Moonlight (2016)
Drama: Ein afroamerikanischer Junge aus Miami wächst mit dem Gefühl auf, "anders" zu sein – und muss lernen, zu seinen Gefühlen zu stehen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 8 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der junge Chiron, genannt "Little" (Alex Hibbert), lebt mit seiner Mutter Paula (Naomie Harris) in Miami, im Stadtbezirk Liberty City. Als er vor seinen rabiaten Mitschülern flüchtet, lernt er den Drogendealer Juan (Mahershala Ali) kennen. Dieser nimmt ihn mit zu seiner Freundin Teresa (Janelle Monáe); gemeinsam findet das Paar einen Zugang zu dem introvertierten Jungen und übernimmt mit der Zeit die Rolle von Ersatzeltern. Als Teenager wird Chiron (nun verkörpert von Ashton Sanders) an der Highschool noch immer mit Mobbing konfrontiert. Seine Mutter ist inzwischen gänzlich der Drogensucht verfallen. Kurz nachdem Chiron seinem Kindheitsfreund Kevin (Jharrel Jerome) nähergekommen ist, ereignet sich an der Schule ein Zwischenfall, der erheblichen Einfluss auf Chirons weiteren Werdegang hat. Einige Jahre später ist Chiron (jetzt: Trevante Rhodes) nach einem Gefängnisaufenthalt unter dem Namen "Black" in Atlanta als Drogendealer tätig. Ein Anruf von Kevin (jetzt: André Holland), der als Koch arbeitet, wirft das Leben des Mannes abermals aus der Bahn.
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Filmkritik
Ganz ohne Übertreibung lässt sich sagen und schreiben, dass "Moonlight" eine Sensation ist. Der Film von Barry Jenkins basiert auf einer von Tarell Alvin McCraney verfassten, bis dato nicht aufgeführten Projektarbeit an einer Schauspielschule mit dem Titel "In Moonlight Black Boys Look Blue". Die Geschichte ist einerseits sehr persönlich – sowohl Jenkins als auch McCraney wuchsen in Miamis Wohnbezirk Liberty City auf, der als Schauplatz dient –, und andererseits erstaunlich universell. In drei Kapiteln ("Little", "Chiron" und "Black") wird auf äußerst prägnante Weise eine Coming-of-Age-Story vom zehnten Lebensjahr bis in die frühen Dreißiger geschildert – und dabei ein Milieu, insbesondere die darin existierenden Vorstellungen von Identität und Männlichkeit, mit viel Feingefühl und scharfer Beobachtungsgabe eingefangen. Das kinematografische Triptychon ist in all seiner Wucht und Zärtlichkeit, seinem Zorn und Mut ein unschätzbar wichtiger Beitrag für das Black Cinema und das Queer Cinema.
"Moonlight" erhielt drei Oscars sowie (bisher) rund 180 weitere Auszeichnungen – und es müssten eigentlich noch deutlich mehr sein! Denn alles an diesem Werk gehört zweifelsohne zum Besten, was man bei einem Kinobesuch erwarten darf. Der Kameramann James Laxton bringt in seinen berückenden Cinemascope-Aufnahmen die Gesichter des Ensembles zum Leuchten und zeigt die urbane Kulisse in überraschend-ungewöhnlichen Bildern. Gekonnt werden Unschärfen eingesetzt; hinzu kommt eine faszinierende Farbgebung sowie der großartige, experimentelle Score des Komponisten Nicholas Britell im Chopped-and-Screwed-Stil.
Nicht zuletzt bietet Jenkins' Schöpfung (und McCraneys Vorlage) ein extrem differenziert gestaltetes Personal. In einem schlechteren Drehbuch wären Figuren wie Paula oder Juan wohl tatsächlich nicht mehr als "die drogensüchtige Mutter" oder "der Drogendealer". In "Moonlight" werden sie hingegen als Menschen, als vielschichtige Wesen sichtbar. Dies liegt zum einen an den Dialogen und der szenischen Umsetzung – und zum anderen an den durchweg hervorragenden Interpret_innen. Mahershala Ali (bisher vor allem bekannt aus der Netflix-Serie "House of Cards") verleiht Juan sowohl Härte als auch Güte, sowohl Tragik als auch Humor. Ebenso gelingt es der R&B-Künstlerin und Schauspielerin Janelle Monáe ("Hidden Figures") als Juans Freundin, in wenigen Passagen ein Leben und eine rundum glaubwürdige Figur auf die Leinwand zu bringen. Nicht minder eindrücklich ist Naomie Harris ("James Bond 007 – Spectre"), die als alleinerziehende Mutter in die Crack-Abhängigkeit abrutscht: Die Britin lässt den Egoismus, der mit der Sucht einhergeht, erkennen – und wird dabei nie zum monströsen Klischee. Der Kinderdarsteller Alex Hibbert agiert ausdrucksstark; im gleichen Maße wunderbar ist Ashton Sanders als Teenager-Version der Rolle, der in einer Strand-Sequenz mit seinem Co-Star Jharrel Jerome eine überaus einnehmende Intimität erzeugt, die sich auch zwischen Trevante Rhodes und André Holland ("The Knick") im dritten Teil der Handlung in den Erwachsenen-Parts einstellt.
