Die dunkelste Stunde (2017)
The Darkest Hour
Biopic: Winston Churchill wird im Mai 1940 britischer Premierminister – und muss entscheiden, ob das Land in den Krieg zieht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Großbritannien im Mai 1940: Als sich der Premier und Appeasement-Politiker Neville Chamberlain (Ronald Pickup) zum Rücktritt gezwungen sieht, übernimmt Winston Churchill (Gary Oldman) dessen Amt sowie das des Ministers für Verteidigung. Der Staatsmann muss sich nun mit König Georg VI. (Ben Mendelsohn) arrangieren und gegen innerparteiliche Intrigen ankämpfen. Vor allem jedoch muss er sein Land davon überzeugen, dass Verhandlungen mit Adolf Hitler nicht infrage kommen – und es deshalb nötig sein wird, in den Krieg zu ziehen. Im Privaten erhält Churchill Unterstützung von seiner Ehefrau Clementine (Kristin Scott Thomas); zudem erweist sich die junge Sekretärin Elizabeth Layton (Lily James) als große Hilfe.
Bildergalerie zum Film "Die dunkelste Stunde"
Hier streamen
Filmkritik
Der 1972 in London geborene Regisseur Joe Wright ("Stolz & Vorurteil", "Abbitte", "Anna Karenina") kann nach seinem Event-Movie-Misserfolg "Pan" (2015) mit "Die dunkelste Stunde" zwar wieder an seine Stärken anknüpfen, indem er nicht auf Bombast, sondern abermals auf Historie setzt – dennoch ist das Biopic über den britischen Staatsmann Winston Churchill (1874-1965) weitaus weniger gelungen als die früheren Werke des Filmemachers. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Drehbuch von Anthony McCarten sowie die Inszenierung von Wright die Gelegenheit versäumen, Bezüge zur aktuellen Lage des Landes (Stichwort: Brexit) herzustellen und damit mehr als ein beachtlich ausgestattetes Zeitstück zu liefern. Hinzu kommt ein Übermaß an Pathos – insbesondere im letzten Drittel –, das einigen Passagen etwas außerordentlich Biederes verleiht.
In der Darstellung des Protagonisten arbeitet "Die dunkelste Stunde" mit Humor und einer gewissen Freude an der milden Dekonstruktion: Churchill wird als verschroben-polternder Kauz mit zahlreichen Marotten gezeigt; wir sehen ihn unter anderem in einem rosafarbenen Pyjama und Morgenmantel, im Bett, in der Badewanne und auf der Toilette. Neben dieser schrullig-privaten Seite präsentiert uns der Film aber auch den redegewandten Politiker, dessen Volksnähe in einer Sequenz zum Ausdruck gebracht werden soll, in welcher Churchill spontan in die städtische U-Bahn steigt und sich dort mit den Fahrgästen austauscht. Während das Geschehen hier deutlich ins Kitschige abdriftet, wird in anderen Momenten, etwa im Verlauf eines Telefongesprächs zwischen Churchill und dem US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, allein durch Worte eine solide Spannung erzeugt. Ebenso können einige inszenatorische Ideen überzeugen – so zum Beispiel die Art und Weise, wie der Prozess des Schreibmaschinen-Diktats in Bild und Ton umgesetzt wird.
Der Brite Gary Oldman gilt dank seiner Darbietungen in "Sid & Nancy" (1986), "Dracula" (1992) oder "Dame, König, As, Spion" (2011) zu Recht als Ausnahmetalent – und auch in dieser Rolle ist seine Leistung bemerkenswert. Gleichwohl verschwindet er hier (ähnlich wie Anthony Hopkins in "Hitchcock") beinahe hinter dem prothetischen Make-up und Haardesign. Kristin Scott Thomas ("Der englische Patient", "The Party") als Churchills Ehegattin Clementine und Lily James ("Cinderella") als neue Sekretärin Elizabeth spielen gut, bleiben allerdings Randfiguren.
Fazit: Ein handwerklich ansprechend gemachter Film mit einem begabten Hauptdarsteller, der den nötigen Einsatz zeigt. Pathos und Kitsch sowie ein Mangel an Bezügen zur heutigen Situation Großbritanniens schwächen das Biopic jedoch.
