Hereinspaziert! (2017)
À bras ouverts
Roma-Familie zieht bei französischem Intellektuellem ein. Da sind Probleme vorprogrammiert.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Jean-Etienne (Christian Clavier) ist erfolgreicher Buch-Autor, der in seinen Werken immer wieder deutliche Gesellschaftskritik übt. Der überzeugte Linke fordert meist mehr Verantwortung vom Einzelnen und gegenseitigen Respekt. So wie in seinem neuen Buch, in dem er dazu auffordert, dass die Intellektuellen im Land mehr Mitgefühl mit Armen und Obdachlosen zeigen sollten. So sollten die Eliten die Ärmsten der Armen im Notfall durchaus auch bei sich zu Hause wohnen lassen. Zu Jean-Etiennes Überraschung wird er in einer TV-Sendung aufgefordert, doch selbst mit gutem Beispiel voranzugehen und Fremde bei sich aufzunehmen. Am nächsten Tag steht dann tatsächlich eine Roma-Familie vor seiner Tür. Jean-Etienne und seine Frau Daphné (Elsa Zylberstein) nehmen die Neuankömmlinge notgedrungen bei sich auf. Es kommt zum Clash der Kulturen.
Bildergalerie zum Film "Hereinspaziert!"
Hier streamen
Filmkritik
Das Dreamteam um Hauptdarsteller Christian Clavier und Regisseur Philippe de Chauveron hat bereits in der Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet. 2014 realisierten sie den Publikums-Erfolg "Monsieur Claude und seine Töchter". Schon damals richteten sie sich gegen alltäglichen, von rechts kommenden Rassismus in der französischen Gesellschaft. In "Hereinspaziert!" bekommen die Linken ihr Fett weg. De Chauveron arbeitet schon seit Beginn der 00er-Jahre erfolgreich als Drehbuchautor. Aber erst mit "Monsieur Claude und seine Töchter" gelang ihm der weltweite Durchbruch. Der Film zählt mit über zehn Millionen Kinobesuchern in seiner Heimat, bis heute zu den erfolgreichsten Kinofilmen Frankreichs.
Eigentlich sollte es das Ziel einer Komödie wie "Hereinspaziert!" sein, gesellschaftliches Schubladendenken sowie allgemeingültige Klischees offenzulegen. Und – etwa im Fall einer schwarzhumorigen, bissigen Satire – diese hemmungslos zu überzeichnen bzw. auf die Spitze zu treiben. Leider gelingt "Hereinspaziert!" weder das eine noch das andere. Um die Vorurteile im Denken der Menschen anzuprangern, ist er schlicht nicht böse und sarkastisch genug. Und überspitzt stellt er die Allgemeinplätze und Klischees leider auch nicht da, weil der Film diese letztlich nur bedient. Ohne einen Hauch von Subtilität. Das Todesurteil für eine Komödie dieser Art.
Das beginnt schon damit, dass die wohlhabenden Linken – natürlich – in luxuriösesten Verhältnissen hausen: in einer riesigen, schicken Villa mit üppigem Garten. Wenn sich die Roma-Familie (zunächst) im Garten einnistet, dann ergibt sich ein trauriges Bild der Gegensätze, das aber wie erwähnt das Schablonendenken der Menschen nur weiter nährt anstatt kritisch zu hinterfragen: denn gegenüber der weißen Prunk-Villa steht bald direkt der kümmerliche Wohnwagen der Roma, in dem diese zu Neunt und – viel zu beengt – hausen. Dass heute aber längst nicht mehr alle Roma so leben und, wie in einer Szene des Films klar ausgesprochen wird, "im Dreck wühlen", stellt der Film natürlich nicht klar. Leider.
Und leider sind dies auch nicht die einzigen Vorurteilen, die bedient werden: die Roma erscheinen als Personen, für die keine gesellschaftlichen Normen und Konventionen gelten, die stehlen, betteln, keiner Arbeit nachgehen und unangenehm riechen. Und deren liebste Freizeitbeschäftigung darin zu bestehen scheint, fröhliche Lieder zu singen. Hinzu kommt, dass der Film, einige seiner Figuren regelrecht diffamierend und äußerst fragwürdig zeichnet bzw. darstellt. Bestes (oder besser: schlechtestes) Beispiel: der indische Butler der Familie, der mit der rassistischsten aller Fratzen aufwartet: dem Blackfacing. Also dem bewussten Schminken von weißen Menschen oder in diesem Fall Schauspielern, mit schwarzer Farbe. Das ist würdelos. Das einzig halbwegs Positive am Film sind die spielfreudig und leidenschaftlich agierenden Christian Clavier und Elsa Zylberstein als Jean-Etiennes eingebildete, fremdenfeindliche Filmfrau.
