Jean Ziegler - Der Optimismus des Willens (2016)
Jean Ziegler, the optimism of willpower
Dokumentarfilm über den Schweizer Soziologen, Globalisierungskritiker und Menschenrechtler Jean Ziegler.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der 1934 in Thun geborene Deutschschweizer Jean Ziegler gehörte 2015 in München zu den Hauptrednern auf der Großdemonstration gegen den G7-Gipfel in Elmau. International bekannt hatten ihn nicht nur seine Bücher gemacht, sondern auch sein politisches Engagement gegen die Macht der Banken und globalen Konzerne und zur Bekämpfung des Hungers auf der Welt. In seiner Jugend lernte er in Paris Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir kennen, trat einer kommunistischen Gruppe bei und studierte Soziologie und Jura. 1964 diente er Che Guevara in Genf während einer Konferenz als Chauffeur. Als er dem kubanischen Revolutionär anbot, sich ihm anzuschließen, riet ihm dieser, hier in Genf, "im Gehirn des Monsters", aktiv zu werden.
Ziegler befolgte den Rat. Er lehrte als Professor für Soziologie in Genf über Befreiungsbewegungen, saß für die Sozialisten im schweizerischen Parlament. Schadensersatzforderungen von Banken und Einzelpersonen wegen Rufschädigung trieben den pointiert polemisierenden Redner in den finanziellen Ruin. Kofi Annan holte Ziegler als Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung zu den Vereinten Nationen. 2008 legte er dieses Amt ab und wurde Experte für den beratenden Ausschuss des Menschenrechtsrats bei der UN. Trotz des Niedergangs der europäischen Linken gibt sich Ziegler heute bewusst optimistisch und glaubt an den Aufstand der Zivilgesellschaften gegen die Macht des Kapitals.
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Filmkritik
Der Schweizer Filmemacher Nicolas Wadimoff nahm in den 1980er Jahren als junger Student in Genf an einem Seminar von Jean Ziegler teil. Der politisch engagierte Professor für Soziologie sympathisierte mit linksrevolutionären Bewegungen in Lateinamerika und Afrika. Auch heute noch verehrt er Che Guevara. Bei den Vereinten Nationen, wo Ziegler für Menschenrechte und die Regulierung der Finanzmärkte eintritt, gilt sein besonderes Augenmerk den sogenannten Geierfonds. Diese Hedgefonds kaufen die Schulden verarmter Länder auf und erzwingen von diesen dann die Rückzahlung. Das informative und anregende Porträt eines Intellektuellen, der die Welt weiterhin verändern will, bekommt seine besondere Würze durch gelegentliches kritisches Nachhaken Wadimoffs im persönlichen Dialog.
Nach einer Einführung, die Zieglers Werdegang mit Off-Kommentar und Archivaufnahmen resümiert, wechselt der Film, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zwischen zwei Schauplätzen. Wadimoff beobachtet Zieglers Arbeit bei den UN und seinen Besuch in Kuba, dem Land, das er immer noch für das Vorzeigebeispiel einer gelungenen Revolution hält. Dort kann sich Ziegler an allem freuen, sogar an der spärlichen Straßenbeleuchtung. Nach und nach entsteht ein lebhafter Eindruck von Zieglers Persönlichkeit als einem Linksintellektuellen mit Leib und Seele.
Ziegler gibt bereitwillig Auskunft, lässt sich emotional ein. In die Zukunft mag er, Gramsci zitierend, nicht ohne den Willen zum Optimismus blicken. Besonders die UN als Ort des Austauschs und der Zielvereinbarung für Delegierte aus aller Welt stimmt Ziegler zuversichtlich, dass der Kampf gegen den Kapitalismus noch lange nicht verloren ist. In Havanna erhält Ziegler auch Widerworte, von Wadimoff oder anderen, wenn er den fehlenden Idealismus der jungen Generation kritisiert, vor allem aber, wenn er immer noch glaubt, es sei legitim gewesen, dem Volk demokratische Rechte zu verwehren, um es vor der Manipulation durch amerikanische Interessen zu schützen.
