Träum was Schönes (2016)
Fai Bei Sogni
Italienisches Drama um einen Mann, der den traumatischen Verlust der Mutter in der Kindheit nicht verwunden hat.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der neunjährige Massimo (Nicolò Cabras) lebt 1969 mit seinen Eltern in Turin. Er hat ein besonders inniges Verhältnis zu seiner liebevollen, aber labilen Mutter (Barbara Ronchi). Eines Abends wünscht sie ihm beim Zubettgehen schöne Träume, bevor sie für immer aus seinem Leben verschwindet. Der Pfarrer behauptet, sie sei im Himmel, doch Massimo weigert sich, seinen Worten zu glauben. Er spricht in der Fantasie mit Belphégor, einer maskierten, bösen Figur aus einer Fernsehserie, die die Mutter mochte. Erst eine Weile später wird der Heranwachsende (Dario Dal Pero) den Vater fragen, wie die Mutter starb, aber auch in seiner Antwort nicht die erhoffte Wahrheit finden.
Massimo blickt sehnsüchtig auf die Mütter anderer Jungen und bleibt auch als Erwachsener (Valerio Mastandrea) einsam. Er wird Journalist, berichtet über Fußball und über den Bosnienkrieg. 1999 kehrt er in die elterliche Wohnung zurück, die er auflösen muss. Wieder suchen ihn die Erinnerungen an die Mutter heim. Aber die Beziehung zur jungen Ärztin Elisa (Bérénice Bejo) gibt Massimo die Kraft, diesmal genauer hinzuschauen.
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Filmkritik
Der italienische Regisseur Marco Bellocchio nimmt mit diesem melancholischen Drama eine tragische Mutter-Sohn-Beziehung unter die Lupe. Bekanntlich haben italienische Söhne oft ein sehr inniges Verhältnis zu ihren Müttern, so dass Massimos Geschichte, die zudem einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten umfasst, auch der italienischen Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Das Drama des Jungen, der nach dem Verlust der Mutter 30 Jahre lang mit seinen Fragen und seinem Schmerz ziemlich allein bleibt, basiert auf dem gleichnamigen, autobiografischen Roman von Massimo Gramellini. Die anhand von häufigen Rückblenden und Zeitsprüngen erzählte Handlung verwebt die äußere Realität mit dem inneren Konflikt des Hauptcharakters zu einem permanenten, weitgehend unausgesprochenen Dialog.
Der kleine Junge liebt seine fröhliche Mutter abgöttisch. Wenn sich ihr Gemüt plötzlich aus unerklärlichen Gründen verfinstert, versteinert seine Miene sofort. Der junge Darsteller Nicolò Cabras spielt das Wechselbad der Gefühle, dem das Kind ausgesetzt ist, hervorragend. Das Thema Psychoanalyse spielt in dieser Geschichte eine zentrale Rolle, denn das Unbewusste sendet dem Jungen schon früh Botschaften, die er sich erst Jahrzehnte später zu entziffern traut. Massimo versteht nicht, warum sein Schulfreund Enrico so schroff zu seiner anhänglichen Mutter ist. Als Journalist wird er später beauftragt, einem Leserbriefschreiber zu antworten, der für seine Mutter Hass empfindet. In beiden Fällen verschließt er sich der Erkenntnis, dass Mütter auch egoistisch und rücksichtslos sein können. Wenn Massimo als Erwachsener durchs Leben irrt, wirkt er immer mehr in seinen Erinnerungen gefangen, als offen für Neues. Valerio Mastandrea stellt den verschlossenen Charakter als sehr passiv dar, als würde er neben sich stehen. In Verbindung mit verschiedenen punktuellen Einblicken in Massimos Berufsleben entsteht im Film eine zwar nachdenkliche, aber auch im Ungewissen verharrende Grundstimmung.
Die Ausdruckskraft der Inszenierung wirkt verhalten. Wer sie erspüren will, muss sich geduldig auf die lange Geschichte einlassen, den halb verborgenen Zauber der Rückblenden zwischen Traum und Wirklichkeit. Mit Erinnerungen an alte Filme und TV-Sendungen sowie mit Musikstücken aus der Ära des Twist und des Rock'n'Roll taucht das Drama auch in vergangene popkulturelle Epochen ein. Es schwimmt eben gerne und mit eigenwilliger Gemächlichkeit gegen den Strom.
