Dil Leyla (2017)
Dokumentarfilm über die Deutsch-Kurdin Leyla Imret, die 2014 zur jüngsten Bürgermeisterin der Türkei gewählt wird.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Als Panzer 1993 das kurdische Neujahrsfest im südostanatolischen Cizre auflösen, ist Leyla Imret noch ein Kind. Ihre Heimatstadt gilt damals als Hochburg der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Nach dem Tod ihres Vaters, eines PKK-Kämpfers, flieht Leylas Mutter erst ans Mittelmeer, schickt ihre Tochter später zu einer Tante nach Bremen. Dort wächst Leyla auf, macht eine Ausbildung zur Friseurin und kehrt schließlich nach mehr als 20 Jahren in die Türkei zurück. In Cizre wird Leyla 2014 in einem Erdrutschsieg zur jüngsten Bürgermeisterin des Landes gewählt.
Regisseurin Asli Özarslan hat Leyla Imret von Mai 2015 bis März 2016 in der Türkei und in Deutschland begleitet, lässt die junge Bürgermeisterin, ihre Bürger, Bekannten und Verwandten zu Wort kommen. Abseits ihrer alltäglichen Arbeit verfolgt Leyla gespannt die Wahlen zum türkischen Parlament. Kurze Zeit später eskaliert der Konflikt zwischen dem Staat und der PKK erneut. Über Cizre wird eine Ausgangssperre verhängt, Leyla Imret ihres Amts enthoben.
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Filmkritik
Wenn Leyla Imret mit offenem Autofenster durch die Straßen ihrer Heimatstadt fährt, erhält sie von den umstehenden Passanten jede Menge Zuspruch. Kaum einer, der hier oder wenig später bei einem öffentlichen Auftritt kein Selfie mit Cizres Bürgermeisterin schießen will. Schlagen Imret im Rathaus oder bei Ortsbegehungen Zweifel und Widerspruch entgegen, ist sofort der Enthusiasmus zu spüren, mit dem diese schlagkräftige junge Frau ihre Ideen und Überzeugungen vorträgt, mit dem sie Cizres Stadtbild positiv verändern will.
Regisseurin Asli Özarslan, selbst nur wenig älter als Leyla Imret, hat ihre Protagonistin beinahe ein Jahr lang begleitet, sie bei der Arbeit in Cizre und während eines Besuchs in ihrer alten Heimat Bremen gefilmt, Imret selbst und ihre Bekannten und Verwandten interviewt. Nicht immer ist die Kamera dabei. Als das Filmteam des Landes verwiesen und Imret inhaftiert wird, macht Özarslan das Beste aus ihrer erzwungenen Distanz: Sie erklärt die Lage durch eingeblendete Texte, greift auf Fernsehbilder, Telefonate und aufgezeichnete Voicemail-Nachrichten zurück.
Asli Özarslan überlässt es ihrem Publikum, sich eine eigene Meinung zur heiklen und für Außenstehende oft unübersichtlichen Lage im türkischen Südosten zu bilden. Außer den einordnenden Texten hat sich Özarslan gegen jede Kommentierung entschieden, lässt die Aussagen ebenso unhinterfragt stehen wie Leyla Imrets Kindheitserinnerungen und politisches Selbstverständnis, die Özarslan aus dem Off über alte und gegenwärtige Bilder legt. Allein schon aufgrund der Wahl ihrer Protagonistin sind die Sympathien aber klar verteilt. Was dabei auffällt: Auch wenn sich keiner der Beteiligten entschieden von der PKK, der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei distanziert, es verteidigt oder glorifiziert sie auch keiner. Leyla Imrets Position ist hingegen unmissverständlich. Für die junge Politikerin kann es nur einen gewaltlosen, demokratischen Weg aus der Krise geben.
Fazit: Asli Özarslans Dokumentarfilm gibt einen seltenen Einblick in ein Randgebiet eines zerrissenen Landes. Bei aller Neutralität sind Özarslans Sympathien klar verteilt. Dabei macht Özarslan viel aus ihren durch Hindernisse beschränkten Mitteln. "Dil Leyla" ist ein wichtiges Zeitzeugnis, das trotz seines negativen Ausgangs Hoffnung macht.
Regisseurin Asli Özarslan, selbst nur wenig älter als Leyla Imret, hat ihre Protagonistin beinahe ein Jahr lang begleitet, sie bei der Arbeit in Cizre und während eines Besuchs in ihrer alten Heimat Bremen gefilmt, Imret selbst und ihre Bekannten und Verwandten interviewt. Nicht immer ist die Kamera dabei. Als das Filmteam des Landes verwiesen und Imret inhaftiert wird, macht Özarslan das Beste aus ihrer erzwungenen Distanz: Sie erklärt die Lage durch eingeblendete Texte, greift auf Fernsehbilder, Telefonate und aufgezeichnete Voicemail-Nachrichten zurück.
Asli Özarslan überlässt es ihrem Publikum, sich eine eigene Meinung zur heiklen und für Außenstehende oft unübersichtlichen Lage im türkischen Südosten zu bilden. Außer den einordnenden Texten hat sich Özarslan gegen jede Kommentierung entschieden, lässt die Aussagen ebenso unhinterfragt stehen wie Leyla Imrets Kindheitserinnerungen und politisches Selbstverständnis, die Özarslan aus dem Off über alte und gegenwärtige Bilder legt. Allein schon aufgrund der Wahl ihrer Protagonistin sind die Sympathien aber klar verteilt. Was dabei auffällt: Auch wenn sich keiner der Beteiligten entschieden von der PKK, der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei distanziert, es verteidigt oder glorifiziert sie auch keiner. Leyla Imrets Position ist hingegen unmissverständlich. Für die junge Politikerin kann es nur einen gewaltlosen, demokratischen Weg aus der Krise geben.
Fazit: Asli Özarslans Dokumentarfilm gibt einen seltenen Einblick in ein Randgebiet eines zerrissenen Landes. Bei aller Neutralität sind Özarslans Sympathien klar verteilt. Dabei macht Özarslan viel aus ihren durch Hindernisse beschränkten Mitteln. "Dil Leyla" ist ein wichtiges Zeitzeugnis, das trotz seines negativen Ausgangs Hoffnung macht.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Dil Leyla"
Land: DeutschlandJahr: 2017
Genre: Dokumentation
Länge: 71 Minuten
Kinostart: 29.06.2017
Regie: Asli Özarslan
Darsteller: Leyla Imret, Cihan Imret, Merjem Imret, Sacide Imret, Evin Imret
Kamera: Carina Neubohn
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