Stille Reserven (2016)
Sci-Fi-Drama über eine dystopische Gesellschaft, in der nur diejenigen sterben dürfen, die finanziell vorgesorgt haben.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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In der Zukunft ist Wien in der Hand großer Konzerne wie der Versicherungsgesellschaft EAR. Dort arbeitet Vincent Baumann (Clemens Schick), der Todesversicherungen verkauft. Nur wer eine solche abgeschlossen hat, darf eines Tages ganz natürlich sterben. Alle anderen werden, wenn es so weit ist, in einen komatösen Zustand versetzt. Dann dienen sie entweder als Ersatzteillager, als Leihmütter oder als Datenspeicher.
Baumanns Leben und das seiner Kollegen ist streng normiert und durchgetaktet, ihr Gefühlsleben der Leistung radikal untergeordnet. Wenn es einmal mit der Leistung nicht klappt, erfolgt prompt die Degradierung, die auch Baumann ereilt. Er wird mit der Ausforschung einer Aktivistengruppe beauftragt, die einen Befreiungsanschlag auf die Geriatrie mit den Körpern, die nicht sterben dürfen, plant. Zu dieser Gruppe gehört die Barsängerin Lisa Sokulowa (Lena Lauzemis). Sie will Baumann schöne Augen machen, um seine Identität mit dem Level 3 zu bekommen, die für den Eintritt in die streng bewachte Geriatrie nötig ist. Die beiden ungleichen Charaktere beginnen eine gefährliche Affäre.
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Filmkritik
Inmitten einer dystopischen Gesellschaft, in der die Freiheit der Menschen erheblich eingeschränkt ist, lernt ein Paar die Gefahren der Romantik kennen. Der düstere Zukunftsentwurf, den Regisseur und Drehbuchautor Valentin Hitz in "Stille Reserven" für die Stadt Wien entwickelt, kreist um eine makabre, aber auch wirkungsvoll beängstigende Idee. Die Endlichkeit des Lebens wird aufgehoben, nicht einmal im Sterben gehört sich der Mensch mehr selbst. Wer sich keine teure Todesversicherung geleistet hat, hat kein Recht, zu sterben. Die Kandidaten auf dem Weg ins Jenseits werden von Amts wegen abgeholt und in Boxen gepackt, künstlich beatmet, in Regalen gestapelt, um körperlich weiter ausgeschlachtet zu werden. Der Versicherungsagent Vincent Baumann soll eine Aktivistengruppe im Untergrund ausspähen und begegnet dabei der Liebe, einem Gefühl, das in seinen Kreisen medikamentös bekämpft wird.
Zunächst kommt es einem verwirrend vor, wie detailliert dieses Zukunftsszenario ausgearbeitet ist. Denn das meiste wird nicht groß erklärt und es bleibt den Zuschauern überlassen, sich darauf einen Reim zu machen. Ein mächtiger Player ist der Versicherungskonzern EAR, der seinen Mitarbeitern Identitäten verpasst, sie upgraden und wieder zurückstufen kann wie die mit ihnen verbundenen Privilegien. Die Mitarbeiter unterziehen sich permanent der Selbstoptimierung – ein kraftvoller Seitenhieb auf gegenwärtige Tendenzen. Und auch in der Welt draußen herrscht Freudlosigkeit angesichts der wirtschaftlichen Knechtung.
Der visuellen Gestaltung mit ihren Braun- und Grautönen, der Schmuck- und Farblosigkeit der Schauplätze gelingt es mühelos, ein Frösteln zu erzeugen. Wenn dann der Anzugträger Vincent mit der seriös erstarrten Miene in einem Nachtclub sitzt und Lisa auf der Bühne steht und über verruchte Gefühle singt, geht ihm ein Licht auf. Clemens Schick muss gar nicht viel tun, um das überzeugend zu spielen. Lena Lauzemis beeindruckt nicht zuletzt mit den Bühnenauftritten, bei denen sie die Leidenschaft ganz im Stil des Films monoton zu kanalisieren versucht, sie aber dennoch zeigt. Der romantisch-rebellische Weltschmerz dieses Paares passt als Gegenpol hervorragend in ein Universum, das sich die Individuen finanziell nutzbar macht und ihre Schritte unbarmherzig überwacht.
Fazit: In einer dystopischen Gesellschaft am Schauplatz Wien bemisst sich der Wert des Menschen rein wirtschaftlich, so dass ihm auch das Sterben versagt werden darf. In dieser düster-makabren Vision des Regisseurs und Drehbuchautors Valentin Hitz überzeugen Clemens Schick und Lena Lauzemis als ungleiches Paar, das die alte romantische Verwandtschaft von Leidenschaft und Tod neu entdeckt. Die beklemmende Atmosphäre bewahrt das kunst- und anspruchsvoll ausgearbeitete Szenario davor, allzu verkopft zu wirken.
Zunächst kommt es einem verwirrend vor, wie detailliert dieses Zukunftsszenario ausgearbeitet ist. Denn das meiste wird nicht groß erklärt und es bleibt den Zuschauern überlassen, sich darauf einen Reim zu machen. Ein mächtiger Player ist der Versicherungskonzern EAR, der seinen Mitarbeitern Identitäten verpasst, sie upgraden und wieder zurückstufen kann wie die mit ihnen verbundenen Privilegien. Die Mitarbeiter unterziehen sich permanent der Selbstoptimierung – ein kraftvoller Seitenhieb auf gegenwärtige Tendenzen. Und auch in der Welt draußen herrscht Freudlosigkeit angesichts der wirtschaftlichen Knechtung.
Der visuellen Gestaltung mit ihren Braun- und Grautönen, der Schmuck- und Farblosigkeit der Schauplätze gelingt es mühelos, ein Frösteln zu erzeugen. Wenn dann der Anzugträger Vincent mit der seriös erstarrten Miene in einem Nachtclub sitzt und Lisa auf der Bühne steht und über verruchte Gefühle singt, geht ihm ein Licht auf. Clemens Schick muss gar nicht viel tun, um das überzeugend zu spielen. Lena Lauzemis beeindruckt nicht zuletzt mit den Bühnenauftritten, bei denen sie die Leidenschaft ganz im Stil des Films monoton zu kanalisieren versucht, sie aber dennoch zeigt. Der romantisch-rebellische Weltschmerz dieses Paares passt als Gegenpol hervorragend in ein Universum, das sich die Individuen finanziell nutzbar macht und ihre Schritte unbarmherzig überwacht.
Fazit: In einer dystopischen Gesellschaft am Schauplatz Wien bemisst sich der Wert des Menschen rein wirtschaftlich, so dass ihm auch das Sterben versagt werden darf. In dieser düster-makabren Vision des Regisseurs und Drehbuchautors Valentin Hitz überzeugen Clemens Schick und Lena Lauzemis als ungleiches Paar, das die alte romantische Verwandtschaft von Leidenschaft und Tod neu entdeckt. Die beklemmende Atmosphäre bewahrt das kunst- und anspruchsvoll ausgearbeitete Szenario davor, allzu verkopft zu wirken.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Stille Reserven"
Land: ÖsterreichJahr: 2016
Genre: Drama
Länge: 95 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 20.04.2017
Regie: Valentin Hitz
Darsteller: Clemens Schick, Lena Lauzemis, Daniel Olbrychski, Viktor Krüger, Lukas Johne
Kamera: Martin Gschlacht
Verleih: Camino
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