FBW-Bewertung: Willkommen bei den Hartmanns (2016)
Prädikat wertvoll
Jurybegründung: Eine Komödie zur aktuellen Flüchtlingskrise - geht das? Simon Verhoeven zeigt in seinem Film zur Lage der Nation, dass es sehr wohl geht. Der Film kommt nach Auffassung der Jury genau zur richtigen Zeit, in der sich das Pro und Contra Lager zur Aussage ?Wir schaffen das? unversöhnlich gegenübersteht. Mit den Mitteln der Komödie werden die verschiedenen Aspekte rund um Integration von Flüchtlingen feinfühlig und satirisch aufgezeigt, wobei dem Publikum ein Spiegel vorgehalten wird.Angesiedelt im gutbürgerlichen Milieu in München wird jede der Figuren liebevoll aufs Korn genommen: die engagierte Mutter und ehemalige Schuldirektorin, die einen Flüchtling in ihre Villa aufnehmen will; unterstützt wird sie von der dauerstudierenden Tochter, skeptisch sind der konservative Vater, einem mit seinem Alter hadernder Chefarzt und der durch die Welt jettende Sohn, allein erziehender Vater, der nie Zeit für seinen Sohn hat. Als Diallo, ein Flüchtling aus Nigeria, dessen Asylantrag noch entschieden werden muss, zu den Hartmanns zieht, nimmt der Film richtig Fahrt auf. Diallo wird zum Katalysator für die Konflikte und Probleme, die es bei den Hartmanns als ganz normale Familie gibt. Pointiert und amüsant sind die Dialoge, in denen der Flüchtling sein Unverständnis zum Ausdruck bringt, wieso die über 30jährige Tochter noch keine Kinder hat oder wenn er mit Vater Hartmann über Familienbeziehungen redet. Mit Leichtigkeit und Beiläufigkeit werden Themen wie Generationskonflikte, Konkurrenzkampf, Älterwerden angegangen. Zu den ganz normalen Probleme der Hartmanns kommen nach der Aufnahme von Diallo noch die Überwachung durch Drohnen-fixierte Polizisten und eine Mahnwache national gesinnter Wutbürger, was zu einem fulminanten Showdown führt. In dem Ensemblefilm ist jede Rolle treffsicher besetzt. Die Schauspieler, allen voran Senta Berger, agieren durchweg mit großer Spielfreude. Und es gibt dazu ein hübsches Wiedersehen mit den MÄNNER-Buddies Heiner Lauterbach (VaterHartmann) und Uwe Ochsenknecht als Schönheitschirurg sowie Ulrike Kriener als durchgeknallte 68erin. WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS hat den Zeitgeist gut eingefangen, er stellt die Fragen, die man sich selbst stellt und bringt mit den Mitteln der Komödie das Publikum zum Lachen und zum Nachdenken.Die Jury vergibt ein einstimmiges ?Prädikat wertvoll?.
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)