Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017)
Three Billboards Outside Ebbing Missouri
Eine Frau geht ihren Weg: US-amerikanisches Kriminaldrama, in dem eine verzweifelte Mutter nach dem Mord an ihrer Tochter das Gesetz selbst in die Hand nimmt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Mildred Hayes (Frances McDormand) ist zu allem entschlossen. Sieben Monate sind seit der brutalen Ermordung ihrer Tochter Angela (Kathryn Newton) vergangen, Ergebnisse gibt es keine, ja nicht einmal einen Verdächtigen haben Sheriff Willoughby (Woody Harrelson) und sein Team um den rassistischen und homophoben Officer Jason Dixon (Sam Rockwell) ausfindig gemacht. Um die Ermittlungen wieder ins Rollen zu bringen, mietet Mildred von Red Welby (Caleb Landry Jones) drei alte Werbetafeln, auf denen sie die Polizei in riesigen Lettern der Untätigkeit bezichtigt und damit prompt in den Nachrichten landet.
Während der Sheriff das Gespräch mit Mildred sucht, lässt Dixon die Fäuste sprechen. In einer Spirale der Gewalt teilt auch Mildred gehörig aus und liegt nicht immer richtig. Mit ihrer schroffen Vorgehensweise erntet sie von allen Seiten Unverständnis – ob vom Pfarrer (Nick Searcy), vom Zahnarzt (Jerry Winsett), von ihrem gewalttätigen Exmann Charlie (John Hawkes) oder dem eigenen Sohn Robbie (Lucas Hedges). Hilfe erhält sie von den Außenseitern ihres Heimatstädtchens Ebbing, allen voran vom kleinwüchsigen James (Peter Dinklage), sowie von anderer Stelle, mit der sie nicht gerechnet hätte.
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Filmkritik
Dass Mann sich mit dieser Frau besser nicht anlegt, verrät bereits ihr Äußeres. An Mildred Hayes Erscheinung, ihrem breitbeinigen Gang, dem wettergegerbten Gesicht und den nachlässig frisierten Haaren, ist nichts damenhaft. Selbst zum Dinner im Restaurant legt sie ihren Blaumann und das gepunktete Kopftuch nicht ab und erinnert damit unweigerlich an J. Howard Millers berühmtes Poster aus dem Zweiten Weltkrieg. Wie dessen Figur, die seinerzeit die Arbeitsmoral steigern sollte, von der Popkultur aber längst zur feministischen Ikone umgedeutet wurde, krempelt auch Mildred die Ärmel hoch und packt an. Aus dem "Wir" des Originalslogans "We Can Do It!" wird in Martin McDonaghs rabenschwarzem Kriminaldrama ein "Ich". Denn ihren Weg geht diese von Arbeit, Missbrauch und Trauer Verhärmte ganz allein. Frances McDormand spielt das ganz wunderbar, nicht zuletzt dank des bis in die kleinste Nebenrolle erstklassig besetzten Ensembles, an dem sie sich formidabel abarbeitet.
In seinem dritten Spielfilm bleibt bei Martin McDonagh im Grunde alles beim Alten. Wie in "Brügge sehen … und sterben?" (2008) und "7 Psychos" (2012) erzählt er mit viel schwarzem Humor und einem Hoffnungsschimmer von einer düsteren Welt voll ambivalenter Figuren. Im Städtchen Ebbing, in dem Rassismus, Sexismus und Homophobie grassieren, ist keiner ausschließlich gut oder böse. Jeder hat seine Gründe, die das Publikum nachvollziehen kann. Erneut ist die Geschichte klug und wendungsreich geschrieben. Im Mittleren Westen der USA angesiedelt und mit Frances McDormand in der Hauptrolle, erinnert McDonagh dieses Mal – auch wegen Ben Davis perfekt kadrierter und ausgeleuchteter Bilder und Carter Burwells stimmungsvoller Musik – noch deutlicher an die Coen Brüder. Den Vergleich braucht der Regisseur und Drehbuchautor nicht zu scheuen. Schließlich ist sein jüngster Film an den maßgeblichen Stellen stets einen Tick besser als seine Vorgänger.
