Der Landarzt von Chaussy (2016)
Médecin de Campagne
Französischer Spielfilm über einen Landarzt, der an Krebs erkrankt und widerwillig eine Vertreterin aus der Stadt einweist.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Jean-Pierre Werner (François Cluzet) arbeitet seit vielen Jahren als Landarzt. Seine Patienten empfängt er nicht nur in der Dorfpraxis, sondern er fährt auch weite Strecken zu Hausbesuchen in umliegenden Orten. Als er an einem Gehirntumor erkrankt und sich einer Chemotherapie unterziehen muss, schickt ihm sein behandelnder Kollege eine Vertretungsärztin, die ihn entlasten soll. Nathalie Delezia (Marianne Denicourt) war nie als Landärztin tätig, sondern in einer Klinik in der Stadt angestellt. Obwohl sie nicht mehr jung ist und Berufserfahrung besitzt, traut ihr Jean-Pierre die Behandlung seiner Patienten nicht wirklich zu. Argwöhnisch schaut er ihr über die Schulter und spart nicht mit kritischen Kommentaren.
Nathalie ist lernfähig, geduldig und verständnisvoll. Sie begreift, dass sich ein so engagierter Landarzt wie Jean-Pierre auch in gewisser Weise für unersetzlich halten muss. Als er sie endlich über seinen gesundheitlichen Zustand, den er vor ihr geheimgehalten hat, informieren will, kommt es jedoch wegen eines alten Patienten, den Nathalie ins Krankenhaus eingewiesen hat, zum Eklat.
Bildergalerie zum Film "Der Landarzt von Chaussy"
Hier streamen
Filmkritik
Wie in Frankreich gibt es auch in Deutschland immer weniger Mediziner, die noch als Allgemeinärzte über die Dörfer fahren wollen. Der Titelheld des Spielfilms von Regisseur Thomas Lilti ist den ganzen Tag im Einsatz und weiß, wie sehr ihn die Leute brauchen. Als er an einem Tumor erkrankt, fällt es ihm entsprechend schwer, kürzer zu treten. Was, wenn sich seine Vertretung aus der Stadt als überfordert herausstellt, oder globaler, mit Blick auf die Realität außerhalb des Kinosaals gefragt, wenn es die Politik versäumt, die medizinische Versorgung auf dem flachen Land in Zukunft noch zu gewährleisten? Dem spannenden und trotz des ernsten Themas auch humorvollen Drama kommt stets zugute, dass Lilti als ehemaliger Arzt ganz genau weiß, wovon er erzählt.
Trotz der Krebserkrankung Jean-Pierres mutiert dieser Film keineswegs zum Sterbedrama, sondern widmet sich über weite Strecken seinem Arbeitsalltag. Jean-Pierre nimmt seine neue Kollegin, gegen die er sich innerlich sperrt, mit zu den Hausbesuchen. Da gibt es den 92-jährigen Mann, dem er versprochen hat, dass er nicht mehr ins Krankenhaus gebracht wird: Nathalie findet, er sei zuhause medizinisch nicht ausreichend versorgt, aber Jean-Pierre hält dagegen, dass ein so alter Patient in der Klinik verloren ist. Ein Landarzt entwickelt ein besonderes Gespür für die Menschen und sie wiederum ziehen ihn zuweilen auch wegen anderer Probleme ins Vertrauen. Die Geschichte ist gerade dort am spannendsten, wo es um den fordernden Kontakt mit den verschiedensten Patienten geht.
Diese thematische Spannung wird zusätzlich geschürt durch die Konflikte von Jean-Pierre und Nathalie. Dass sie bei einigen Patienten sehr gut ankommt, bemerkt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Jean-Pierre hadert mit der neuen Erfahrung, nicht unersetzlich zu sein. Verwundbar geworden aufgrund seiner Krankheit, legt er in die Beziehung zu seiner Kollegin zu viel Gefühl hinein, Reizbarkeit, Rivalität, Angst, aber auch ein gewisses Anlehnungsbedürfnis und sogar romantische Anwandlungen. François Cluzet spielt all das mit stillem, aber beredtem Understatement, und Marianne Denicourt beherrscht die Kunst, sich sachlich zu geben, aber menschliche Wärme durchschimmern zu lassen. Zwar bevorzugt der Film an etlichen Stellen einen leichteren, versöhnlicheren Kurs, als es seine Themen nahelegen, aber er wirkt deswegen noch nicht trivial. So verdichtet sich der romantische Hauch zum Beispiel auch nicht zu einer kitschigen Liebesgeschichte.