Fazit: Jedes Bild ist ein beherztes Statement – und zugleich von unbeschreiblicher Schönheit. Ein unzweifelhaftes filmisches Meisterwerk, sowohl in der Ästhetik als auch in der Dramaturgie und im Schauspiel. Kurzum: einzigartig!
"Moonlight" erhielt drei Oscars sowie (bisher) rund 180 weitere Auszeichnungen – und es müssten eigentlich noch deutlich mehr sein! Denn alles an diesem Werk gehört zweifelsohne zum Besten, was man bei einem Kinobesuch erwarten darf. Der Kameramann James Laxton bringt in seinen berückenden Cinemascope-Aufnahmen die Gesichter des Ensembles zum Leuchten und zeigt die urbane Kulisse in überraschend-ungewöhnlichen Bildern. Gekonnt werden Unschärfen eingesetzt; hinzu kommt eine faszinierende Farbgebung sowie der großartige, experimentelle Score des Komponisten Nicholas Britell im Chopped-and-Screwed-Stil.
Nicht zuletzt bietet Jenkins' Schöpfung (und McCraneys Vorlage) ein extrem differenziert gestaltetes Personal. In einem schlechteren Drehbuch wären Figuren wie Paula oder Juan wohl tatsächlich nicht mehr als "die drogensüchtige Mutter" oder "der Drogendealer". In "Moonlight" werden sie hingegen als Menschen, als vielschichtige Wesen sichtbar. Dies liegt zum einen an den Dialogen und der szenischen Umsetzung – und zum anderen an den durchweg hervorragenden Interpret_innen. Mahershala Ali (bisher vor allem bekannt aus der Netflix-Serie "House of Cards") verleiht Juan sowohl Härte als auch Güte, sowohl Tragik als auch Humor. Ebenso gelingt es der R&B-Künstlerin und Schauspielerin Janelle Monáe ("Hidden Figures") als Juans Freundin, in wenigen Passagen ein Leben und eine rundum glaubwürdige Figur auf die Leinwand zu bringen. Nicht minder eindrücklich ist Naomie Harris ("James Bond 007 – Spectre"), die als alleinerziehende Mutter in die Crack-Abhängigkeit abrutscht: Die Britin lässt den Egoismus, der mit der Sucht einhergeht, erkennen – und wird dabei nie zum monströsen Klischee. Der Kinderdarsteller Alex Hibbert agiert ausdrucksstark; im gleichen Maße wunderbar ist Ashton Sanders als Teenager-Version der Rolle, der in einer Strand-Sequenz mit seinem Co-Star Jharrel Jerome eine überaus einnehmende Intimität erzeugt, die sich auch zwischen Trevante Rhodes und André Holland ("The Knick") im dritten Teil der Handlung in den Erwachsenen-Parts einstellt.
Fazit: Jedes Bild ist ein beherztes Statement – und zugleich von unbeschreiblicher Schönheit. Ein unzweifelhaftes filmisches Meisterwerk, sowohl in der Ästhetik als auch in der Dramaturgie und im Schauspiel. Kurzum: einzigartig!
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Moonlight"
Land: USAJahr: 2016
Genre: Drama
Länge: 111 Minuten
Kinostart: 09.03.2017
Regie: Barry Jenkins
Darsteller: Mahershala Ali als Juan, Shariff Earp als Terrence, Naomie Harris als Paula, Duan Sanderson als Azu, Alex R. Hibbert
Kamera: James Laxton
Verleih: DCM GmbH
Awards - Oscar 2017Weitere Infos
- Bester Film - Adele Romanski, Jeremy Kleiner, Dede Gardner
- Bester Nebendarsteller - Mahershala Ali
- Bestes adaptiertes Drehbuch - Barry Jenkins
- Beste Regie - Barry Jenkins
- Beste Nebendarstellerin - Naomie Harris
- Beste Kamera - James Laxton
- Bester Schnitt - Joi McMillon, Nat Sanders
- Beste Musik - Nicholas Britell
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