Die Überglücklichen (2016)
La pazza gioia
Tragikomödie: Zwei Insassinnen einer psychiatrischen Einrichtung freunden sich an – und begeben sich auf einen unerlaubten Road-Trip.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Beatrice (Valeria Bruni Tedeschi) ist adliger Abstammung, ihr Gatte Pierluigi (Bob Messini) ein einflussreicher Anwalt. Durch eine Affäre mit dem Verbrecher Renato (Roberto Rondelli) ist die psychisch kranke Frau allerdings auf die schiefe Bahn geraten. Während Pierluigi eine neue Familie gefunden hat, wurde Beatrice nach einigen Delikten und dem Verlust ihres Geldes in die Villa Biondi – eine psychiatrische Institution in schöner Toskana-Landschaft – eingewiesen. Als die jüngere, an einer schweren Depression leidende Donatella (Micaela Ramazzotti) in der Einrichtung eintrifft, verhält sich diese zunächst äußert distanziert gegenüber der exaltierten Beatrice. Das Behandlungsteam merkt jedoch, dass die beiden gut miteinander funktionieren und erlaubt ihnen deshalb, das Gelände zu verlassen, um mit anderen Patientinnen in einer örtlichen Gärtnerei auszuhelfen. Als sich eines Tages der Transporter, der sie zurückbringen soll, verspätet, nutzen Beatrice und Donatella die Gelegenheit, um in einem Linienbus das Weite zu suchen. Kurzerhand fasst Beatrice nach diversen Stationen ihrer gemeinsamen Reise den Entschluss, Donatellas kleinen Sohn – welcher nach einem Vorfall bei Adoptiveltern untergekommen ist – ausfindig zu machen.
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Filmkritik
Nachdem er sich in seiner Romanverfilmung "Die süße Gier" (2013) der Kapitalismuskritik widmete, liefert der Italiener Paolo Virz? mit "Die Überglücklichen" einen Mix aus Psychiatrie-Satire, schwungvollem Roadmovie und bitterem Melodram. Die Balance zwischen komisch-überdrehten und ernsthaft-tragischen Momenten gelingt dem Drehbuch, das Virz? zusammen mit Francesca Archibugi verfasst hat, und der Inszenierung nicht immer. Dennoch erweist sich Virz? abermals als Könner der Schauspielführung, der seinem Ensemble eine Bühne für höchst eindrückliche Performances bietet. Überdies fängt der Filmemacher gemeinsam mit seinem Kameramann Vladan Radovic den chaotisch-spontanen Trip der beiden Hauptfiguren durch die Toskana in überaus berückenden Bildern ein.
Valeria Bruni Tedeschi, die etwa auch schon in François Ozons "5x2 – Fünf mal zwei" (2004) sowie in Virz?s bereits erwähntem Vorgängerwerk zu glänzen vermochte, hat mit der exzentrischen Beatrice erneut eine Paraderolle gefunden, die sie mit sichtlicher Freude und großem Talent verkörpert. Wenn Beatrice zu Beginn im schicken Outfit und mit Sonnenschirm über das idyllische Gelände der psychiatrischen Einrichtung stolziert und dabei das Gebaren einer Hausherrin an den Tag legt, wiewohl sie eine zwar blaublütige, aber inzwischen mittellose und obendrein verurteilte Patientin ist, ist das wahrlich ein herrlicher Auftritt, dem im Laufe der Reise von Beatrice und Donatella noch zahlreiche weitere folgen – etwa in einem teuren Restaurant (dessen Angebot sich die zwei Frauen eigentlich gar nicht leisten können) oder einer Bank. Die pathologische Lügnerin erinnert an die Tennessee-Williams-Gestalt Blanche DuBois aus "Endstation Sehnsucht"; reizvoll ist sie nicht zuletzt deshalb, weil sie trotz ihrer Mythomanie erstaunlich viel Wahres über den Zustand und die Korruption ihres Heimatlandes sagt.
Virz?s Ehefrau Micaela Ramazzotti ("Anni Felici – Barfuß durchs Leben") gelingt es, neben ihrer starken Leinwandpartnerin zu bestehen: Sie interpretiert Donatella überzeugend als Figur mit etlichen körperlichen und seelischen Wunden. Die sich entbergende backstory des Parts ist allerdings derart heftig, dass sie sich kaum mit dem überwiegend amüsant-bösen Tonfall der Geschichte vereinbaren lässt.
Fazit: Eine nicht durchweg stimmige Melange aus Tragik und Komik, die von den furiosen Darbietungen der beiden Hauptdarstellerinnen lebt.
Valeria Bruni Tedeschi, die etwa auch schon in François Ozons "5x2 – Fünf mal zwei" (2004) sowie in Virz?s bereits erwähntem Vorgängerwerk zu glänzen vermochte, hat mit der exzentrischen Beatrice erneut eine Paraderolle gefunden, die sie mit sichtlicher Freude und großem Talent verkörpert. Wenn Beatrice zu Beginn im schicken Outfit und mit Sonnenschirm über das idyllische Gelände der psychiatrischen Einrichtung stolziert und dabei das Gebaren einer Hausherrin an den Tag legt, wiewohl sie eine zwar blaublütige, aber inzwischen mittellose und obendrein verurteilte Patientin ist, ist das wahrlich ein herrlicher Auftritt, dem im Laufe der Reise von Beatrice und Donatella noch zahlreiche weitere folgen – etwa in einem teuren Restaurant (dessen Angebot sich die zwei Frauen eigentlich gar nicht leisten können) oder einer Bank. Die pathologische Lügnerin erinnert an die Tennessee-Williams-Gestalt Blanche DuBois aus "Endstation Sehnsucht"; reizvoll ist sie nicht zuletzt deshalb, weil sie trotz ihrer Mythomanie erstaunlich viel Wahres über den Zustand und die Korruption ihres Heimatlandes sagt.
Virz?s Ehefrau Micaela Ramazzotti ("Anni Felici – Barfuß durchs Leben") gelingt es, neben ihrer starken Leinwandpartnerin zu bestehen: Sie interpretiert Donatella überzeugend als Figur mit etlichen körperlichen und seelischen Wunden. Die sich entbergende backstory des Parts ist allerdings derart heftig, dass sie sich kaum mit dem überwiegend amüsant-bösen Tonfall der Geschichte vereinbaren lässt.
Fazit: Eine nicht durchweg stimmige Melange aus Tragik und Komik, die von den furiosen Darbietungen der beiden Hauptdarstellerinnen lebt.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Die Überglücklichen"
Land: Frankreich, ItalienWeitere Titel: Mad Joy, Folles de joie; Like Crazy
Jahr: 2016
Genre: Tragikomödie
Originaltitel: La pazza gioia
Länge: 116 Minuten
Kinostart: 29.12.2016
Regie: Paolo Virzì
Darsteller: Valeria Bruni Tedeschi als Beatrice, Micaela Ramazzotti als Donatella, Anna Galiena, Valentina Carnelutti, Marco Messeri
Kamera: Vladan Radovic
Verleih: Neue Visionen