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Die Guten Feinde (2017)

Dokumentarfilm über Günther Weisenborn und andere Mitglieder der Widerstandsgruppe Rote Kapelle im Dritten ReichKritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
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Der Schriftsteller Günther Weisenborn schloss sich während der Nazizeit einer Widerstandsgruppe an, die später von der Gestapo den Namen Rote Kapelle erhielt. Gemeinsam mit Mitstreitern wie dem Initiator Harro Schulze-Boysen, Helmut Roloff, Mildred und Arvid Harnack, seiner Frau Joy und vielen anderen opponierte er im Untergrund auf vielfältige Weise gegen das Hitlerregime. Vor allem leistete die Gruppe humanitäre Hilfe für Verfolgte und Flüchtlinge, aber sie suchte auch den Kontakt zu den Alliierten und zur Sowjetunion. Sie sammelte Beweismaterial über die Gräueltaten der SS und der Wehrmacht im Osten und brachte Flugblätter in Umlauf, um die Bevölkerung aufzuklären.

1942 wurde die Gruppe enttarnt. Günther Weisenborn kam wie viele andere in Haft, entging aber der Hinrichtung in Plötzensee, der 59 Mitglieder der Roten Kapelle zum Opfer fielen. Nach dem Krieg bemühte sich Weisenborn zusammen mit Adolf Grimme vergeblich, die hingerichteten Freunde zu rehabilitieren. In der Bundesrepublik galten die Widerstandskämpfer noch etliche Jahrzehnte als Spione für die Sowjetunion und als Vaterlandsverräter. Als Weisenborn 1969 starb, sollte es noch 40 Jahre dauern, bis der Deutsche Bundestag die Urteile des Nazi-Richters Manfred Roeder offiziell aufhob.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Der Filmemacher Christian Weisenborn erzählt in diesem Dokumentarfilm über seinen Vater, den Schriftsteller Günther Weisenborn, und einige seiner Mitstreiter, die während der Hitlerzeit in der Widerstandsgruppe Rote Kapelle aktiv waren. Sein Porträt dieser überzeugten Nazigegner holt eine Würdigung nach, die in der Bundesrepublik viele Jahrzehnte nach dem Krieg versäumt wurde. So geriet die Rote Kapelle beinahe völlig in Vergessenheit, nachdem sie noch in den 1960er Jahren in den Medien als kommunistischer Spionagering diffamiert worden war, wie das ehemals auch die Gestapo getan hatte. Ähnlich wie der kürzlich im Kino gelaufene Dokumentarfilm "Geschichte einer Liebe – Freya" über das Ehepaar Moltke und den Kreisauer Kreis hilft auch dieser Film, allmählich die merkwürdige gesellschaftliche Wissenslücke über die deutsche Widerstandsbewegung gegen Hitler zu schließen. Denn es gehörten ihr noch viel mehr Menschen an als die prominenten Mitglieder der Weißen Rose und die Männer des 20. Juli.

Weisenborns Film vertieft sich zunächst mit seinen vielen Originalbildern in die Aufbruchstimmung, die in der Berliner Boheme und Avantgarde zwischen den Weltkriegen herrschte. Günther Weisenborn gehörte der pazifistischen Jugendbewegung an und erlebte mit 26 Jahren die Aufführung seines Antikriegsstücks "U-Boot S4" an der Berliner Volksbühne. Der Filmtitel ist der Name eines Schauspiels, das er mit Harro Schulze-Boysens Frau Libertas schrieb. Die Widerstandsgruppe operierte während des Naziregimes im Verborgenen, viele ihrer rund 150 Mitglieder waren als Künstler tätig oder sogar in politischen und militärischen Positionen anzutreffen.

Weisenborn lässt neben historisch bewanderten Experten auch seine Mutter und Angehörige anderer Mitglieder der Roten Kapelle zu Wort kommen. Oft wird in Voice-Over aus den Tagebüchern Günther Weisenborns vorgelesen. Es entsteht, begleitet von Schlagern wie "Roter Mohn" oder "Lili Marleen", das Porträt einer lebhaften, engagierten Freundesgruppe, die auch in der Nazizeit feierte, Ausflüge machte, sich aber nicht gleichschalten ließ. Immer wieder wechseln sich im Bild Straßenszenen, etwa vor dem Berliner Café Kranzler, von damals und von heute ab. Auch mit diesem Brückenschlag demonstriert der Film, dass die Rote Kappelle zur Wirklichkeit Berlins gehörte und ihren Platz im öffentlichen Bewusstsein beanspruchen darf.

Fazit: Der Filmemacher Christian Weisenborn beschäftigt sich in diesem historisch aufschlussreichen Dokumentarfilm mit dem Leben seines Vaters Günther Weisenborn, der Mitglied der während der NS-Zeit gegründeten Widerstandsgruppe Rote Kapelle war. Reichhaltige Originalquellen wie Fotografien, Filmaufnahmen und Tagebucheinträge fügen sich, flankiert von Interviews, zu einem lebhaften Porträt dieses mutigen Mannes und seiner Mitstreiter. So holt der Film eine Würdigung dieser wenig bekannten, auch Jahrzehnte nach dem Krieg verleumdeten Gruppe nach, die ihr die Gesellschaft weitgehend schuldig geblieben ist.





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Besetzung & Crew von "Die Guten Feinde"

Land: Deutschland
Jahr: 2017
Genre: Dokumentation
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 27.07.2017
Regie: Christian Weisenborn
Kamera: Ralf Richter, Roland Wagner, Marcus Winterbauer
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH

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