Holding The Man (2016)
Verfilmung des gleichnamigen Romans von Timothy Conigrave über die tragische Beziehung zu seinem Ehemann John Caleo.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der 17-jährige Timothy (Ryan Corr) besucht das Xavier College in Melbourne, eine Jesuitenschule für Jungen. Dort verliebt er sich in John Caleo, den Kapitän des Football-Teams. Die beiden kennen sich aus dem gemeinsamen Erdkundeunterricht. Doch eine Annäherung fällt schwer. Es ist 1976, Homosexualität ist im australischen Bundesstaat Victoria noch strafbar, und das katholische Umfeld und die Familien der beiden Schüler missbilligen ihre Beziehung.
Doch Tim und John lassen sich nicht entmutigen, brennen erst gemeinsam durch, und ziehen dann nach Sydney, als Tim einen Platz an der Schauspielschule erhält. An der Universität engagieren sie sich für die Rechte der Homosexuellen, lernen aber auch die Verführungen der Großstadt kennen. Nach einer Trennung auf Zeit muss das Paar schließlich seine größte Herausforderung bestehen, als es 1985 HIV-positiv getestet wird.
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Filmkritik
Regisseur Neil Armfield kehrt nach einer längeren Pause mit einer weiteren Liebesgeschichte auf die große Leinwand zurück. Waren es in "Candy – Reise der Engel" (2006) die Drogen, die die Beziehung seiner Protagonisten (Heath Ledger, Abbie Cornish) vor eine Zerreißprobe stellten, sind es nun die gesellschaftlichen Vorbehalte und eine tödliche Krankheit. Und wieder gelingt Armfield ein sensibles, geradezu zärtliches Drama mit viel Mitgefühl für seine Figuren.
Armfields Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein. Der musisch begabte Timothy (Ryan Corr) ist offen, selbstbewusst, oft nassforsch und träumt von einer Karriere als Schauspieler, der sportliche John (Craig Stott) hingegen verschlossen und schüchtern. Dass die beiden dennoch zusammengehören, macht der Film gleich zu Beginn klar, wenn eine Parallelmontage ihre Routinen zueinander in Beziehung setzt. Zu Antonio Vivaldis Gloria in excelsis Deo bereiten sich die zwei in wunderschön fotografierten Zeitlupenaufnahmen darauf vor, die Theaterbühne beziehungsweise das Spielfeld zu betreten.
Das Alter der Schauspieler irritiert zunächst. Statt die unterschiedlichen Lebensabschnitte der beiden Protagonisten von verschiedenen Darstellern verkörpern zu lassen, hat sich Neil Armfield für ein festes Ensemble entschieden. Doch Ryan Corr und Craig Stott, die die verliebten Schüler geben, sind trotz aller Mühen der Maskenbildner keine 17 mehr. Corrs und Stotts überzeugendes Spiel macht es dem Publikum allerdings leicht, sich nach der anfänglichen Irritation in dieses Drama einzufinden. Schnell tritt das wahre Alter der Darsteller hinter ihre Figuren zurück, sieht das Publikum nur noch die scheuen Gesten und vorsichtigen Annäherungsversuche zweier Teenager.
Diese Vorsicht ist durchaus geboten. Schließlich ist die Beziehung der beiden zu Beginn der Erzählung nicht nur strafbar, sondern bis zuletzt ein Kampf um gesellschaftliche und familiäre Anerkennung. Während sich Tims Eltern (Kerry Fox, Guy Pearce) nach und nach mit ihrem Sohn arrangieren, später gar versöhnen, bleibt Johns Vater (Anthony LaPaglia) bis zuletzt unversöhnlich, verleugnet dessen Sexualität und Erkrankung und fordert seinen Teil des Erbes. Das Familiäre spiegelt hier stets die gesellschaftliche Entwicklung.
"Holding the Man" entfaltet seine Geschichte in einer langen Rückblende, innerhalb derer sich die Handlung auf der Zeitachse vor- und zurückbewegt. Dieses Wechseln zwischen den Ebenen ist jedoch kein reiner Selbstzweck, um die mehr als zwei Stunden Spieldauer aufzulockern. Tommy Murphys kluges Drehbuch folgt dramaturgischen Gesichtspunkten, enthält dem Publikum auf der einen Ebene Dinge vor, um sie auf der anderen später aufzuklären.