Fazit: Marco Bellocchios Verfilmung des gleichnamigen Romans von Massimo Gramellini erzählt von der geheimen Macht einer allzu früh gekappten Mutter-Sohn-Beziehung. Die nichtlineare Handlung folgt den introspektiven Wegen des Hauptcharakters, der sich vor unbewussten Wahrheiten fürchtet. Zugleich hält sie mit ihrem Jahrzehnte umspannenden Zeitraum der italienischen Gesellschaft einen Spiegel vor. Eine verhaltene, zwischen Melancholie und Forschergeist oszillierende Stimmung prägt dieses kontemplative Filmerlebnis, das sich jeglicher Hektik verweigert.
Der kleine Junge liebt seine fröhliche Mutter abgöttisch. Wenn sich ihr Gemüt plötzlich aus unerklärlichen Gründen verfinstert, versteinert seine Miene sofort. Der junge Darsteller Nicolò Cabras spielt das Wechselbad der Gefühle, dem das Kind ausgesetzt ist, hervorragend. Das Thema Psychoanalyse spielt in dieser Geschichte eine zentrale Rolle, denn das Unbewusste sendet dem Jungen schon früh Botschaften, die er sich erst Jahrzehnte später zu entziffern traut. Massimo versteht nicht, warum sein Schulfreund Enrico so schroff zu seiner anhänglichen Mutter ist. Als Journalist wird er später beauftragt, einem Leserbriefschreiber zu antworten, der für seine Mutter Hass empfindet. In beiden Fällen verschließt er sich der Erkenntnis, dass Mütter auch egoistisch und rücksichtslos sein können. Wenn Massimo als Erwachsener durchs Leben irrt, wirkt er immer mehr in seinen Erinnerungen gefangen, als offen für Neues. Valerio Mastandrea stellt den verschlossenen Charakter als sehr passiv dar, als würde er neben sich stehen. In Verbindung mit verschiedenen punktuellen Einblicken in Massimos Berufsleben entsteht im Film eine zwar nachdenkliche, aber auch im Ungewissen verharrende Grundstimmung.
Die Ausdruckskraft der Inszenierung wirkt verhalten. Wer sie erspüren will, muss sich geduldig auf die lange Geschichte einlassen, den halb verborgenen Zauber der Rückblenden zwischen Traum und Wirklichkeit. Mit Erinnerungen an alte Filme und TV-Sendungen sowie mit Musikstücken aus der Ära des Twist und des Rock'n'Roll taucht das Drama auch in vergangene popkulturelle Epochen ein. Es schwimmt eben gerne und mit eigenwilliger Gemächlichkeit gegen den Strom.
Fazit: Marco Bellocchios Verfilmung des gleichnamigen Romans von Massimo Gramellini erzählt von der geheimen Macht einer allzu früh gekappten Mutter-Sohn-Beziehung. Die nichtlineare Handlung folgt den introspektiven Wegen des Hauptcharakters, der sich vor unbewussten Wahrheiten fürchtet. Zugleich hält sie mit ihrem Jahrzehnte umspannenden Zeitraum der italienischen Gesellschaft einen Spiegel vor. Eine verhaltene, zwischen Melancholie und Forschergeist oszillierende Stimmung prägt dieses kontemplative Filmerlebnis, das sich jeglicher Hektik verweigert.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Träum was Schönes"
Land: ItalienWeitere Titel: Sweet Dreams - Träum was Schönes
Jahr: 2016
Genre: Drama
Originaltitel: Fai Bei Sogni
Länge: 134 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 17.08.2017
Regie: Marco Bellocchio
Darsteller: Bérénice Bejo als Elisa, Valerio Mastandrea als Massimo, Fabrizio Gifuni, Guido Caprino, Barbara Ronchi
Kamera: Daniele Ciprì
Verleih: Filmperlen
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