Letzte Tage in Havanna (2017)
Últimos días en La Habana
Drama: Zwei Männer fristen ihr Dasein in einer maroden Wohnung in Havanna – der eine will das Land verlassen, der andere noch ein paar letzte schöne Tage vor dem Tod verbringen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Miguel (Patricio Wood) – ein Mann mittleren Alters – arbeitet als Tellerwäscher in Havanna. Mühsam versucht er, die englische Sprache zu erlernen, da er hofft, so ein Visum für die USA zu erhalten. Zudem kümmert er sich um den kranken Diego (Jorge Martínez), mit welchem er in einer heruntergekommenen Wohnung lebt. Miguel und Diego kennen sich seit der Schulzeit: Als der schwule Diego damals beschuldigt wurde, einen Mitschüler gegen dessen Willen sexuell berührt zu haben, kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung, bei der Miguel Diego verteidigte – woraufhin beide die Schule verlassen mussten. Diego ist durch den HI-Virus ans Bett gefesselt; an seinem Geburtstag bittet er Miguel darum, ihm einen Stricher zu besorgen. Mit dem selbstbewussten Pedro (Cristian Jesús Pérez) – der mit einer Informatik-Studentin zusammen ist und davon träumt, ein Fahrradtaxi zu kaufen, um damit sein Geld zu verdienen – versteht sich Diego überaus gut, weshalb der junge Mann bald häufiger zum Reden vorbeikommt. Auch die schwangere, 15-jährige Yusisleydis (Gabriela Ramos), die Diego als ihren "Onkel" bezeichnet, aber eigentlich nur entfernt mit ihm verwandt ist, wird zu einem Gast in der Wohnung; sie hofft, nach Diegos Tod dessen Zimmer sowie die Dachterrasse zu erben, um dort mit ihrem Kind, ihrem Freund sowie zahlreichen Tieren wohnen zu können.
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Filmkritik
In "Letzte Tage in Havanna" befasst sich der vielfach ausgezeichnete Kubaner Fernando Pérez ("Das Leben, ein Pfeifen", "Suite Habana") abermals mit seiner Heimat. Zusammen mit Abel Rodríguez schrieb er das Drehbuch, das von Freundschaft und nachbarlicher Unterstützung sowie vom Sterben und von abgestorbenen Träumen erzählt. Der Ton pendelt gekonnt zwischen traurig-resigniert und schwarzhumorig. Die Bilder, in denen Pérez und der Kameramann Raúl Pérez Ureta die Hauptstadt des Landes einfangen, lassen den Verfall der Gebäude sowie die Armut der Menschen erkennen; zugleich wird jedoch auch demonstriert, dass die Leute den widrigen Umständen zu trotzen versuchen – durch Tanz oder Gesang, durch ungeniertes Benehmen und kecke Sprüche sowie, nicht zuletzt, durch gegenseitige Hilfe.
Die beiden Männer im Zentrum der Geschichte sind als Gegensätze angelegt: Miguel ist introvertiert, Diego extrovertiert. Obwohl Diego weiß, dass seine Tage (bedingt durch seine Krankheit) gezählt sind und er sein Zimmer deshalb nur noch tot beziehungsweise zum Sterben verlassen wird, wirkt er energischer als sein langjähriger Freund Miguel – da seine Libido und sein Herz noch lebendig sind, wie Diego selbst an einer Stelle anmerkt. Jorge Martínez ("Viva") gibt dem schlagfertigen Diego die richtige Mischung aus Fatalismus, Witz und Stärke; Patricio Wood verkörpert den auf ein US-Visum wartenden Miguel, der sich verzagt durch den Alltag bewegt, indes mit der erforderlichen Schwere.
"Letzte Tage in Havanna" ist in gewissem Sinne ein buddy movie in der Form eines Kammerspiels. Allerdings wird das Duo von diversen Figuren flankiert, die aus Pérez' Film auch ein reizvolles Ensemblestück machen. So haben etwa die Nachbarinnen Fefa (Carmen Solar) und Miriam (Yailene Sierra) aus dem großen Mietshaus sowie Diegos exzentrische Tante Clara (Coralia Veloz) prägnante Auftritte; als wunderbare Szenendiebin erweist sich überdies die Leinwanddebütantin Gabriela Ramos in der Rolle der 15-jährigen Rebellin Yusisleydis, die mit losem Mundwerk gegen die Tristesse ankämpft.
Fazit: Ein Film über Freundschaft, der in melancholischen Bildern den Zustand eines Landes zeigt und mit seinen interessanten Figuren überzeugend zwischen Tragik und Trotz balanciert.
Die beiden Männer im Zentrum der Geschichte sind als Gegensätze angelegt: Miguel ist introvertiert, Diego extrovertiert. Obwohl Diego weiß, dass seine Tage (bedingt durch seine Krankheit) gezählt sind und er sein Zimmer deshalb nur noch tot beziehungsweise zum Sterben verlassen wird, wirkt er energischer als sein langjähriger Freund Miguel – da seine Libido und sein Herz noch lebendig sind, wie Diego selbst an einer Stelle anmerkt. Jorge Martínez ("Viva") gibt dem schlagfertigen Diego die richtige Mischung aus Fatalismus, Witz und Stärke; Patricio Wood verkörpert den auf ein US-Visum wartenden Miguel, der sich verzagt durch den Alltag bewegt, indes mit der erforderlichen Schwere.
"Letzte Tage in Havanna" ist in gewissem Sinne ein buddy movie in der Form eines Kammerspiels. Allerdings wird das Duo von diversen Figuren flankiert, die aus Pérez' Film auch ein reizvolles Ensemblestück machen. So haben etwa die Nachbarinnen Fefa (Carmen Solar) und Miriam (Yailene Sierra) aus dem großen Mietshaus sowie Diegos exzentrische Tante Clara (Coralia Veloz) prägnante Auftritte; als wunderbare Szenendiebin erweist sich überdies die Leinwanddebütantin Gabriela Ramos in der Rolle der 15-jährigen Rebellin Yusisleydis, die mit losem Mundwerk gegen die Tristesse ankämpft.
Fazit: Ein Film über Freundschaft, der in melancholischen Bildern den Zustand eines Landes zeigt und mit seinen interessanten Figuren überzeugend zwischen Tragik und Trotz balanciert.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Letzte Tage in Havanna"
Land: Spanien, KubaJahr: 2017
Genre: Tragikomödie
Originaltitel: Últimos días en La Habana
Kinostart: 25.01.2018
Regie: Fernando Pérez
Darsteller: Jorge Martínez als Diego, Yailene Sierra, Patricio Wood als Miguel
Kamera: Raúl Pérez Ureta
Verleih: Kairos Film, trigon-film