Neil Armfield nimmt sich Zeit für seine Figuren, erzählt deren Kennenlernen ebenso ausgedehnt, behutsam und bei aller Tragik dennoch humorvoll wie das bewegende Ende nach der AIDS-Erkrankung. Gemeinsam mit Armfields leiser, zurückhaltender Inszenierung gelingen dem hervorragenden Ensemble immer wieder zärtliche Momente größter Intimität, die, ohne auf die Tränendrüse zu drücken, zu Tränen rühren.
Fazit: "Holding the Man" erzählt die tragische Liebesgeschichte eines homosexuellen Paares über den Zeitraum von 15 Jahren. Dank eines hervorragenden Ensembles, eines klugen Drehbuchs und Neil Armfields unaufdringlicher Regie ist "Holding the Man" ein ebenso bewegtes wie bewegendes Drama.
Armfields Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein. Der musisch begabte Timothy (Ryan Corr) ist offen, selbstbewusst, oft nassforsch und träumt von einer Karriere als Schauspieler, der sportliche John (Craig Stott) hingegen verschlossen und schüchtern. Dass die beiden dennoch zusammengehören, macht der Film gleich zu Beginn klar, wenn eine Parallelmontage ihre Routinen zueinander in Beziehung setzt. Zu Antonio Vivaldis Gloria in excelsis Deo bereiten sich die zwei in wunderschön fotografierten Zeitlupenaufnahmen darauf vor, die Theaterbühne beziehungsweise das Spielfeld zu betreten.
Das Alter der Schauspieler irritiert zunächst. Statt die unterschiedlichen Lebensabschnitte der beiden Protagonisten von verschiedenen Darstellern verkörpern zu lassen, hat sich Neil Armfield für ein festes Ensemble entschieden. Doch Ryan Corr und Craig Stott, die die verliebten Schüler geben, sind trotz aller Mühen der Maskenbildner keine 17 mehr. Corrs und Stotts überzeugendes Spiel macht es dem Publikum allerdings leicht, sich nach der anfänglichen Irritation in dieses Drama einzufinden. Schnell tritt das wahre Alter der Darsteller hinter ihre Figuren zurück, sieht das Publikum nur noch die scheuen Gesten und vorsichtigen Annäherungsversuche zweier Teenager.
Diese Vorsicht ist durchaus geboten. Schließlich ist die Beziehung der beiden zu Beginn der Erzählung nicht nur strafbar, sondern bis zuletzt ein Kampf um gesellschaftliche und familiäre Anerkennung. Während sich Tims Eltern (Kerry Fox, Guy Pearce) nach und nach mit ihrem Sohn arrangieren, später gar versöhnen, bleibt Johns Vater (Anthony LaPaglia) bis zuletzt unversöhnlich, verleugnet dessen Sexualität und Erkrankung und fordert seinen Teil des Erbes. Das Familiäre spiegelt hier stets die gesellschaftliche Entwicklung.
"Holding the Man" entfaltet seine Geschichte in einer langen Rückblende, innerhalb derer sich die Handlung auf der Zeitachse vor- und zurückbewegt. Dieses Wechseln zwischen den Ebenen ist jedoch kein reiner Selbstzweck, um die mehr als zwei Stunden Spieldauer aufzulockern. Tommy Murphys kluges Drehbuch folgt dramaturgischen Gesichtspunkten, enthält dem Publikum auf der einen Ebene Dinge vor, um sie auf der anderen später aufzuklären.
Neil Armfield nimmt sich Zeit für seine Figuren, erzählt deren Kennenlernen ebenso ausgedehnt, behutsam und bei aller Tragik dennoch humorvoll wie das bewegende Ende nach der AIDS-Erkrankung. Gemeinsam mit Armfields leiser, zurückhaltender Inszenierung gelingen dem hervorragenden Ensemble immer wieder zärtliche Momente größter Intimität, die, ohne auf die Tränendrüse zu drücken, zu Tränen rühren.
Fazit: "Holding the Man" erzählt die tragische Liebesgeschichte eines homosexuellen Paares über den Zeitraum von 15 Jahren. Dank eines hervorragenden Ensembles, eines klugen Drehbuchs und Neil Armfields unaufdringlicher Regie ist "Holding the Man" ein ebenso bewegtes wie bewegendes Drama.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Holding The Man"
Land: AustralienJahr: 2016
Genre: Drama
Länge: 127 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 02.06.2016
Regie: Neil Armfield
Darsteller: Guy Pearce als Dick Conigrave, Geoffrey Rush als Barry, Sarah Snook als Pepe Trevor, Anthony LaPaglia als Bob Caleo, Kerry Fox als Mary Gert Conigrave
Kamera: Germain McMicking
Verleih: Pro Fun Media
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