Es war einmal Indianerland (2016)
Kongeniale Verfilmung: Regisseur Ilker Çatak bringt Nils Mohls gleichnamigen Jugendroman auf die große Leinwand.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der 17-jährige Mauser (Leonard Scheicher) lebt in einer Hochhaussiedlung am Stadtrand und steht kurz vor einem wichtigen Boxkampf. Ein wenig Ablenkung kommt da gerade gelegen. Während einer illegalen Party in einem Freibad, die Mauser mit seinem alten Kumpel Kondor (Joel Basman) besucht, verliebt er sich Hals über Kopf in Jackie (Emilia Schüle). Die wohnt im Reichenviertel, sieht Männergeschichten eher locker und fährt mit ihren Freunden lieber irgendwo an die Grenze zu einem Musikfestival namens Powwow, als ihre Beziehung zu Mauser zu vertiefen.
Genau dorthin ist angeblich auch Mausers Vater Zöllner (Clemens Schick) unterwegs, nachdem er seine zweite Ehefrau Laura (Katharina Behrens) im Streit erwürgt hat. Gemeinsam mit der 21-jährigen Verkäuferin Edda (Johanna Polley), die neu in der Siedlung ist, aber bereits ein Auge auf Mauser geworfen hat, macht sich der Jugendliche auf, um seinen Vater zur Rede zu stellen. Wenn da bloß nicht dieser mysteriöse Indianer (Robert Alan Packard) wäre, der Mauser überallhin verfolgt.
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Filmkritik
Wir kennen es noch aus der eigenen Jugend, dieses "Gefühl sich aufzulösen, zersetzt zu werden in Moleküle und Atome", wie der 17-jährige Mauser (Leonard Scheicher) uns zum Auftakt aus dem Off wissen lässt. Nils Mohl hat dieses Gefühl 2011 zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Sein ein Jahr später mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneter Roman beschreibt die Welt seines Protagonisten in knalligen Sätzen, schert sich nicht um Chronologie, greift wild vor und zurück. Regisseur Ilker Çatak hat Mohls pointierte Sprache mit dem Schriftsteller als Koautor in ebenso zugespitzte Bilder übersetzt, wie wir sie viel zu selten im deutschen Film sehen.
Çatak traut sich viel in seinem Spielfilmdebüt. Mohls verkürzter, anspielungsreicher Stil strahlt als greller Mix aus selbstreflexiver Erzählerstimme und rotzigen formalen Mitteln von der Leinwand in den Kinosaal. Detailaufnahmen wechseln mit Superzeitlupen, Zooms und schnellen Schnitten. Die Namen der Hauptfiguren, der Countdown bis zum entscheidenden Boxkampf und Mausers Küsse Nummer eins, zwei und drei erscheinen als bunte Einblendungen. Filme von Jean-Luc Godard über Stanley Kubrick bis Wes Anderson werden munter, aber unverkrampft zitiert. Ab und an schleichen sich Mausers Gedanken nach einem Umschnitt unvermittelt in die Einstellung. Und wie der Roman spult auch der Film ungeniert vor und zurück.
Das ist nicht neu und fühlt sich doch frisch an – vor allem deshalb, weil im deutschen Kino die Welle erzählerisch und visuell verspielter Filme nach internationalem Vorbild ab Ende der 1990er-Jahre schnell wieder abebbte. "Es war einmal Indianerland" sieht aber nicht nur umwerfend aus; nicht zuletzt dank Florian Mags wunderbarer Bildgestaltung und Tim Tamkes simplem, aber farbdramaturgisch klug gestaltetem Szenenbild. Çataks Coming-of-Age-Roadmovie überzeugt auch durch viel Witz, Einfallsreichtum und Schauspieler, die wie die Dialoge zu jeder Zeit authentisch rüberkommen. Das beschert uns eine herrlich verrückte Liebesgeschichte, in der selbst Sätze wie "Sag mal, hast du 'ne Bohrmaschine?" romantisch klingen.
Fazit: Regisseur Ilker Çatak glückt mit seinem Spielfilmdebüt ein Coming-of-Age-Film, der gelungen zwischen Drama, Liebesgeschichte und Roadmovie balanciert. Erzählerisch und visuell verspielt, macht "Es war einmal Indianerland" keinen Hehl aus seinen Vorbildern, bewahrt sich aber stets seinen eigenen Ton. Davon darf es im deutschen Kino künftig gern mehr sein.
Çatak traut sich viel in seinem Spielfilmdebüt. Mohls verkürzter, anspielungsreicher Stil strahlt als greller Mix aus selbstreflexiver Erzählerstimme und rotzigen formalen Mitteln von der Leinwand in den Kinosaal. Detailaufnahmen wechseln mit Superzeitlupen, Zooms und schnellen Schnitten. Die Namen der Hauptfiguren, der Countdown bis zum entscheidenden Boxkampf und Mausers Küsse Nummer eins, zwei und drei erscheinen als bunte Einblendungen. Filme von Jean-Luc Godard über Stanley Kubrick bis Wes Anderson werden munter, aber unverkrampft zitiert. Ab und an schleichen sich Mausers Gedanken nach einem Umschnitt unvermittelt in die Einstellung. Und wie der Roman spult auch der Film ungeniert vor und zurück.
Das ist nicht neu und fühlt sich doch frisch an – vor allem deshalb, weil im deutschen Kino die Welle erzählerisch und visuell verspielter Filme nach internationalem Vorbild ab Ende der 1990er-Jahre schnell wieder abebbte. "Es war einmal Indianerland" sieht aber nicht nur umwerfend aus; nicht zuletzt dank Florian Mags wunderbarer Bildgestaltung und Tim Tamkes simplem, aber farbdramaturgisch klug gestaltetem Szenenbild. Çataks Coming-of-Age-Roadmovie überzeugt auch durch viel Witz, Einfallsreichtum und Schauspieler, die wie die Dialoge zu jeder Zeit authentisch rüberkommen. Das beschert uns eine herrlich verrückte Liebesgeschichte, in der selbst Sätze wie "Sag mal, hast du 'ne Bohrmaschine?" romantisch klingen.
Fazit: Regisseur Ilker Çatak glückt mit seinem Spielfilmdebüt ein Coming-of-Age-Film, der gelungen zwischen Drama, Liebesgeschichte und Roadmovie balanciert. Erzählerisch und visuell verspielt, macht "Es war einmal Indianerland" keinen Hehl aus seinen Vorbildern, bewahrt sich aber stets seinen eigenen Ton. Davon darf es im deutschen Kino künftig gern mehr sein.
Falk Straub
FBW-Bewertung zu "Es war einmal Indianerland"Jurybegründung anzeigen
Nils Mohls?Es war einmal Indianerland? ist seit 2011 ein Bestseller unter den Jugendromanen. Ilker Çatak hat die schrille Coming-of-Age-Geschichte aus einer städtischen Hochhaussiedlung verfilmt, genauso schrill, genauso hastend und donnernd wie die [...mehr]TrailerAlle "Es war einmal Indianerland"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Es war einmal Indianerland"
Land: DeutschlandJahr: 2016
Genre: Drama, Coming-of-age
Länge: 97 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 19.10.2017
Regie: Ilker Çatak
Darsteller: Clemens Schick als Zöllner, Emilia Schüle als Jackie, Joel Basman als Kondor, Leonard Scheicher als Mauser, Johanna Polley als Edda
Kamera: Florian Mag
Verleih: Camino