Neruda (2016)
Biopic: Der chilenische Dichter und Schriftsteller Pablo Neruda wird wegen seiner Kritik am Regime in den 1940er Jahren verfolgt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Chile, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Der Autor Pablo Neruda (Luis Gnecco) gehört der Partido Comunista de Chile als Senator an und kritisiert in dieser Funktion den amtierenden Präsidenten des Landes Gabriel González Videla (Alfredo Castro Gómez). Alsbald muss er – in Begleitung seiner Lebensgefährtin Delia del Carril (Mercedes Morán) – in den Untergrund gehen, um einer Haft zu entkommen. Der Polizeipräfekt Óscar Peluchonneau (Gael García Bernal) fahndet mit unermüdlichem Eifer nach Neruda, doch diesem gelingt es – nicht zuletzt dank Parteimitgliedern, Bekannten und Leuten, die ihn bewundern – immer wieder, dem Ermittler ein paar Schritte voraus zu sein und während seiner Flucht gar ein Spiel mit Peluchonneau zu treiben. Der Polizist versucht unter anderem, Neruda als Bigamisten zu diffamieren, scheitert aber auch hierbei. In den verschneiten Anden will Peluchonneau den Dichter schließlich fassen.
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Filmkritik
Das ungewöhnlich-originelle Biopic "Neruda" des chilenischen Filmemachers Pablo Larraín ("El Club", "Jackie") feierte seine Premiere bereits im Mai 2016 auf der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes. Das Werk, dessen Drehbuch von Guillermo Calderón stammt, zeichnet einen Abschnitt im Leben des Dichters und Schriftstellers Pablo Neruda (1904-1973) nach – und poetisiert dabei überaus virtuos die Wirklichkeit. Auf diese Weise kommt es dem Œuvre des Porträtierten erstaunlich nahe und ist weniger ein Film über Neruda als vielmehr ein Film in feinstem Neruda-Stil.
Das Produktionsdesign ist exquisit; dennoch ist "Neruda" nicht in erster Linie ein period piece, welches sich für die genaue Erfassung historischer Ereignisse interessiert. Larraín und sein Team erzeugen durch eine dynamische Kameraführung sowie durch eine unberechenbare Montage, eine intensive Ausleuchtung und eine wuchtige musikalische Gestaltung eine sehr reizvolle, surreal anmutende Atmosphäre. Unvermittelte Schauplatzwechsel im Verlauf von Dialogen sorgen für Irritationen, während der Einsatz von Rückprojektionen bei Fahrtaufnahmen das Artifizielle der Inszenierung noch verstärkt. Nicht zu kurz kommen bei all dem jedoch die konzentrierten und ernsthaften Momente, etwa in einer Verhörsituation oder wenn Neruda von einer Frau auf die Widersprüche des Kommunismus hingewiesen wird.
In der Titelrolle liefert Luis Gnecco eine herrliche, zwischen Hedonismus und Kampfgeist, Mut und Müßiggang schwankende Performance eines Helden, der seine Flucht mit literarischem Witz bestreitet, indem er Bücher an den Orten hinterlässt, an denen er sich aufgehalten hat. Als perfekte Leinwandpartnerin erweist sich Mercedes Morán: Sie verleiht der argentinischen Malerin Delia del Carril, die ihrem Lebensgefährten (zunächst) in den Untergrund folgt, die nötige Mischung aus Noblesse und Intelligenz. Mit einer besonderen Tragikomik kann sich indes der gewohnt starke Gael García Bernal ("Die Reise des jungen Che") hervortun. Der von ihm verkörperte, zur Obsession neigende Polizeipräfekt, der das Geschehen schon vor seinem ersten Erscheinen in der Handlung via voice-over auf höchst eigenwillige Art kommentiert, muss allmählich erkennen, dass er lediglich eine Nebenfigur in der Geschichte des von ihm verfolgten Autors ist. Im Finale des Werks kommt es zu einer wunderbaren Wendung, die "Neruda" endgültig zu einem kinematografischen Meisterstück macht.
Fazit: Zugleich politisch und lyrisch, klug und humorvoll: ein Film, der dem Werk und Wirken des Protagonisten vollauf gerecht wird und zudem ein superbes Ensemble zu bieten hat.
Das Produktionsdesign ist exquisit; dennoch ist "Neruda" nicht in erster Linie ein period piece, welches sich für die genaue Erfassung historischer Ereignisse interessiert. Larraín und sein Team erzeugen durch eine dynamische Kameraführung sowie durch eine unberechenbare Montage, eine intensive Ausleuchtung und eine wuchtige musikalische Gestaltung eine sehr reizvolle, surreal anmutende Atmosphäre. Unvermittelte Schauplatzwechsel im Verlauf von Dialogen sorgen für Irritationen, während der Einsatz von Rückprojektionen bei Fahrtaufnahmen das Artifizielle der Inszenierung noch verstärkt. Nicht zu kurz kommen bei all dem jedoch die konzentrierten und ernsthaften Momente, etwa in einer Verhörsituation oder wenn Neruda von einer Frau auf die Widersprüche des Kommunismus hingewiesen wird.
In der Titelrolle liefert Luis Gnecco eine herrliche, zwischen Hedonismus und Kampfgeist, Mut und Müßiggang schwankende Performance eines Helden, der seine Flucht mit literarischem Witz bestreitet, indem er Bücher an den Orten hinterlässt, an denen er sich aufgehalten hat. Als perfekte Leinwandpartnerin erweist sich Mercedes Morán: Sie verleiht der argentinischen Malerin Delia del Carril, die ihrem Lebensgefährten (zunächst) in den Untergrund folgt, die nötige Mischung aus Noblesse und Intelligenz. Mit einer besonderen Tragikomik kann sich indes der gewohnt starke Gael García Bernal ("Die Reise des jungen Che") hervortun. Der von ihm verkörperte, zur Obsession neigende Polizeipräfekt, der das Geschehen schon vor seinem ersten Erscheinen in der Handlung via voice-over auf höchst eigenwillige Art kommentiert, muss allmählich erkennen, dass er lediglich eine Nebenfigur in der Geschichte des von ihm verfolgten Autors ist. Im Finale des Werks kommt es zu einer wunderbaren Wendung, die "Neruda" endgültig zu einem kinematografischen Meisterstück macht.
Fazit: Zugleich politisch und lyrisch, klug und humorvoll: ein Film, der dem Werk und Wirken des Protagonisten vollauf gerecht wird und zudem ein superbes Ensemble zu bieten hat.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Neruda"
Land: Chile, Argentinien, Spanien, FrankreichJahr: 2016
Genre: Drama
Länge: 108 Minuten
Kinostart: 23.02.2017
Regie: Pablo Larraín
Darsteller: Gael García Bernal als Óscar Peluchonneau, Alfredo Castro als Gabriel González Videla, Antonia Zegers, Luis Gnecco als Pablo Neruda, Pablo Derqui als Víctor Pey
Kamera: Sergio Armstrong
Verleih: Piffl Medien
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