BErliN - Aus diesem Trallala kommst du nicht raus (2016)
Dokumentarfilm über den Berliner Aktionskünstler Ben WaginKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Ben Wagin ist Mitte 80 und pflanzt immer noch Bäume. Der Berliner Aktionskünstler und Naturschützer hat von Moskau bis Vilshofen über 50000 Bäume in die Erde gesetzt, vor allem Ginkgos. Eine Ginkgo-Brosche ziert auch seine Käppis. Der 1930 Geborene zog in den 1950er Jahren nach Berlin und begann dort schon bald, mit seinen Kunstaktionen und Installationen den öffentlichen Raum mitzugestalten. Einmal stellte er ein Schiff vor die Staatsoper, sehr zur Verwunderung der Polizei. Aber die meisten seiner Werke dienen entweder der Erinnerung an die Geschichte – den Nationalsozialismus und die Mauer – oder preisen die Welt der Pflanzen, vielleicht sogar gleichzeitig.
Mitten im Regierungsviertel, am ehemaligen Grenzstreifen, steht Wagins "Parlament der Bäume". Dort erinnern Gedenksteine an die Mauertoten, stehen Teilstücke der Berliner Mauer. Das Areal wurde bereits verkleinert und seine Zukunft ist ungewiss, weil die moderne Stadt expandiert. Der alte Mann fragt sich, ob vielleicht eine andere deutsche Stadt die Mauerreste haben will. Einmal muss er eine Lagerhalle räumen, in der er gesammelte Fundstücke aufbewahrt. Objekte, die anderen wertlos erscheinen mögen, sieht er mit anderen Augen. Ben Wagin ist im Unruhestand: Er produziert ständig etwas Neues, kleine Skulpturen, Arrangements, Malereien. Und kümmert sich um seine vielen Bäume und Pflanzen.
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Filmkritik
Ben Wagin gilt als Berliner Original. Während andere Künstler ihre Werke in Museen und Galerien unterbringen wollen, geht er mit seinen Installationen und Aktionen hinaus in die Stadt. Seit über fünfzig Jahren hat er den öffentlichen Raum auf diese Weise mitgestaltet. Der Dokumentarfilm von Sobo Swobodnik ("Unplugged: Leben Guaia Guaia") und Pantea Lachin liefert ein lebendiges Porträt dieses ungezähmten Freigeists. Anders als zu erwarten gewesen wäre, rekapituliert der Film dabei nicht den Werdegang dieses Kreativen, dessen Autobiografie "Nenn mich nicht Künstler" heißt. Sondern er schaut Wagin beim täglichen Schaffen zu, lauscht seinen spontanen Erzählungen und holt Statements von Berliner Politikern und Kunstexperten ein.
Klaus Töpfer, Rita Süßmuth, Monika Grütters und andere würdigen Ben Wagins Kunstinstallationen in der Stadt. Gäbe es zum Beispiel sein "Parlament der Bäume" im Regierungsviertel nicht, sähe die Stadt heute dort auf modern getrimmt aus. Die Mauerteile und die Steine mit den eingravierten Namen der Mauertoten halten die Erinnerung wach, sichern ihr einen authentischen Ort. Im Film sieht man Wagin öfter im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen, die wissen wollen, auf welchem Boden sie stehen, neugierig auf die Botschaften des Künstlers sind. Die Filmemacher erklären selbst nichts, so dass viele ihrer Beobachtungen wie Schnappschüsse wirken, bruchstückhaft. Über die Vergangenheit, über die Frauen, über das Wesen der Kunst spricht Wagin höchstens en passant, aber dann gerne mit Humor. Wichtiger ist ihm offenbar das Hier und Jetzt, das Werkeln und Erschaffen, das Gießen der Pflanzen und das Betrachten eines Schmetterlings am Fenster.