Ziegler kann durchaus stur sein, aber die Enthüllung dieser Eigenschaft schadet der Würdigung seiner Verdienste nicht. Vielmehr stützt dieses gelungene Porträt die Erkenntnis, dass Engagement den Mut erfordert, die eigene Unfehlbarkeit in Kauf zu nehmen, sich Feinde zu machen und sich dem Kleinkrieg der Interessen und Sachzwänge auszusetzen. Jean Ziegler hat sich seinen Optimismus und seinen politischen Willen auch bei starkem Gegenwind bewahrt.
Fazit: Dieses gelungene und bewegende Porträt des schweizerischen Soziologen, Globalisierungskritikers und Menschenrechtlers Jean Ziegler zieht mit ihm gemeinsam Bilanz über politischen Wandel, unerreichte Ziele und die Notwendigkeit, sich für eine gerechtere Welt zu engagieren. Besondere Würze erhält die Würdigung des streitbaren Linksintellektuellen durch die kritischen Einwände, mit denen der Filmemacher Ziegler auf erhellende Weise im Gespräch herausfordert.
Nach einer Einführung, die Zieglers Werdegang mit Off-Kommentar und Archivaufnahmen resümiert, wechselt der Film, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zwischen zwei Schauplätzen. Wadimoff beobachtet Zieglers Arbeit bei den UN und seinen Besuch in Kuba, dem Land, das er immer noch für das Vorzeigebeispiel einer gelungenen Revolution hält. Dort kann sich Ziegler an allem freuen, sogar an der spärlichen Straßenbeleuchtung. Nach und nach entsteht ein lebhafter Eindruck von Zieglers Persönlichkeit als einem Linksintellektuellen mit Leib und Seele.
Ziegler gibt bereitwillig Auskunft, lässt sich emotional ein. In die Zukunft mag er, Gramsci zitierend, nicht ohne den Willen zum Optimismus blicken. Besonders die UN als Ort des Austauschs und der Zielvereinbarung für Delegierte aus aller Welt stimmt Ziegler zuversichtlich, dass der Kampf gegen den Kapitalismus noch lange nicht verloren ist. In Havanna erhält Ziegler auch Widerworte, von Wadimoff oder anderen, wenn er den fehlenden Idealismus der jungen Generation kritisiert, vor allem aber, wenn er immer noch glaubt, es sei legitim gewesen, dem Volk demokratische Rechte zu verwehren, um es vor der Manipulation durch amerikanische Interessen zu schützen.
Ziegler kann durchaus stur sein, aber die Enthüllung dieser Eigenschaft schadet der Würdigung seiner Verdienste nicht. Vielmehr stützt dieses gelungene Porträt die Erkenntnis, dass Engagement den Mut erfordert, die eigene Unfehlbarkeit in Kauf zu nehmen, sich Feinde zu machen und sich dem Kleinkrieg der Interessen und Sachzwänge auszusetzen. Jean Ziegler hat sich seinen Optimismus und seinen politischen Willen auch bei starkem Gegenwind bewahrt.
Fazit: Dieses gelungene und bewegende Porträt des schweizerischen Soziologen, Globalisierungskritikers und Menschenrechtlers Jean Ziegler zieht mit ihm gemeinsam Bilanz über politischen Wandel, unerreichte Ziele und die Notwendigkeit, sich für eine gerechtere Welt zu engagieren. Besondere Würze erhält die Würdigung des streitbaren Linksintellektuellen durch die kritischen Einwände, mit denen der Filmemacher Ziegler auf erhellende Weise im Gespräch herausfordert.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Jean Ziegler - Der Optimismus des Willens"
Land: Schweiz, FrankreichJahr: 2016
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Jean Ziegler, the optimism of willpower
Länge: 93 Minuten
Kinostart: 23.03.2017
Regie: Nicolas Wadimoff
Darsteller: Jean Ziegler
Kamera: Joseph Areddy, Camille Cottagnoud
Verleih: W-Film