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Krieg und Spiele (2016)

Dokumentarfilm, der den Einsatz von Drohnen und Quadrocoptern, von Robotern und künstlicher Intelligenz im Krieg und Alltag untersucht.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Sie sind der Tierwelt nachempfunden und tragen martialische Namen wie "Predator" (deutsch: "Raubtier") oder "Reaper" ("Sensenmann"): unbemannte Luftfahrzeuge des Militärs. Karin Jurschick geht in ihrem Dokumentarfilm der Frage nach, wie der Einsatz solcher Kampfdrohnen die Kriegsführung verändert. Welche Auswirkungen hat er auf Soldaten, auf Zivilisten, auf Ethik und Moral? Jurschicks Recherche führt sie nach Deutschland, Frankreich, Israel und in die USA. Sie spricht mit Ingenieuren, Soldaten, Moralphilosophen, Politikwissenschaftlern und ehemaligen ranghohen Militärs.

Doch die Filmemacherin merkt schnell, wie weit diese Thematik führt. Wie zukünftige Kriege aussehen könnten, beschäftigt auch Entwickler von Computerspielen und Wissenschaftler, die Robotik und künstliche Intelligenz erforschen. Deren Erkenntnisse beeinflussen wiederum die Waffenindustrie. In "Krieg und Spiele" kommen daher auch sie zu Wort.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Karin Jurschick stellt ihrem Dokumentarfilm eine Überlegung voran. Ob unbemannte Luftfahrzeuge, die einmal als Spielzeuge gedacht waren und in Form von Kampfdrohnen längst zur tödlichen Waffe geworden sind, unsere neuen Götter seien, fragt die Regisseurin aus dem Off in den Kinosaal. Ihr Gedankengang ist nicht neu. Bei jedem Krieg, der eine technische Weiterentwicklung mit sich bringt, wird diese Frage gestellt. Auch die Auswirkungen von Depersonalisierung und Automatisierung, was also mit Soldaten passiert, die ihrem Feind nicht mehr direkt gegenüberstehen, sondern ihre Waffen Tausende Kilometer entfernt vor einem Computermonitor bedienen, haben bereits zahlreiche Dokumentarfilme verhandelt. "Krieg und Spiele" fasst die jüngsten Entwicklungen, die Zunahme von Überwachung und gezielten Tötungen nach den Anschlägen vom 11. September 2001, jedoch aufschlussreich zusammen und stellt Wissenschaftlern und Militärs, Ingenieuren, Waffenherstellern, Entwicklern von Computerspielen und Philosophen die Frage nach Ethik, Moral und der Zukunft des Krieges.

Eins ist dabei evident: Die Lager sind zutiefst gespalten. Während die Befürworter gebetsmühlenartig wiederholen, wie viele Leben durch die Technik gerettet, wie viele (menschliche) Fehler vermieden werden könnten, zeichnen die Skeptiker und Gegner ein Bild von einer "beängstigenden" Zukunft. Ein dazwischen scheint es in dieser Frage kaum zu geben. Colonel Lawrence Wilkerson etwa wirft den Universitäten, Unternehmen und der Gesellschaft vor, nur mehr junge Menschen ohne moralischen Kompass hervorzubringen. Soldaten, die ihr Leben nicht mehr aufs Spiel setzten, seien nichts anderes als Attentäter und (Auftrags-)Mörder der Regierung. Ronald Arkin, Professor für Robotik, sieht hingegen gerade in der Technik eine Chance, im Kriegseinsatz rationaler und dadurch moralischer zu handeln. Und der Politikwissenschaftler Peter W. Singer nimmt weiterhin den Menschen in die Pflicht. Ethische und moralische Konflikte ließen sich nicht einfach auf Maschinen abwälzen.

Mit einem Kommentar aus dem Off, der ihren Gedanken zum Thema freien Lauf lässt, bringt sich die Regisseurin selbst in ihren Film ein. Schwarzweißbilder einer Kameradrohne, die von einem zum anderen Interviewpartner überleiten, ahmen Überwachungsbilder nach und verleihen "Krieg und Spiele" eine bedrohliche Ästhetik. Dabei blickt der Film hinter manche Kulisse, die der Öffentlichkeit bislang unzugänglich gewesen ist. In seinen stärksten Momenten lässt "Krieg und Spiele" die Aussagen der Interviewpartner unkommentiert stehen, entlarvt deren teils stumpfe Parolen, die ab und an einer Realsatire gleichen, oder regt zum Nachdenken an. In seinen schwächeren Momenten formuliert Jurschick ihre Gedanken im Off-Kommentar allzu hochtrabend, dramatisiert zu sehr durch Musik und den ästhetisierten Drohnenblick.

Die größte Schwäche ist jedoch die Themenvielfalt. Statt sich auf die Wechselwirkung von Militär und Computerspielen, von Waffen- und Spiele-Industrie zu beschränken, taucht Jurschick auch in die Forschungsbereiche der Robotik und künstlichen Intelligenz ein, reißt ganz am Schluss gar den Finanzmarkt an. "Krieg und Spiele" bietet dadurch keinen umfassenden und abschließenden Überblick, sondern überall nur knappe Einblicke.

Fazit: "Krieg und Spiele" liefert einen ebenso faszinierenden wie beängstigenden Ausblick, wohin die Kriegsführung in Zukunft steuern könnte. Regisseurin Karin Jurschick schneidet zahlreiche Themen aber nur an und überlässt es ihrem Publikum, angeregt durch ihren zum Teil etwas zu hochtrabend formulierten Kommentar, diese zu Ende zu denken.




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Besetzung & Crew von "Krieg und Spiele"

Land: Deutschland, Israel, USA
Weitere Titel: Krieg & Spiele
Jahr: 2016
Genre: Dokumentation
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 18.08.2016
Regie: Karin Jurschick
Darsteller: Dave Anthony
Kamera: Johann Feindt
Verleih: Real Fiction

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