Stilistisch passt sich der Film auf interessante Weise dem Subjekt an. Die Statements Dritter werden stets in Schwarz-Weiß hineingeschnitten, wie um ironische Distanz zum Expertentum aus Politik und Kunstbetrieb zu demonstrieren. Mal kocht Wagin einen Pflanzensud, um Farbe zu gewinnen, mal verstreut er trockene Ginkgoblätter, oder verwandelt seine eigene Hand in eine Plastik. Dazwischen schneiden die Filmemacher Szenen aus einer Klinik, wo er an der Hand operiert wird. Die spärliche Musik hat auch Werkstattcharakter, etwa wenn klopfende Geräusche erklingen, die einem anderen Arbeitsprozess als dem abgebildeten zu entstammen scheinen. Einmal stellt Wagin mit leisem Bedauern fest, im Alter lasse die Freude am Experimentieren nach. Dieses interessante Porträt erzählt etwas anderes.
Fazit: Der einfühlsame Dokumentarfilm porträtiert den Berliner Aktionskünstler und Baumpaten Ben Wagin als einen kreativen Freigeist, der immer etwas Neues mit seinen Händen erschaffen muss. Dieser Mann, der mit seinen Installationen im öffentlichen Raum dazu beigetragen hat, die Erinnerung an die Geschichte wachzuhalten, ist mit Mitte 80 immer noch neugierig auf das Hier und Jetzt. Sobo Swobodnik und Pantea Lachin gelingt eine interessante Annäherung an einen ungewöhnlichen Künstler und sein anregendes Werk.
Klaus Töpfer, Rita Süßmuth, Monika Grütters und andere würdigen Ben Wagins Kunstinstallationen in der Stadt. Gäbe es zum Beispiel sein "Parlament der Bäume" im Regierungsviertel nicht, sähe die Stadt heute dort auf modern getrimmt aus. Die Mauerteile und die Steine mit den eingravierten Namen der Mauertoten halten die Erinnerung wach, sichern ihr einen authentischen Ort. Im Film sieht man Wagin öfter im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen, die wissen wollen, auf welchem Boden sie stehen, neugierig auf die Botschaften des Künstlers sind. Die Filmemacher erklären selbst nichts, so dass viele ihrer Beobachtungen wie Schnappschüsse wirken, bruchstückhaft. Über die Vergangenheit, über die Frauen, über das Wesen der Kunst spricht Wagin höchstens en passant, aber dann gerne mit Humor. Wichtiger ist ihm offenbar das Hier und Jetzt, das Werkeln und Erschaffen, das Gießen der Pflanzen und das Betrachten eines Schmetterlings am Fenster.
Stilistisch passt sich der Film auf interessante Weise dem Subjekt an. Die Statements Dritter werden stets in Schwarz-Weiß hineingeschnitten, wie um ironische Distanz zum Expertentum aus Politik und Kunstbetrieb zu demonstrieren. Mal kocht Wagin einen Pflanzensud, um Farbe zu gewinnen, mal verstreut er trockene Ginkgoblätter, oder verwandelt seine eigene Hand in eine Plastik. Dazwischen schneiden die Filmemacher Szenen aus einer Klinik, wo er an der Hand operiert wird. Die spärliche Musik hat auch Werkstattcharakter, etwa wenn klopfende Geräusche erklingen, die einem anderen Arbeitsprozess als dem abgebildeten zu entstammen scheinen. Einmal stellt Wagin mit leisem Bedauern fest, im Alter lasse die Freude am Experimentieren nach. Dieses interessante Porträt erzählt etwas anderes.
Fazit: Der einfühlsame Dokumentarfilm porträtiert den Berliner Aktionskünstler und Baumpaten Ben Wagin als einen kreativen Freigeist, der immer etwas Neues mit seinen Händen erschaffen muss. Dieser Mann, der mit seinen Installationen im öffentlichen Raum dazu beigetragen hat, die Erinnerung an die Geschichte wachzuhalten, ist mit Mitte 80 immer noch neugierig auf das Hier und Jetzt. Sobo Swobodnik und Pantea Lachin gelingt eine interessante Annäherung an einen ungewöhnlichen Künstler und sein anregendes Werk.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "BErliN - Aus diesem Trallala kommst du nicht raus"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Ben Berlin - Aus diesem Trallala kommst du nicht raus
Jahr: 2016
Genre: Dokumentation
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 13.10.2016
Regie: Sobo Swobodnik, Pantea Lachin
Darsteller: Ben Wagin
Verleih: P'Artisan Filmproduktion GmbH