Der entscheidende Faktor, der "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" bereits vier Golden Globes und nun auch sieben Oscarnominierungen einbrachte, ist seine gesellschaftliche Relevanz. Die Mörder, Kleinkriminellen und gescheiterten Filmemacher aus McDonaghs bisherigen Geschichten hatten mehr mit dem Genrekino als dem Leben gemein. Zwar ist auch "Three Billboards" tief im Krimi und Western verwurzelt, erzählt aber von den Menschen nebenan mit all ihren Fehlern. Selbst Mildred, so sehr die Zuschauer auch auf ihrer Seite sein mögen, ist keine liebenswerte Figur und von einer liberalen Vorkämpferin weit entfernt. Ganz im Gegenteil! Ihre Einstellung etwa zur Selbstjustiz steht dem konservativen Denken ihrer Gegner beängstigend nahe. Eigensinnig und schroff kämpft sie in erster Linie gegen ihre Trauer und für sich selbst. Die Hilfe anderer anzunehmen, muss sie erst noch lernen. Bei aller Wut ist sie, wie alle anderen Figuren, aber auch zu Einsicht und Mitgefühl fähig.
In einem sozialen Klima, das durch die Worte Donald Trumps und die Taten Harvey Weinsteins, durch all die Gewalt gegen Andersdenkende, Andersgläubige, anders liebende und anders aussehende Menschen zunehmend vergiftet wird, trifft "Three Billboards" einen Nerv. Ohne seine Figuren zu verurteilen, zeigt McDonagh die Verwerfungen einer Gesellschaft durch das Brennglas eines vergessenen Landstrichs. Hier herrscht ein rauer Umgangston. Und wer sicht nicht mit Worten zu wehren weiß, teilt mit den Fäusten aus. Bei McDonagh sind das vornehmliche weiße Männer, die sich allen und jedem überlegen fühlen oder ihre eigene Unzulänglichkeit mit ihrer scheinbaren Überlegenheit überspielen. Nicht selten werden sie dabei von den Frauen an ihrer Seite gestützt, bis mit Mildred eine Frau den Spieß genüsslich umdreht.
Fazit: In seinem dritten Spielfilm liefert Martin McDonagh die perfekt Mischung aus spannendem Krimi und schwarzhumorigem Drama, aus Spott und Mitgefühl, aus Ensemble- und Genrekino. "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" ist ein grandios gespieltes, klug geschriebenes und virtuos inszeniertes Werk. Hier ist kein Blick, kein Satz, keine Wendung zu viel. Hier sitzt jede Einstellung und jede Note. Ganz nebenbei verhandelt diese Tragikomödie um die brillante Frances McDormand die Verwerfungen der US-amerikanischen Gesellschaft, ohne ihre Figuren zu verurteilen.
In seinem dritten Spielfilm bleibt bei Martin McDonagh im Grunde alles beim Alten. Wie in "Brügge sehen … und sterben?" (2008) und "7 Psychos" (2012) erzählt er mit viel schwarzem Humor und einem Hoffnungsschimmer von einer düsteren Welt voll ambivalenter Figuren. Im Städtchen Ebbing, in dem Rassismus, Sexismus und Homophobie grassieren, ist keiner ausschließlich gut oder böse. Jeder hat seine Gründe, die das Publikum nachvollziehen kann. Erneut ist die Geschichte klug und wendungsreich geschrieben. Im Mittleren Westen der USA angesiedelt und mit Frances McDormand in der Hauptrolle, erinnert McDonagh dieses Mal – auch wegen Ben Davis perfekt kadrierter und ausgeleuchteter Bilder und Carter Burwells stimmungsvoller Musik – noch deutlicher an die Coen Brüder. Den Vergleich braucht der Regisseur und Drehbuchautor nicht zu scheuen. Schließlich ist sein jüngster Film an den maßgeblichen Stellen stets einen Tick besser als seine Vorgänger.
