Original Copy - Verrückt nach Kino (2015)
Original Copy
Dokumentarfilm über ein altes Kino in Mumbai und seine Mitarbeiter.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Mitten im quirligen Mumbai steht ein alter Kinopalast, der den Namen "Alfred Talkies" trägt. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Boulevardtheater gegründet und besitzt über 900 Plätze, die zum Teil auf kreisförmigen Rängen angeordnet sind. Die Besitzerin, Najma Loynmoon, erbte das Kino von ihrem Großvater, der ihr zwar die Liebe zum Film einpflanzte, ihr aber die Führung des Betriebs nicht ganz zutraute. Mit ihr sind auch viele Mitarbeiter in die Jahre gekommen, zum Beispiel der Manager Huzefa Bootwala, der seine Chefin gewissenhaft über den Besucherschwund unterrichtet. Das Kino rentiert sich nicht mehr, aber die Menschen, die hier ein Leben lang gearbeitet haben, schmerzt der Gedanke, aufgeben zu müssen.
Hier werden zu einem geringen Ticketpreis Actionfilme aus den 1990er Jahren gezeigt, denn moderne Bollywoodfilme sind zu teuer. Die Technik ist veraltet mit ihren Projektoren für 35mm-Filmrollen. Und auch der Plakatmaler Sheikh Rehman und seine Crew trotzen dem Lauf der Zeit. Das Kino leistet sich weiterhin ihre handgemalten großen Filmplakate, die extra für die Vorführungen angefertigt werden. Rehman weiß alles über die Filme und ihre Darsteller, liebt seine Kunst und ist dennoch betrübt: Seine Söhne haben längst erkannt, dass seine Arbeit keine Zukunft hat und gehen beruflich andere Wege.
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Filmkritik
Der Dokumentarfilm des Vater-Sohn-Gespanns Georg Heinzen und Florian Heinzen-Ziob stellt ein altes Kino in Mumbai und seine überwiegend betagten Mitarbeiter vor. Als sie in diesem Beruf anfingen, hatte er noch Zukunft, inzwischen aber ergreifen die eigenen Kinder andere, lukrativere Jobs. Und die Besucherzahlen gehen zurück, denn rund um das Kino ist die Gentrifizierung des Stadtviertels in vollem Gang. So gerät dieser Dokumentarfilm zu einer Hommage an eine aussterbende Ära des Kinos, die auf analoge Kopien und handgemalte Plakate setzte und in der die Mitarbeiter dem Betrieb sein unverwechselbares Gesicht verliehen.
Die Kinobetreiberin, ihr Manager und ein Plakatmaler, der sein Atelier hinter der Kinoleinwand hat, erzählen von ihren Anfängen und warum sie hier so lange trotz finanzieller Engpässe durchhielten. Flankierend schaut ihnen die Kamera bei der Arbeit über die Schulter, betrachtet das Publikum im Saal während der Vorführung, wird Zeuge eines Filmrisses, denn die Zuschauer mit lautem Protest beklagen. Im Zentrum des filmischen Interesses steht der Plakatkünstler Sheikh Rehman, der mit viel Humor und Emphase erzählt. Und der Sunil, einen hochmotivierten Maler, anlernt, heftig kritisiert, aber auch lobt und ermutigt. Dazu verwendet er wie so oft ein Filmzitat: "Wie sagt Shah Rukh Khan: 'Dein Film fängt gerade erst an'". Rehman weiß, wie die Gesichter der Filmhelden gemalt sein müssen, was auf diese großformatigen Plakate gehört, um Publikum anzulocken. Stolz erzählt er, dass der Manager einmal einen langweiligen Film einkaufte und das Plakat dennoch so anregend geriet, dass die Leute neugierig ins Kino strömten.