In der Darstellung des Protagonisten arbeitet "Die dunkelste Stunde" mit Humor und einer gewissen Freude an der milden Dekonstruktion: Churchill wird als verschroben-polternder Kauz mit zahlreichen Marotten gezeigt; wir sehen ihn unter anderem in einem rosafarbenen Pyjama und Morgenmantel, im Bett, in der Badewanne und auf der Toilette. Neben dieser schrullig-privaten Seite präsentiert uns der Film aber auch den redegewandten Politiker, dessen Volksnähe in einer Sequenz zum Ausdruck gebracht werden soll, in welcher Churchill spontan in die städtische U-Bahn steigt und sich dort mit den Fahrgästen austauscht. Während das Geschehen hier deutlich ins Kitschige abdriftet, wird in anderen Momenten, etwa im Verlauf eines Telefongesprächs zwischen Churchill und dem US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, allein durch Worte eine solide Spannung erzeugt. Ebenso können einige inszenatorische Ideen überzeugen – so zum Beispiel die Art und Weise, wie der Prozess des Schreibmaschinen-Diktats in Bild und Ton umgesetzt wird.
Der Brite Gary Oldman gilt dank seiner Darbietungen in "Sid & Nancy" (1986), "Dracula" (1992) oder "Dame, König, As, Spion" (2011) zu Recht als Ausnahmetalent – und auch in dieser Rolle ist seine Leistung bemerkenswert. Gleichwohl verschwindet er hier (ähnlich wie Anthony Hopkins in "Hitchcock") beinahe hinter dem prothetischen Make-up und Haardesign. Kristin Scott Thomas ("Der englische Patient", "The Party") als Churchills Ehegattin Clementine und Lily James ("Cinderella") als neue Sekretärin Elizabeth spielen gut, bleiben allerdings Randfiguren.
Fazit: Ein handwerklich ansprechend gemachter Film mit einem begabten Hauptdarsteller, der den nötigen Einsatz zeigt. Pathos und Kitsch sowie ein Mangel an Bezügen zur heutigen Situation Großbritanniens schwächen das Biopic jedoch.
Andreas Köhnemann
FBW-Bewertung zu "Die dunkelste Stunde"Jurybegründung anzeigen
Vielleicht liegt es ja an den unruhigen Zeiten, in denen wir leben, an Politikern wie Donald Trump oder an den Verletzungen, die das Brexit-Votum der britischen Seele zugefügt haben, dass in jüngster Zeit gleich mehrere Filme an den großen [...mehr]TrailerAlle "Die dunkelste Stunde"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Die dunkelste Stunde"
Land: GroßbritannienWeitere Titel: Darkest Hour, Churchill - Die dunkelste Stunde
Jahr: 2017
Genre: Historie
Originaltitel: The Darkest Hour
Kinostart: 18.01.2018
Regie: Joe Wright
Darsteller: Lily James als Elizabeth Layton, Gary Oldman als Winston Churchill, Ben Mendelsohn als King George VI, Stephen Dillane als Viscount Halifax, Kristin Scott Thomas als Clementine Churchill
Kamera: Bruno Delbonnel
Verleih: Universal Pictures International
Awards - Oscar 2018Weitere Infos
- Bester Hauptdarsteller - Gary Oldman
- Bestes Make-Up
Kazuhiro Tsuji, David Malinowski, Lucy Sibbick - Bester Film - Anthony McCarten, Douglas Urbanski, Lisa Bruce, Eric Fellner, Tim Bevan
- Bestes Szenenbild - Sarah Greenwood, Katie Spencer
- Beste Kamera - Bruno Delbonnel
- Bestes Kostümdesign - Jacqueline Durran
Verknüpfungen zu "Die dunkelste Stunde"Alle anzeigen
News
TV-Tipp für Dienstag (16.11.): Gary Oldman triumphiert
ZDF zeigt "Die dunkelste Stunde"
ZDF zeigt "Die dunkelste Stunde"