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FBW-Bewertung: Manchester by the Sea (2016)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Langsam, ja geradezu bedächtig entwickelt sich vor unseren Augen das Leben einer im wahrsten Sinne des Wortes verlorenen Seele. Lee Chandler wurde von einem Tag auf den anderen alles genommen, was er liebte. Nur langsam findet er wieder in das Leben zurück, auch durch das Mitgefühl der Gemeinschaft, in der er lebt. Wortkarg und unnahbar lehnt er dieses Mitgefühl und alle angebotene Hilfe oder Zuwendung ab. Und ausgerechnet in diesem Zustand von Seelenchaos wird er durch den Tod seines Bruders testamentarisch zum Vormund seines 16jährigen Neffen Patrick. Lange, sehr lange wird es dauern, bis die beiden Zugang undVertrauen zueinander finden und Lee einen Hoffnungsschimmer für sein künftiges Leben am Horizont erkennen mag.
Kenneth Lonergan inszeniert diese Familiengeschichte konsequent unspektakulär mit einem absolut passenden Erzählrhythmus. Mit eindrucksvollen Rückblenden entwickelt sich das Leben von Lee in kleinen Schritten vor den Augen des Zuschauers, nie ohne die Spannung dabei zu verlieren. Fasziniert beobachtet man, wie die Strukturen einer scheinbar heilen Welt in sich zerfallenund wie ein Mann seinen großen Verlust in Schuldgefühlen erstickt, ohne diese aber nach außen tragen zu können. Hilfe kann er nicht annehmen und seine Mitmenschen begegnen ihm mit hilfloser Befangenheit. Ein herausragend ausgefeiltes Drehbuch bildet die Grundlage für einen atmosphärisch außergewöhnlich dicht inszenierten Film. Überragend dabei die schauspielerische Leistung von Casey Affleck in der Rolle des in sich gekehrten Lee Chandler. Lucas Hedges als Patrick, wie auch alle anderen Schauspieler verkörpern ihre Rollen auf ebenso überzeugende Weise. Kameraführung, Montage und musikalische Begleitung bringen sich entsprechend dem hohen Niveau des Films gleichermaßen ein.




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