Der Eid (2016)
Eiðurinn
Ein renommierter Herzchirurg greift zu drastischen Methoden, um die Beziehung seiner Tochter mit einem Drogendealer zu beenden.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der Herzchirurg Finnur (Baltasar Kormákur) ist ehrgeizig und gibt sich dementsprechend nicht mit Mittelmaß zufrieden. Sowohl im Job als auch in seiner Freizeit, die er als passionierter Triathlet häufig auf dem Rennrad verbringt, geht er regelmäßig an seine Grenzen. Als der liebevolle Familienvater den neuen Freund seiner 18-jährigen Tochter Anna (Hera Hilmar) kennenlernt, schrillen bei dem angesehenen Mediziner alle Alarmglocken. Immerhin bestreitet Óttar (Gísli Örn Garðarsson) seinen Lebensunterhalt als Drogendealer und ist nicht bereit, Anna von den gefährlichen Substanzen fernzuhalten. Um das Mädchen aus ihrer vermeintlich bedrohlichen Lage zu befreien, zieht Finnur schließlich andere Saiten auf.
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Filmkritik
"Ein Mann sieht rot" lautet der deutsche Titel eines amerikanischen Reißers von 1974, in dem ein Architekt – gespielt von Haudegen Charles Bronson – nach der Ermordung seiner Frau wahllos Jagd auf Kriminelle macht. Bereits nach seiner Veröffentlichung löste der Selbstjustizfilm heftige Diskussionen aus, da die skizzierte Gewalteskalation als Reaktion auf den Verlust gerechtfertigt wird. Im Umfeld dieses stets etwas heiklen Genres bewegt sich auch der in Island geborene Baltasar Kormákur mit seinem Thriller-Drama "Der Eid", das die Rolle des zur Waffe greifenden Protagonisten jedoch problematisiert. Ähnlich wie es Denis Villeneuves beklemmendes Hollywood-Debüt "Prisoners" praktiziert, in dem der Vater eines entführten Mädchens einen Verdächtigen verschleppt und misshandelt, um das Versteck seines Kindes aus ihm herauszupressen.
Im Mittelpunkt von Kormákurs jüngster Kinoarbeit, die den "Everest"-Regisseur zurück in seine Heimat führt, steht der renommierte Herzchirurg Finnur, der vom Filmemacher selbst verkörpert wird. Der Mediziner ist ein ehrgeiziger Mann, der ständig seine Grenzen austestet. Nicht nur im OP-Saal, sondern auch in seiner Freizeit. Wie ein Getriebener tritt der passionierte Triathlet in die Pedalen seines Rennrads, um neue Rekorde erstrampeln. Noch dazu begegnet er uns als liebevoller Familienvater, der mit seiner zweiten Frau (Margrét Bjarnadóttir) ein kleines Kind hat und sich um seine 18-jährige Tochter Anna (Hera Hilmar) aus erster Ehe sorgt. Die Jugendliche sucht nach ihrem Platz im Leben und bereitet ihrem Vater Kopfzerbrechen, als sie den Dealer Óttar (Gísli Örn Garðarsson) als ihre große Liebe vorstellt.
Ohne übertriebene Hektik lässt das von Kormákur und Ólafur Egilsson verfasste Drehbuch die Bedenken des Arztes in gefährlichen Aktionismus umschlagen, der letztlich eine unkontrollierte Gewaltspirale lostritt. Finnur meint es sicher gut, verliert in seinem Bestreben, Anna zu retten, aber seinen moralischen Kompass. Hinter der Fassade des gesitteten Bürgers, der mit seiner Familie in einem schmucken Flachdachbau aus Holz, Glas und Stein wohnt, kommt eine barbarische Seite zum Vorschein, die er eigentlich verabscheut. Nicht umsonst verweist der Film wiederholt auf Finnurs Vater, der – das lassen die Andeutungen vermuten – ein kaltherziger, wahrscheinlich sogar gewalttätiger Mann war. Ein denkbar schlechtes Vorbild, das der Chirurg mit seinem unrechtmäßigen Handeln plötzlich imitiert.
Spannend sind vor allem die Momente, in denen Kormákur die Zerrissenheit der Hauptfigur beleuchtet. Obwohl der Protagonist mitunter erstaunlich zielstrebig und erschreckend sachlich wirkt – Stichwort: medizinische Erläuterungen –, geht seine Menschlichkeit nicht ganz verloren. Einen schönen Kontrapunkt zu Finnurs fehlgeleitetem Rettungsplan bildet eine liebevolle Szene zwischen Anna und Óttar, die nicht von ungefähr am Ende eine besondere Rolle spielt. "Der Eid" konfrontiert den Zuschauer mit einem moralischen Dilemma und zwingt ihn, seine Einstellung zum Herzchirurgen zu überdenken, verpasst es jedoch, auch den Nebenfiguren ausreichend Komplexität zu verleihen. Besonders auffällig ist dies am Beispiel von Finnurs Partnerin, die irgendwann erkennt, dass ihr Mann Verbotenes getan hat, allerdings nur wenig Raum für eine Reaktion bekommt. Auch "Problemfall" Anna hätte man trotz einiger prägnanter Momente sicher noch facettenreicher zeichnen können.