Fazit: Der französische Spielfilm über einen Landarzt, der sich krankheitsbedingt von einer neuen Kollegin aushelfen lassen muss, vertieft sich mit Humor und Sachverstand in den spannenden Alltag eines Berufs, der auch in Deutschland akute Nachwuchsprobleme hat. Die beiden Hauptdarsteller François Cluzet und Marianne Denicourt spielen das konflikthafte Kollegen-Duo mit beredter emotionaler Zurückhaltung, aber auch einer vergnüglichen Prise Romantik.
Trotz der Krebserkrankung Jean-Pierres mutiert dieser Film keineswegs zum Sterbedrama, sondern widmet sich über weite Strecken seinem Arbeitsalltag. Jean-Pierre nimmt seine neue Kollegin, gegen die er sich innerlich sperrt, mit zu den Hausbesuchen. Da gibt es den 92-jährigen Mann, dem er versprochen hat, dass er nicht mehr ins Krankenhaus gebracht wird: Nathalie findet, er sei zuhause medizinisch nicht ausreichend versorgt, aber Jean-Pierre hält dagegen, dass ein so alter Patient in der Klinik verloren ist. Ein Landarzt entwickelt ein besonderes Gespür für die Menschen und sie wiederum ziehen ihn zuweilen auch wegen anderer Probleme ins Vertrauen. Die Geschichte ist gerade dort am spannendsten, wo es um den fordernden Kontakt mit den verschiedensten Patienten geht.
Diese thematische Spannung wird zusätzlich geschürt durch die Konflikte von Jean-Pierre und Nathalie. Dass sie bei einigen Patienten sehr gut ankommt, bemerkt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Jean-Pierre hadert mit der neuen Erfahrung, nicht unersetzlich zu sein. Verwundbar geworden aufgrund seiner Krankheit, legt er in die Beziehung zu seiner Kollegin zu viel Gefühl hinein, Reizbarkeit, Rivalität, Angst, aber auch ein gewisses Anlehnungsbedürfnis und sogar romantische Anwandlungen. François Cluzet spielt all das mit stillem, aber beredtem Understatement, und Marianne Denicourt beherrscht die Kunst, sich sachlich zu geben, aber menschliche Wärme durchschimmern zu lassen. Zwar bevorzugt der Film an etlichen Stellen einen leichteren, versöhnlicheren Kurs, als es seine Themen nahelegen, aber er wirkt deswegen noch nicht trivial. So verdichtet sich der romantische Hauch zum Beispiel auch nicht zu einer kitschigen Liebesgeschichte.
Fazit: Der französische Spielfilm über einen Landarzt, der sich krankheitsbedingt von einer neuen Kollegin aushelfen lassen muss, vertieft sich mit Humor und Sachverstand in den spannenden Alltag eines Berufs, der auch in Deutschland akute Nachwuchsprobleme hat. Die beiden Hauptdarsteller François Cluzet und Marianne Denicourt spielen das konflikthafte Kollegen-Duo mit beredter emotionaler Zurückhaltung, aber auch einer vergnüglichen Prise Romantik.
Bianka Piringer
TrailerAlle "Der Landarzt von Chaussy"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Der Landarzt von Chaussy"
Land: FrankreichWeitere Titel: Irreplaceable
Jahr: 2016
Genre: Komödie
Originaltitel: Médecin de Campagne
Länge: 102 Minuten
Kinostart: 08.09.2016
Regie: Thomas Lilti
Darsteller: François Cluzet als Jean-Pierre Werner, Marianne Denicourt als Nathalie Delezia, Christophe Odent als Nor?s, Patrick Descamps als Francis Maroini, Guy Faucher als Monsieur Sorlin
Kamera: Nicolas Gaurin
Verleih: Alamode Film, Die FILMAgentinnen