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FBW-Bewertung: Die Unglaublichen 2 (2018)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Inspiriert von der Welle an Marvel- und DC-Superheldenfilmen der letzten zwei Jahrzehnte konnte schon der erste Teil von Disney Pixars DIE UNGLAUBLICHEN vorüber zehn Jahren veröffentlicht, durch amüsante und originelle parodistische Wendungen überzeugen. Statt sich auf eine Heldenfigur zu konzentrieren oder ein diverses Team zu kombinieren, haben wir es hier allerdings mit einer Superheldenfamilie zu tun, die sich mit ihren Fähigkeiten ergänzt und gemeinsam gegen das Böse antritt. Zugleich aber müssen die einzelnen Familienmitglieder als Eltern und Kinder funktionieren, ihren Alltag regeln und mit einem offiziellen Verbot von Superheldenaktivitäten zurechtkommen. Mit DIE UNGLAUBLICHEN 2 liegt nun in bewährter Pixar-Qualität die aufwändige und mit zwei Stunden Laufzeit überbordende Fortsetzung als überzeugende 3-D-Animation vor.
Der zweite Teil knüpft direkt an die Ereignisse aus dem ersten Film an. Bei der Superheldenfamilie stellt sich langsam wieder Normalität ein. Nach der Zerstörung ihres Hauses wohnen die Fünf in einem neuen spektakulären Heim inklusive Höhle für das Equipment, gesponsert von einem Mäzen. Mama Helen alias Elastigirl setzt sich offiziell für die Rechte von Superhelden ein und wird zugleich undercover als Heldin aktiv, während Ehemann Bob aka Mr. Incredible zu Hause bleibt und sich um die Kinder Violet, Dash und Baby Jack-Jack kümmert. Die Familie hat keine Ahnung, welche besonderen Kräfte der Jüngstein der Familie besitzt, der neue Film wird dies aber auf amüsante Weise lüften. Als der finstere Bösewicht Screenslaver auftaucht und die Bürger der Stadt in willenlose Zombies zu verwandeln droht, nehmen die Unglaublichen gemeinsam mit ihrem Freund Frozone den Kampf gegen den Schurken auf und decken eine dunkle Verschwörung auf.
Das spannende und witzige Geschehen wird in einem detailverliebten 1960er Jahre Retroambiente mit jazziger James-Bond-Musik präsentiert. Das Produktionsdesign erinnert an die Arbeiten von Ken Adam für Stanley Kubrick und die James Bond-Reihe. Die turbulenten Actionchoreographien überzeugen mit erstaunlichen Wendungen und packenden 3-D-Effekten. Mit Jack-Jack, dem Baby, wird zugleich eine neue Hauptfigur etabliert, die durch vielseitige Superkräfte irritiert und für bizarre Situationskomik sorgt.
Der Film ist doppelcodiert als Parodie und ernsthafte Familiengeschichte, in der in genretypischerÜbersteigerung familientypische Probleme erzählt werden: vom Umgang mit Pubertätsproblemen, Selbstfindung, Babypflege, Ehekonflikte und der eigenen Körperlichkeit. Wie in einer klassischen Familiengeschichte erleben wir die Entwicklung der Kinder, die Emanzipation der Mutter und ihre Suche nachneuen Wegen der Selbstverwirklichung. Das funktioniert nicht als einfacher Rollentausch, sondern kann als durchaus kluge Reflexion klassischer und moderner Rollenverständnisse betrachtet werden, die explizit thematisiert werden.
Die Jury würdigte ausdrücklich die Komplexität und Vielschichtigkeit in der Darstellung von Geschlechtern, Generationen und Körperbildern, ohne auf mainstreamkompatible Wirksamkeit zu verzichten. DIE UNGLAUBLICHEN 2 bietet erstklassige Unterhaltung für die ganze Familie auf höchstem Niveau.




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