfall für den Film gilt die Besetzung mit Frida-Lovisa Hamann und Friederike Becht als Schwestern und Christoph Letkowski als Helfer in derNot, die ihre Rollen auf höchstem Niveau zu verkörpern wissen.
Eine vorzügliche Kamera mit bester Lichtarbeit vor allem bei den überwiegend bei Nacht spielenden Szenen und eine sehr präzise Montage sind weitere positive handwerkliche Leistungen bei diesem gelungenen Mix aus Mystery, Thriller und Drama.
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)