Sonita (2015)
Dokumentarfilm über ein afghanisches Mädchen im Iran, das als Rapperin auf der Bühne stehen und nicht zwangsverheiratet werden will.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Die 18-jährige Afghanin Sonita floh vor vielen Jahren mit einem Teil der Familie vor den Taliban in den Iran. In Teheran wohnt sie bei ihrer Schwester und besucht als Flüchtling ein soziales Zentrum, in dem sie auch Unterricht erhält. Sonitas Traum ist, Rapperin zu werden. Sie will ihre Songs professionell aufnehmen lassen, was auch im Iran nicht so einfach ist: Frauen dürfen dort nicht solo vor Publikum singen. Plötzlich verlangt einer ihrer Brüder, dass sie zurück nach Afghanistan gehen soll, um dort an einen Fremden verheiratet zu werden. Sonita ruft ihre Mutter aus Afghanistan zu Hilfe, die auch tatsächlich nach Teheran kommt: Aber sie will Sonita mitnehmen, denn das Geld, das die Familie für die Braut erwartet, braucht der Bruder, um selbst eine Frau kaufen zu können.
Das Filmteam, das gerade einen Dokumentarfilm über Sonita dreht, gibt der Mutter 2000 Dollar, damit sie die Tochter noch sechs Monate in Teheran lässt. Sonita dreht ein Musikvideo zu ihrem Song über Zwangsheirat, das ein Hit im Internet wird und Preise gewinnt. Eine Universität in den USA will Sonita ein Stipendium geben, aber dafür braucht sie Papiere, die sie sich selbst aus Afghanistan holen muss.
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Filmkritik
Spannend wie ein Drama, aber wahr: Während dieser Dokumentarfilm über die junge afghanische Rapperin Sonita in Teheran gedreht wird, will ihre Familie sie plötzlich zwangsverheiraten. Die 18-Jährige soll den Angehörigen Tausende Dollar einbringen. Sonitas Mutter lässt keinen Zweifel daran, dass sich die Tochter der Tradition beugen muss. Wenn sie nicht freiwillig nach Afghanistan zurückkehrt, werden ihre Brüder sie holen, sagt die Mutter. "Willst du mich nicht kaufen?", fragt die verzweifelte junge Frau die iranische Regisseurin Rokhsareh Ghaem Maghami. Nach eingehender Beratung beschließt das Filmteam, Sonita zu helfen und die reine Beobachterposition aufzugeben. Der Traum der Jugendlichen, Rapperin zu werden, gerät zum nervenaufreibenden Wettlauf gegen die Zeit. Für diesen Film, in dem die Realität auf so unerwartete Weise die Regie übernahm, gab es auf dem Sundance Film Festival 2016 den Großen Preis der Jury und den Publikumspreis.
"Wer am meisten zahlt, bekommt mich als Frau", singt Sonita in dem Rap-Video, das den Höhepunkt des Films darstellt: Sie hat sich einen Strichcode auf die Stirn unter dem weißen Brautschleier gezeichnet, ein blaues Auge gemalt und aus ihrem Mund quillt Blut. Sonita richtet ihre öffentlichen Worte voller Empörung gegen die Eltern und die afghanische Tradition, Mädchen schon im Kindesalter an fremde, heiratswillige Männer zu verkaufen. Ihr Video kommt ins Internet und ihre Familie in Afghanistan sieht es selbstverständlich auch: Die kleinen Nichten und Neffen rappen den Text auswendig nach – so entsteht ein kritisches Bewusstsein. Der Film überrascht mit solchen starken, aussagekräftigen Szenen, die direkt aus dem Leben gegriffen sind. Im Gespräch, das Sonitas Mutter mit einer Sozialpädagogin führt, vertritt sie ihre traditionelle Position mit brutaler Ehrlichkeit. Für 2000 Dollar würde sie der Tochter lediglich einen zeitlichen Aufschub gewähren. Sonita selbst wird während der Ereignisse erst allmählich bewusst, wie ihre Familie denkt. Rappen ist nicht mehr nur der Traum einer Teenagerin im Exil, sondern ihr einziger Hoffnungsschimmer, sich ein selbstbestimmtes Leben leisten zu können.
Sonitas Texte sind erstaunlich prägnant und unbestechlich, ihr Optimismus bewundernswert. Sie hat nicht nur Schlimmes erlebt, sondern steht auch jetzt wieder mit dem Rücken zur Wand, aber dabei scheinen ihr geradezu Flügel zu wachsen. Ein wirklich außergewöhnlicher Film, in dem auch der Rap wieder einmal seinem Ruf gerecht wird, von echter Wut und Not zu erzählen.
Fazit: Der Dokumentarfilm über eine afghanische Jugendliche im iranischen Exil, die von einer Rap-Karriere träumt, wird jäh von der bitteren Realität eingeholt, als die Protagonistin zwangsverheiratet werden soll. So entwickelt dieses Porträt einer sozial und kulturell benachteiligten jungen Frau eine unvorhergesehene dramatische Spannung und eine hohe Aussagekraft.
"Wer am meisten zahlt, bekommt mich als Frau", singt Sonita in dem Rap-Video, das den Höhepunkt des Films darstellt: Sie hat sich einen Strichcode auf die Stirn unter dem weißen Brautschleier gezeichnet, ein blaues Auge gemalt und aus ihrem Mund quillt Blut. Sonita richtet ihre öffentlichen Worte voller Empörung gegen die Eltern und die afghanische Tradition, Mädchen schon im Kindesalter an fremde, heiratswillige Männer zu verkaufen. Ihr Video kommt ins Internet und ihre Familie in Afghanistan sieht es selbstverständlich auch: Die kleinen Nichten und Neffen rappen den Text auswendig nach – so entsteht ein kritisches Bewusstsein. Der Film überrascht mit solchen starken, aussagekräftigen Szenen, die direkt aus dem Leben gegriffen sind. Im Gespräch, das Sonitas Mutter mit einer Sozialpädagogin führt, vertritt sie ihre traditionelle Position mit brutaler Ehrlichkeit. Für 2000 Dollar würde sie der Tochter lediglich einen zeitlichen Aufschub gewähren. Sonita selbst wird während der Ereignisse erst allmählich bewusst, wie ihre Familie denkt. Rappen ist nicht mehr nur der Traum einer Teenagerin im Exil, sondern ihr einziger Hoffnungsschimmer, sich ein selbstbestimmtes Leben leisten zu können.
Sonitas Texte sind erstaunlich prägnant und unbestechlich, ihr Optimismus bewundernswert. Sie hat nicht nur Schlimmes erlebt, sondern steht auch jetzt wieder mit dem Rücken zur Wand, aber dabei scheinen ihr geradezu Flügel zu wachsen. Ein wirklich außergewöhnlicher Film, in dem auch der Rap wieder einmal seinem Ruf gerecht wird, von echter Wut und Not zu erzählen.
Fazit: Der Dokumentarfilm über eine afghanische Jugendliche im iranischen Exil, die von einer Rap-Karriere träumt, wird jäh von der bitteren Realität eingeholt, als die Protagonistin zwangsverheiratet werden soll. So entwickelt dieses Porträt einer sozial und kulturell benachteiligten jungen Frau eine unvorhergesehene dramatische Spannung und eine hohe Aussagekraft.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Sonita"
Land: DeutschlandJahr: 2015
Genre: Dokumentation
Länge: 91 Minuten
Kinostart: 26.05.2016
Regie: Rokhsareh Ghaemmaghami
Verleih: Real Fiction
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