Während es dramaturgisch an manchen Stellen etwas knackt und knirscht, taucht Kormákur seine grimmige Selbstjustizgeschichte in eine konsequent düstere Atmosphäre. Vieles spielt sich im Dunkeln ab. Und vorherrschend ist ein nasskaltes Winterklima, das die zwischendurch eingestreuten Bilder der rauen Landschaft umso ungemütlicher erscheinen lässt.
Fazit: Mit "Der Eid" legt Baltasar Kormákur ein bedrückendes, moralisch ambivalentes Thriller-Drama mit stimmungsvollen Impressionen und kleineren Drehbuchunebenheiten vor.
Im Mittelpunkt von Kormákurs jüngster Kinoarbeit, die den "Everest"-Regisseur zurück in seine Heimat führt, steht der renommierte Herzchirurg Finnur, der vom Filmemacher selbst verkörpert wird. Der Mediziner ist ein ehrgeiziger Mann, der ständig seine Grenzen austestet. Nicht nur im OP-Saal, sondern auch in seiner Freizeit. Wie ein Getriebener tritt der passionierte Triathlet in die Pedalen seines Rennrads, um neue Rekorde erstrampeln. Noch dazu begegnet er uns als liebevoller Familienvater, der mit seiner zweiten Frau (Margrét Bjarnadóttir) ein kleines Kind hat und sich um seine 18-jährige Tochter Anna (Hera Hilmar) aus erster Ehe sorgt. Die Jugendliche sucht nach ihrem Platz im Leben und bereitet ihrem Vater Kopfzerbrechen, als sie den Dealer Óttar (Gísli Örn Garðarsson) als ihre große Liebe vorstellt.
Ohne übertriebene Hektik lässt das von Kormákur und Ólafur Egilsson verfasste Drehbuch die Bedenken des Arztes in gefährlichen Aktionismus umschlagen, der letztlich eine unkontrollierte Gewaltspirale lostritt. Finnur meint es sicher gut, verliert in seinem Bestreben, Anna zu retten, aber seinen moralischen Kompass. Hinter der Fassade des gesitteten Bürgers, der mit seiner Familie in einem schmucken Flachdachbau aus Holz, Glas und Stein wohnt, kommt eine barbarische Seite zum Vorschein, die er eigentlich verabscheut. Nicht umsonst verweist der Film wiederholt auf Finnurs Vater, der – das lassen die Andeutungen vermuten – ein kaltherziger, wahrscheinlich sogar gewalttätiger Mann war. Ein denkbar schlechtes Vorbild, das der Chirurg mit seinem unrechtmäßigen Handeln plötzlich imitiert.
Spannend sind vor allem die Momente, in denen Kormákur die Zerrissenheit der Hauptfigur beleuchtet. Obwohl der Protagonist mitunter erstaunlich zielstrebig und erschreckend sachlich wirkt – Stichwort: medizinische Erläuterungen –, geht seine Menschlichkeit nicht ganz verloren. Einen schönen Kontrapunkt zu Finnurs fehlgeleitetem Rettungsplan bildet eine liebevolle Szene zwischen Anna und Óttar, die nicht von ungefähr am Ende eine besondere Rolle spielt. "Der Eid" konfrontiert den Zuschauer mit einem moralischen Dilemma und zwingt ihn, seine Einstellung zum Herzchirurgen zu überdenken, verpasst es jedoch, auch den Nebenfiguren ausreichend Komplexität zu verleihen. Besonders auffällig ist dies am Beispiel von Finnurs Partnerin, die irgendwann erkennt, dass ihr Mann Verbotenes getan hat, allerdings nur wenig Raum für eine Reaktion bekommt. Auch "Problemfall" Anna hätte man trotz einiger prägnanter Momente sicher noch facettenreicher zeichnen können.
Während es dramaturgisch an manchen Stellen etwas knackt und knirscht, taucht Kormákur seine grimmige Selbstjustizgeschichte in eine konsequent düstere Atmosphäre. Vieles spielt sich im Dunkeln ab. Und vorherrschend ist ein nasskaltes Winterklima, das die zwischendurch eingestreuten Bilder der rauen Landschaft umso ungemütlicher erscheinen lässt.
Fazit: Mit "Der Eid" legt Baltasar Kormákur ein bedrückendes, moralisch ambivalentes Thriller-Drama mit stimmungsvollen Impressionen und kleineren Drehbuchunebenheiten vor.
Christopher Diekhaus
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Besetzung & Crew von "Der Eid"
Land: IslandWeitere Titel: The Oath
Jahr: 2016
Genre: Thriller, Drama, Krimi
Originaltitel: Eiðurinn
Länge: 110 Minuten
Kinostart: 09.02.2017
Regie: Baltasar Kormákur
Darsteller: Baltasar Kormákur als Finnur, Hera Hilmar als Anna, Gísli Örn Garðarsson als Óttar, Ingvar Eggert Sigurðsson als Halldór, Jóhann G. Jóhannsson als Cop
Kamera: Óttar Guðnason
Verleih: Alamode Film
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