Fluidø (2017)
Science-Fiction-Drama: Die Regierung hat die AIDS-Gefahr für beendet erklärt – allerdings hat sich eine neuartige Drogenproblematik entwickelt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Seit dem Jahr 2030 gibt es AIDS nicht mehr, jedoch sind die HI-Viren bei einigen Menschen zu einem Gen mutiert, aus welchem sich eine neue Droge gewinnen lässt. Körperflüssigkeit ist deshalb zum "weißen Pulver des 21. Jahrhunderts" geworden. In Berlin versucht eine Einheit von Android_innen, die angeblich immun gegen virale Flüssigkeiten ist, in Direktkontrollen zu ermitteln, wer das Gen in sich trägt. Zu dieser Gruppe gehört auch die Agentin Natasha (Candy Flip). Als diese den Kurier Levi (Alexander Geist) kontrolliert, kommt sie mit dessen Körperflüssigkeit in Kontakt – und wird abhängig. Levi arbeitet für den Drogenbaron DI (William E. Morris), der das Sperma junger Männer dazu nutzt, gewinnbringende Pharmazeutika herzustellen. Zu diesen Männern zählt auch Hans (Bishop Black), in dessen Vergangenheit verstörende Experimente stattfanden.
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Filmkritik
"Fluidø" ist der dritte Spielfilm der in Taiwan geborenen Multimediakünstlerin Shu Lea Cheang ("I.K.U."); als Kameramann fungierte James Carman, welcher schon oft für den kanadischen "Politpornografen" Bruce LaBruce ("Otto; or, Up with Dead People", "Die Misandristinnen") gearbeitet hat. Das experimentelle Werk feierte seine Premiere in der Panorama-Sektion der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele Berlin und wartet mit einer unkonventionellen Story sowie mit vielen skurrilen Momenten auf.
Auf narrativer Ebene vermag "Fluidø" nicht in jeder Hinsicht zu überzeugen. Im Gegensatz zu den meisten Filmen von LaBruce, die ähnlich wild und zügellos daherkommen, bietet Cheangs Arbeit kaum Figurenzeichnung – einzig die Agentin Natasha, verkörpert von Candy Flip, die ein bisschen an Lori Petty in "Tank Girl" erinnert, gewinnt im Laufe des frei mäandernden Werkes an Tiefe: Als künstlicher Mensch, welcher der Sucht nach Körperflüssigkeiten verfällt und sich nach sexueller Intensität sehnt, ist Natasha eine spannende und tragische Figur. Das übrige Personal bleibt – vermutlich bewusst – oberflächlich; gleichwohl fehlt "Fluidø" der Trash-Charme von Schöpfungen wie "Andy Warhol's Frankenstein" (1973), um diesen Mangel an Hintergrund nicht als Schwäche zu empfinden. In Ansätzen erzählt Cheang eine durchaus reizvolle, dystopische Geschichte über wirtschaftliche Ausbeutung; obendrein baut sie Archivaufnahmen der öffentlichen Kämpfe ein, die einst von dem Interessenverband Act Up (AIDS Coalition to Unleash Power) gegen politische und gesellschaftliche Ignoranz sowie gegen das Profitdenken der Pharmaindustrie geführt wurden.
In erster Linie funktioniert der Film jedoch als audiovisueller Rausch. Zur flirrenden Musik von Aérea Negrot und unterstützt durch das Sound Design von Zohar Bonnie erzeugen Cheang und Carman ausschweifende, queere Körperbilder und fangen die explizit-sexuellen sowie rebellischen Akte der Figuren auf teilweise sehr originelle Weise ein. Das Produktionsdesign von Nelja Stump und die Kostüme von Ramona Petersen hinterlassen ebenso einen Eindruck wie die exzentrisch dargebotenen Tanz- und Gesangseinlagen. Im letzten Drittel wird "Fluidø" immer orgiastischer und damit auch stärker.
Fazit: Dem ausgefallenen Underground-Werk fehlt es neben der Protagonistin an interessanten Figuren; es bietet aber einen ungehemmten Bilderrausch.
Auf narrativer Ebene vermag "Fluidø" nicht in jeder Hinsicht zu überzeugen. Im Gegensatz zu den meisten Filmen von LaBruce, die ähnlich wild und zügellos daherkommen, bietet Cheangs Arbeit kaum Figurenzeichnung – einzig die Agentin Natasha, verkörpert von Candy Flip, die ein bisschen an Lori Petty in "Tank Girl" erinnert, gewinnt im Laufe des frei mäandernden Werkes an Tiefe: Als künstlicher Mensch, welcher der Sucht nach Körperflüssigkeiten verfällt und sich nach sexueller Intensität sehnt, ist Natasha eine spannende und tragische Figur. Das übrige Personal bleibt – vermutlich bewusst – oberflächlich; gleichwohl fehlt "Fluidø" der Trash-Charme von Schöpfungen wie "Andy Warhol's Frankenstein" (1973), um diesen Mangel an Hintergrund nicht als Schwäche zu empfinden. In Ansätzen erzählt Cheang eine durchaus reizvolle, dystopische Geschichte über wirtschaftliche Ausbeutung; obendrein baut sie Archivaufnahmen der öffentlichen Kämpfe ein, die einst von dem Interessenverband Act Up (AIDS Coalition to Unleash Power) gegen politische und gesellschaftliche Ignoranz sowie gegen das Profitdenken der Pharmaindustrie geführt wurden.
In erster Linie funktioniert der Film jedoch als audiovisueller Rausch. Zur flirrenden Musik von Aérea Negrot und unterstützt durch das Sound Design von Zohar Bonnie erzeugen Cheang und Carman ausschweifende, queere Körperbilder und fangen die explizit-sexuellen sowie rebellischen Akte der Figuren auf teilweise sehr originelle Weise ein. Das Produktionsdesign von Nelja Stump und die Kostüme von Ramona Petersen hinterlassen ebenso einen Eindruck wie die exzentrisch dargebotenen Tanz- und Gesangseinlagen. Im letzten Drittel wird "Fluidø" immer orgiastischer und damit auch stärker.
Fazit: Dem ausgefallenen Underground-Werk fehlt es neben der Protagonistin an interessanten Figuren; es bietet aber einen ungehemmten Bilderrausch.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Fluidø"
Land: DeutschlandJahr: 2017
Genre: Science Fiction
Länge: 80 Minuten
Kinostart: 16.11.2017
Regie: Shu Lea Cheang
Darsteller: Caprice Crawford, Prince William E. Morris, Sadie Lune, Kay Garnellen, Alexander Mersmann
Kamera: James Carman
Verleih: Rapid Eye Movies
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