Istanbul Kirmizisi (2017)
Ferzan Özpetek verfilmt seinen gleichnamigen Roman über einen Autor, der nach Jahren im Ausland seine Heimatstadt Istanbul besucht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 13 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Orhan (Halit Ergenç) lebt seit vielen Jahren als Redakteur in London. Nun kehrt er für einen Besuch nach Istanbul zurück, um dem berühmten Filmregisseur Deniz (Nejat Isler) beim Verfassen seines ersten Romans zu helfen. Deniz freut sich darauf, Orhan die Personen vorzustellen, die mehr oder weniger fiktionalisiert auch in seinem Roman vorkommen. Orhan bezieht ein Zimmer in Deniz' Elternhaus, in dem dieser mit der Mutter (Cigdem Onat) lebt. Ein Bruder komplettiert die Familie, die das geräumige, von einer Haushälterin betreute Domizil am Bosporus gerade räumt. Nach einer mit Orhan durchzechten Nacht ist Deniz spurlos verschwunden und die Polizei befragt Orhan, der die Stadt nicht verlassen soll. Orhan trifft sich mit der schönen Neval (Tuba Büyüküstün) und mit Yusuf (Mehmet Günsür), die beide im Roman vorkommen. Er vertieft sich immer mehr in die Vergangenheit von Deniz und in seine eigene.
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Filmkritik
Der türkisch-italienische Regisseur Ferzan Özpetek ("Männer al dente") hat mit diesem in seiner Heimatstadt Istanbul angesiedelten Drama seinen eigenen, gleichnamigen Roman verfilmt. Kirmizisi, das türkische Wort für Zinnoberrot, deutet als Bestandteil des Titels schon an, dass es sich hier nicht zuletzt um eine Liebeserklärung an die Stadt handelt. Sie habe sich enorm verändert, sagen viele, als Orhan nach vielen Jahren zurückkehrt. Er will nur kurz bleiben, aber die Vergangenheit holt ihn ein mit all ihren unbeantworteten Fragen und Versprechen. Zunehmend verschränken sich Fiktion und Realität in Orhans Wahrnehmung, so dass die Handlung eine spannende Rätselhaftigkeit erhält.
Mit Deniz' Verschwinden bekommt die Geschichte eine detektivische Note. Hat Orhan etwas mit Deniz' Verschwinden zu tun, wie die Freundinnen der Mutter eher scherzhaft vermuten? Aber Deniz' Mutter hat Orhan bereits irgendwie zum neuen Familienmitglied erklärt. Auch dass sich sein anfänglicher Wunsch, im Hotel zu wohnen, nicht erfüllen lässt und er bis zuletzt in diesem Haus ein- und ausgeht, weist auf eine verborgene Verbindung der Personen hin. Und natürlich auch darauf, dass Orhan in dieser Stadt eben kein Tourist ist.
Wie oft in Özpeteks Filmen spielt auch Homosexualität eine Rolle, aber sie bleibt hier eher geheimnisvoll angedeutet. Denn auch die schöne junge Neval, eine Symbolfigur für die stolze, lebendige und verführerische Seite der Stadt, scheint Orhan zu interessieren. Özpetek beschäftigt nicht nur, wie sich ein Schriftsteller von der Realität inspirieren lässt, um sie zu verändern. Sondern er stellt auch die Frage in den Raum, ob man sein eigentliches Leben nicht verpasst, wenn man sich davonstiehlt, in eine neue Existenz.
Das rote alte Haus, in dem Orhan wohnt, liegt direkt am Bosporus, fast unterhalb einer modernen, hohen Brücke, die einen Bogen in die Zukunft schlägt. Ständig sind die Sirenen der passierenden Schiffe zu hören und in die Besinnlichkeit der Abendstimmung mischt sich das Geschrei der Möwen. Özpetek flirtet mit Istanbul, lässt sich vom Charme der uralten und doch ewig jungen Metropole umgarnen. So besinnt sich der in Italien lebende Regisseur hier wehmütig und leidenschaftlich auf die eigenen Wurzeln. Aber er versäumt es nicht, mit ein paar Szenen auch politische Kritik zu üben an der Kurdenverfolgung und am autoritären Staat.
