FBW-Bewertung: Vorwärts Immer! (2016)
Prädikat wertvoll
Jurybegründung: In der Politkomödie VORWÄRTS IMMER geht es um die letzten Tage des'realen Sozialismus'der DDR. Aus der Sicht der schwangeren Jungschauspielerin Anne (Josefine Preuß) entfaltet sich ein turbulenter Verwechslungsreigen, der in der Tradition französischer Komödien mit Louis de Fun?s oder Jean-Paul Belmondo steht. Anne will sich für ihre illegale Ausreise einen gefälschten Westpass besorgen und reist dafür gegen den Willen ihres Vaters zur Montagsdemonstration nach Leipzig. Der Vater (Jörg Schüttauf) ist ein berühmter DDR-Staatsschauspieler und begnadeter Honecker-Imitator, erfährt jedoch zufällig, dass ausgerechnet bei der nächsten Demonstration Panzer gegen die Demonstranten eingesetzt werden sollen. Als Honecker verkleidet schmuggelt er sichins Zentralkomitee und will den Befehl zurücknehmen. Durch ungünstige Umstände trifft er auf Margot Honecker (Hedi Kriegeskotte), vor der er sich weiter als ihr Mann ausgibt. Als dann noch der echte Honecker auftaucht, droht die Intrige zu eskalieren. Franziska Meletzkys Politkomödie steht in der Tradition zwischen Ernst Lubitschs SEIN ODER NICHTSEIN und der deutschen DDR-Aufarbeitung im Stil von GOODBYE LENIN. Der Regisseurin gelingt mit VORWÄRTS IMMER! ein unterhaltsamer und ansprechender Zugang. Der Film ist sehr gut ausgestattet, in seinem Sprachwitz gelungen und insgesamt überzeugend geschrieben. Die Schwächen liegen für die Jury in der dramaturgisch nicht immer konsequent eingesetzten Komik, die oft ein wenig klamaukig und vorhersehbar erscheint. Der Film schwankt so zwischen Slapstick und satirischer ?Sophistication?. Dennoch - so scheint es der Jury - ist VORWÄRTS IMMER! geeignet, einem großen Publikum auf amüsante Weise historische Aspekte der niedergehenden DDR-Diktatur und der Wendezeit um 1989 zu vermitteln. Sie vergibt daher das Prädikat ?wertvoll?.Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)