Schöne Bescherung (1989)

"Schöne Bescherung": John Hughes' schräger Weihnachtsgruß

Noch bevor der von Ed O'Neill gespielte Schuhverkäufer Al Bundy und seine "Schrecklich nette Familie" in die Wohnzimmer flimmerten, schenkte uns die US-Kinoindustrie eine chaotische Sippe, die den Bundys in puncto Fremdschamfaktor in nichts nachsteht: die Griswolds. Erstmals machten Vater Clark, Mutter Ellen und die Kids Audrey und Rusty die Kinosäle 1983 unsicher, als "Die Schrillen vier auf Achse" waren; während eines ausgedehnten Sommerurlaubs, der nach allen Regeln der Komödienkunst in die Hose geht. Zwei Jahre später trieben sie in "Hilfe, die Amis kommen" halb Europa an den Rand des Nervenzusammenbruchs, bevor sie zum Ende des Jahrzehnts schließlich gemeinsam Weihnachten feierten. Fans und Experten gilt dieser Film als bester der Reihe, in der mit "Viva Las Vegas" (1996) und dem Reboot "Vacation – Wir sind die Griswolds" (2015) zwei weitere Vertreter folgen sollten.

Vom Satiremagazin ins Kino

Ein Blick auf die Originaltitel verrät, dass die Filme aus dem National Lampoon hervorgegangen sind, einer US-Satirezeitschrift, die als nationaler Ableger des berühmten Hochschul-Satiremagazins The Harvard Lampoon von 1970 bis 1998 ein überschaubares Dasein fristete. Zur Belegschaft des National Lampoon zählten unter anderem John Hughes, der das US-Kino der 1980er-Jahre mit seinen Teenagerkomödien ("The Breakfast Club", "Pretty in Pink", "Ferris macht blau" u.a.) prägte und die Drehbücher zu den ersten drei Griswold-Filmen schrieb; aber auch Schauspieler wie John Belushi, Bill Murray und eben Chevy Chase, der die männliche Hauptrolle in den Filmen übernahm.

Die Rolle des liebenswerten Familienvaters mit zwei linken Händen, die in der Rückschau geradezu wie eine Blaupause für Tim Allens Rolle in der Sitcom "Hör mal, wer da hämmert" anmutet, zählt zu Chases besten Figuren. Clark Griswold hat sein Herz am rechten Fleck und darüber hinaus mehr Köpfchen, als man ihm auf den ersten Blick zutraut.

Festtag voll ikonischer Momente

Aus deutscher Perspektive ist "Schöne Bescherung", was klassische Feiertags-Unterhaltung im Fernsehen anbelangt, näher an der Folge Alle Jahre wieder aus der Serie "Familie Heinz Becker" als an Loriots Sketch Weihnachten bei Hoppenstedts. Und wer John Hughes' Gesamtwerk im Blick hat, der sieht in einigen Gags wie etwa dem abgefackelten Weihnachtsbaum, der finalen Klärgruben-Explosion oder dem höllisch gut gewienerten Schlitten bereits den auf die Spitze getriebenen Anarcho-Humor aus "Kevin allein zu Haus" (1990) am Horizont heraufziehen.

Bis in die Nebenrollen top besetzt – u. a. sind Juliette Lewis ("Kap der Angst", "Natural Born Killers") und Johnny Galecki ("Roseanne", "The Big Bang Theory") als Griswold-Kinder und Julia Louis-Dreyfus ("Seinfeld", "Veep") als versnobte Nachbarin in frühen Rollen zu sehen –, vermag das Ensemble einen authentischen Eindruck eines chaotischen Familienfests zu vermitteln. Klar sind die Fettnäpfchen, in die die Figuren schwungvoll tappen, übertrieben und ist die Schlusspointe arg zugespitzt, zumindest ein wenig von diesem ganz normalen Weihnachtswahnsinn herrscht aber wohl in jeder Familie.

Fazit: Hach, die Griswolds! So schön schräg, ungeschickt, chaotisch und dabei stets liebenswert ist kaum eine zweite Filmfamilie. Die Weihnachtsfeier, die sie mit jeder Menge Slapstick auf die Leinwand werfen, ist wahrlich eine "Schöne Bescherung".