Fazit: Mit diesem Drama über einen Autor, der seine Heimatstadt Istanbul nach langer Abwesenheit wiedersieht, gibt sich der in Italien lebende Regisseur Ferzan Özpetek als liebender Sohn der Metropole am Bosporus zu erkennen. Mit seinen Erinnerungen konfrontiert, vertieft sich der Held der Geschichte in ein unentwirrbares Geflecht aus Realität, subjektivem Erleben und Fantasie. So reflektiert der Film auch den künstlerischen Umgang mit Wirklichkeit und Fiktion. Er lässt vieles rätselhaft in der Schwebe, während er der besonderen Atmosphäre dieser Stadt auf sinnliche Weise huldigt.
Mit Deniz' Verschwinden bekommt die Geschichte eine detektivische Note. Hat Orhan etwas mit Deniz' Verschwinden zu tun, wie die Freundinnen der Mutter eher scherzhaft vermuten? Aber Deniz' Mutter hat Orhan bereits irgendwie zum neuen Familienmitglied erklärt. Auch dass sich sein anfänglicher Wunsch, im Hotel zu wohnen, nicht erfüllen lässt und er bis zuletzt in diesem Haus ein- und ausgeht, weist auf eine verborgene Verbindung der Personen hin. Und natürlich auch darauf, dass Orhan in dieser Stadt eben kein Tourist ist.
Wie oft in Özpeteks Filmen spielt auch Homosexualität eine Rolle, aber sie bleibt hier eher geheimnisvoll angedeutet. Denn auch die schöne junge Neval, eine Symbolfigur für die stolze, lebendige und verführerische Seite der Stadt, scheint Orhan zu interessieren. Özpetek beschäftigt nicht nur, wie sich ein Schriftsteller von der Realität inspirieren lässt, um sie zu verändern. Sondern er stellt auch die Frage in den Raum, ob man sein eigentliches Leben nicht verpasst, wenn man sich davonstiehlt, in eine neue Existenz.
Das rote alte Haus, in dem Orhan wohnt, liegt direkt am Bosporus, fast unterhalb einer modernen, hohen Brücke, die einen Bogen in die Zukunft schlägt. Ständig sind die Sirenen der passierenden Schiffe zu hören und in die Besinnlichkeit der Abendstimmung mischt sich das Geschrei der Möwen. Özpetek flirtet mit Istanbul, lässt sich vom Charme der uralten und doch ewig jungen Metropole umgarnen. So besinnt sich der in Italien lebende Regisseur hier wehmütig und leidenschaftlich auf die eigenen Wurzeln. Aber er versäumt es nicht, mit ein paar Szenen auch politische Kritik zu üben an der Kurdenverfolgung und am autoritären Staat.
Fazit: Mit diesem Drama über einen Autor, der seine Heimatstadt Istanbul nach langer Abwesenheit wiedersieht, gibt sich der in Italien lebende Regisseur Ferzan Özpetek als liebender Sohn der Metropole am Bosporus zu erkennen. Mit seinen Erinnerungen konfrontiert, vertieft sich der Held der Geschichte in ein unentwirrbares Geflecht aus Realität, subjektivem Erleben und Fantasie. So reflektiert der Film auch den künstlerischen Umgang mit Wirklichkeit und Fiktion. Er lässt vieles rätselhaft in der Schwebe, während er der besonderen Atmosphäre dieser Stadt auf sinnliche Weise huldigt.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Istanbul Kirmizisi"
Land: TürkeiJahr: 2017
Genre: Drama
Kinostart: 16.03.2017
Regie: Ferzan Ozpetek
Darsteller: Tuba Büyüküstün als Neval, Halit Ergenç als Orhan, Selim Bayraktar, Mehmet Günsür als Yusuf, Nejat Isler als Deniz
Kamera: Gianfilippo Corticelli
Verleih: Kinostar
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