Fazit: Leider bedient die am Ende viel zu harmlose und wenig subtile Rassismus-Komödie jedes nur denkbare Klischee über wohlhabende Linke, reiche Intellektuelle sowie Sinti und Roma – anstatt diese kritisch zu hinterfragen und satirisch zu überzeichnen.
Eigentlich sollte es das Ziel einer Komödie wie "Hereinspaziert!" sein, gesellschaftliches Schubladendenken sowie allgemeingültige Klischees offenzulegen. Und – etwa im Fall einer schwarzhumorigen, bissigen Satire – diese hemmungslos zu überzeichnen bzw. auf die Spitze zu treiben. Leider gelingt "Hereinspaziert!" weder das eine noch das andere. Um die Vorurteile im Denken der Menschen anzuprangern, ist er schlicht nicht böse und sarkastisch genug. Und überspitzt stellt er die Allgemeinplätze und Klischees leider auch nicht da, weil der Film diese letztlich nur bedient. Ohne einen Hauch von Subtilität. Das Todesurteil für eine Komödie dieser Art.
Das beginnt schon damit, dass die wohlhabenden Linken – natürlich – in luxuriösesten Verhältnissen hausen: in einer riesigen, schicken Villa mit üppigem Garten. Wenn sich die Roma-Familie (zunächst) im Garten einnistet, dann ergibt sich ein trauriges Bild der Gegensätze, das aber wie erwähnt das Schablonendenken der Menschen nur weiter nährt anstatt kritisch zu hinterfragen: denn gegenüber der weißen Prunk-Villa steht bald direkt der kümmerliche Wohnwagen der Roma, in dem diese zu Neunt und – viel zu beengt – hausen. Dass heute aber längst nicht mehr alle Roma so leben und, wie in einer Szene des Films klar ausgesprochen wird, "im Dreck wühlen", stellt der Film natürlich nicht klar. Leider.
Und leider sind dies auch nicht die einzigen Vorurteilen, die bedient werden: die Roma erscheinen als Personen, für die keine gesellschaftlichen Normen und Konventionen gelten, die stehlen, betteln, keiner Arbeit nachgehen und unangenehm riechen. Und deren liebste Freizeitbeschäftigung darin zu bestehen scheint, fröhliche Lieder zu singen. Hinzu kommt, dass der Film, einige seiner Figuren regelrecht diffamierend und äußerst fragwürdig zeichnet bzw. darstellt. Bestes (oder besser: schlechtestes) Beispiel: der indische Butler der Familie, der mit der rassistischsten aller Fratzen aufwartet: dem Blackfacing. Also dem bewussten Schminken von weißen Menschen oder in diesem Fall Schauspielern, mit schwarzer Farbe. Das ist würdelos. Das einzig halbwegs Positive am Film sind die spielfreudig und leidenschaftlich agierenden Christian Clavier und Elsa Zylberstein als Jean-Etiennes eingebildete, fremdenfeindliche Filmfrau.
Fazit: Leider bedient die am Ende viel zu harmlose und wenig subtile Rassismus-Komödie jedes nur denkbare Klischee über wohlhabende Linke, reiche Intellektuelle sowie Sinti und Roma – anstatt diese kritisch zu hinterfragen und satirisch zu überzeichnen.
Björn Schneider
TrailerAlle "Hereinspaziert!"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Hereinspaziert!"
Land: FrankreichJahr: 2017
Genre: Komödie
Originaltitel: À bras ouverts
Länge: 92 Minuten
Kinostart: 21.09.2017
Regie: Philippe de Chauveron
Darsteller: Christian Clavier als Jean-Etienne Fougerole, Ary Abittan als Babik, Elsa Zylberstein als Daphné Fougerole, Cyril Lecomte als Erwan Berruto, Nanou Garcia als Isabelle Cheroy
Kamera: Philippe Guilbert
Verleih: Central Film, Universum Film
Verknüpfungen zu "Hereinspaziert!"Alle anzeigen
News
Deutsche Filmstarts: Können die "Kingsmen" es noch?
LEGO-Figuren kehren mit "Ninjago Movie" zurück
LEGO-Figuren kehren mit "Ninjago Movie" zurück
Trailer