Der entscheidende Faktor, der "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" bereits vier Golden Globes und nun auch sieben Oscarnominierungen einbrachte, ist seine gesellschaftliche Relevanz. Die Mörder, Kleinkriminellen und gescheiterten Filmemacher aus McDonaghs bisherigen Geschichten hatten mehr mit dem Genrekino als dem Leben gemein. Zwar ist auch "Three Billboards" tief im Krimi und Western verwurzelt, erzählt aber von den Menschen nebenan mit all ihren Fehlern. Selbst Mildred, so sehr die Zuschauer auch auf ihrer Seite sein mögen, ist keine liebenswerte Figur und von einer liberalen Vorkämpferin weit entfernt. Ganz im Gegenteil! Ihre Einstellung etwa zur Selbstjustiz steht dem konservativen Denken ihrer Gegner beängstigend nahe. Eigensinnig und schroff kämpft sie in erster Linie gegen ihre Trauer und für sich selbst. Die Hilfe anderer anzunehmen, muss sie erst noch lernen. Bei aller Wut ist sie, wie alle anderen Figuren, aber auch zu Einsicht und Mitgefühl fähig.
In einem sozialen Klima, das durch die Worte Donald Trumps und die Taten Harvey Weinsteins, durch all die Gewalt gegen Andersdenkende, Andersgläubige, anders liebende und anders aussehende Menschen zunehmend vergiftet wird, trifft "Three Billboards" einen Nerv. Ohne seine Figuren zu verurteilen, zeigt McDonagh die Verwerfungen einer Gesellschaft durch das Brennglas eines vergessenen Landstrichs. Hier herrscht ein rauer Umgangston. Und wer sicht nicht mit Worten zu wehren weiß, teilt mit den Fäusten aus. Bei McDonagh sind das vornehmliche weiße Männer, die sich allen und jedem überlegen fühlen oder ihre eigene Unzulänglichkeit mit ihrer scheinbaren Überlegenheit überspielen. Nicht selten werden sie dabei von den Frauen an ihrer Seite gestützt, bis mit Mildred eine Frau den Spieß genüsslich umdreht.
Fazit: In seinem dritten Spielfilm liefert Martin McDonagh die perfekt Mischung aus spannendem Krimi und schwarzhumorigem Drama, aus Spott und Mitgefühl, aus Ensemble- und Genrekino. "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" ist ein grandios gespieltes, klug geschriebenes und virtuos inszeniertes Werk. Hier ist kein Blick, kein Satz, keine Wendung zu viel. Hier sitzt jede Einstellung und jede Note. Ganz nebenbei verhandelt diese Tragikomödie um die brillante Frances McDormand die Verwerfungen der US-amerikanischen Gesellschaft, ohne ihre Figuren zu verurteilen.
Falk Straub
FBW-Bewertung zu "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"Jurybegründung anzeigen
Mildred Hayes ist wütend. Nach ihrer Auffassung tut die Polizei nichts, um den Täter zu fassen, der vor mehreren Monaten ihre Tochter vergewaltigt und ermordet hat. Die Polizisten foltern lieber Schwarze oder verfolgen Kinder wegen unerlaubten [...mehr]TrailerAlle "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"
Land: USAWeitere Titel: Three Billboards out of Ebbing Missouri
Jahr: 2017
Genre: Drama, Krimi
Originaltitel: Three Billboards Outside Ebbing Missouri
Kinostart: 25.01.2018
Regie: Martin McDonagh
Darsteller: Abbie Cornish, Woody Harrelson als Sheriff Bill Willoughby, Kathryn Newton als Angela, Sam Rockwell als Officer Jason Dixon, Caleb Landry Jones
Kamera: Ben Davis
Verleih: 20th Century Fox
Awards - Oscar 2018Weitere Infos
- Beste Hauptdarstellerin - Frances McDormand
- Bester Nebendarsteller - Sam Rockwell
- Bester Film - Martin McDonagh, Peter Czernin, Graham Broadbent
- Bester Nebendarsteller - Woody Harrelson
- Bestes Originaldrehbuch - Martin McDonagh
- Bester Schnitt - Jon Gregory
- Beste Filmmusik - Carter Burwell
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