Die Kamera fängt rund um diese spannenden Erzählungen viel Atmosphäre ein. Ein Mann geht regelmäßig mit einer rauchenden Weihrauchschale zur Segnung durch die Räume. Am Lichterfest Diwali werden Öllämpchen angezündet, alle wünschen sich ein frohes Fest. Dieses Kino und seine Mitarbeiter sorgten für Kiez-Atmosphäre mitten in einer Großstadt, die sich rasant wandelt. Hier werden keine Filme gezeigt, in denen der Held am Ende stirbt – denn das, weiß der Manager, mögen die Leute nicht. Mag sein, dass es Zeit geworden ist für ein wenig mehr Realismus, vor, hinter und auf der Leinwand. Wie es aber um die Seele des Kinos bestellt sein wird, wenn es so viel gelebtes Engagement wie hier bald nicht mehr gibt, ist ungewiss.
Fazit: Der Dokumentarfilm von Florian Heinzen-Ziob und Georg Heinzen ist eine beseelte Hommage an ein altes Kino in Mumbai, das wirtschaftlich keine Zukunft hat. Es ist das Lebenswerk seiner langjährigen Mitarbeiter, die ihm aus Leidenschaft für den Film und den Beruf treu geblieben sind. Ein gutes Gespür für das Atmosphärische und die zwischen Humor und Melancholie schwankenden Erzählungen der Betreiberin, des Managers und eines launigen Plakatmalers sorgen dafür, dass dieses Dokument über eine untergehende Kino-Ära fesselnde Unterhaltung bietet.
Die Kinobetreiberin, ihr Manager und ein Plakatmaler, der sein Atelier hinter der Kinoleinwand hat, erzählen von ihren Anfängen und warum sie hier so lange trotz finanzieller Engpässe durchhielten. Flankierend schaut ihnen die Kamera bei der Arbeit über die Schulter, betrachtet das Publikum im Saal während der Vorführung, wird Zeuge eines Filmrisses, denn die Zuschauer mit lautem Protest beklagen. Im Zentrum des filmischen Interesses steht der Plakatkünstler Sheikh Rehman, der mit viel Humor und Emphase erzählt. Und der Sunil, einen hochmotivierten Maler, anlernt, heftig kritisiert, aber auch lobt und ermutigt. Dazu verwendet er wie so oft ein Filmzitat: "Wie sagt Shah Rukh Khan: 'Dein Film fängt gerade erst an'". Rehman weiß, wie die Gesichter der Filmhelden gemalt sein müssen, was auf diese großformatigen Plakate gehört, um Publikum anzulocken. Stolz erzählt er, dass der Manager einmal einen langweiligen Film einkaufte und das Plakat dennoch so anregend geriet, dass die Leute neugierig ins Kino strömten.
Die Kamera fängt rund um diese spannenden Erzählungen viel Atmosphäre ein. Ein Mann geht regelmäßig mit einer rauchenden Weihrauchschale zur Segnung durch die Räume. Am Lichterfest Diwali werden Öllämpchen angezündet, alle wünschen sich ein frohes Fest. Dieses Kino und seine Mitarbeiter sorgten für Kiez-Atmosphäre mitten in einer Großstadt, die sich rasant wandelt. Hier werden keine Filme gezeigt, in denen der Held am Ende stirbt – denn das, weiß der Manager, mögen die Leute nicht. Mag sein, dass es Zeit geworden ist für ein wenig mehr Realismus, vor, hinter und auf der Leinwand. Wie es aber um die Seele des Kinos bestellt sein wird, wenn es so viel gelebtes Engagement wie hier bald nicht mehr gibt, ist ungewiss.
Fazit: Der Dokumentarfilm von Florian Heinzen-Ziob und Georg Heinzen ist eine beseelte Hommage an ein altes Kino in Mumbai, das wirtschaftlich keine Zukunft hat. Es ist das Lebenswerk seiner langjährigen Mitarbeiter, die ihm aus Leidenschaft für den Film und den Beruf treu geblieben sind. Ein gutes Gespür für das Atmosphärische und die zwischen Humor und Melancholie schwankenden Erzählungen der Betreiberin, des Managers und eines launigen Plakatmalers sorgen dafür, dass dieses Dokument über eine untergehende Kino-Ära fesselnde Unterhaltung bietet.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Original Copy - Verrückt nach Kino"
Land: DeutschlandJahr: 2015
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Original Copy
Länge: 96 Minuten
Kinostart: 09.03.2017
Regie: Georg Heinzen, Florian Heinzen-Ziob
Kamera: Enno Endlicher
Verleih: W-Film
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