A Good American (2016)
Der Doku-Thriller "A Good American" schildert Leben und Werk von Bill Binney, der ein revolutionäres Überwachungsprogramm für die NSA entwickelte, mit dem sich 9/11 wohl hätte verhindern lassen – ohne die Privatsphäre der Menschen zu verletzen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Im Mittelpunkt des Doku-Thrillers "A Good American" steht neben der Figur Bill Binney, das für die NSA entwickelte Überwachungsprogramm "ThinThread". Durch dieses sollten schwere terroristische Anschläge, wie etwa 9/11, verhindert werden. Doch kurz vor den Angriffen auf das World Trade Center, wurde das Programm eingestampft. Zudem geht es in "A Good American" auch um den Mann, der maßgeblich an der Entwicklung von "ThinThread" beteiligt war: Binney. Er war jahrelang technischer Direktor der NSA und gilt bis heute als einer der besten Code-Knacker des Landes. Binney und der Film gewähren einen Einblick in eine Zeit, als der Politik die wachsende Bedrohung durch islamistische Terroristen immer klarer und daraufhin das revolutionäre Programm "ThinThread" geschaffen wurde.
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Filmkritik
"A Good American" ist der neueste Film des österreichischen Regisseurs Friedrich Moser, der auf Dokumentationen spezialisiert ist. In seiner langen Laufbahn als Filmemacher inszenierte er bisher über 20 Dokus. Einer seiner bis heute bekanntesten Filme ist "The Brussels Business" von 2012. Darin befasste sich Moser mit Lobbyisten und gefährlicher Lobbyarbeit, die die europäische Demokratie bedrohen. Die Gefahr für die US-Demokratie und die "gläserne Bevölkerung" durch Massenüberwachung, sind hingegen Aspekte von "A Good American". Themen und Inhalte, die aktueller denn je sind. Auch weil Oliver Stones NSA-Thriller "Snowden" im Moment in den Kinos um dasselbe Thema kreist.
Doku-Thriller – diese Beschreibung trifft exakt auf Friedrich Mosers Film zu, der das Beste aus beiden Genres zusammenbringt. Einerseits das Beste einer Dokumentation von bis heute – und der allgemeinen Öffentlichkeit – wenig bekannten Ereignissen. Chronologisch und für den Zuschauer jederzeit verständlich, schildert er den Beginn der wachsenden terroristischen Bedrohung, die vor allem mit der Entwicklung immer neuer Kommunikationsmöglichkeiten und der Digitalisierung einherging. Mit dem Aufkommen von E-Mail, Internet und später dann Social Media, war es für die Terroristen bald ein Leichtes, unbehelligt und in nie gekanntem Ausmaß, zu kommunizieren und geheime Attentats-Pläne zu schmieden. Dies alles beleuchtet der Film informativ und lückenlos.
Dabei vergisst er aber nie seine Hauptfigur: William "Bill" Binney. Als fähiger Code-Knacker sowie Mathe-Ass verfügt er über ein gewaltiges Verständnis von Systemen, Netzwerken, Codes und Metadaten. Binney weiß zudem wie kaum sonst jemand über das Innerste der NSA Bescheid, was dem Zuschauer in Form ungefilterter, mannigfaltiger Information zu Gute kommt. Und: Binney kehrte viele Jahre vor Snowden der NSA den Rücken und wurde zum Whistleblower – aus Protest gegen die Datensammelwut und Massenüberwachung des Geheimdienstes. Schon 2011 verwies er die Öffentlichkeit auf die Datensammelpraxis der NSA.
Andererseits bietet der Film aber auch das Spannende und emotional Mitreißende eines gelungenen Thrillers, was in erster Linie an der audiovisuellen Ausstattung liegt. Die Musik ist mal atmosphärisch und zurückhaltend, mal bedrohlich und beängstigend, als künde sie von einer lauernden, gewaltigen Gefahr. Visuell wechselt Moser – handwerklich und dramaturgisch extrem gekonnt – zwischen Original-Aufnahmen (u.a. auch von früheren, schweren Anschlägen auf Einrichtungen und Behörden der USA) terroristischer Anschläge sowie visualisierter Vorgänge aus dem Inneren des Überwachungsprogramms. Dazwischen gibt es Spielszenen und Interviews. Jede Kameraeinstellung sitzt und alle Elemente bzw. Szenen sind sinn- und kunstvoll miteinander verwoben.
Was Binney sowie seine Ex-Kollegen berichten und was der Film auf intensive Art anhand von Spielszenen nachstellt, macht fassungslos: die Tüftler und Code-Experten entwickelten ein Programm, mit dem es gelang, alle Kommunikationsverbindungen der Welt (Mail, Telefon, Chat etc.) zu erfassen, zu analysieren und auszuwerten – ohne in die Bürgerrechte oder Privatsphäre der Menschen einzugreifen. Terroristische Anschläge wie 9/11, aber auch die Anschläge von London, Madrid, Brüssel etc., hätte man so vermutlich verhindern können. Doch Regierung und NSA stampften das Programm ein. Was folgte, war die beispielloseste Abhöraktion der Geschichte – mit Hilfe der von Binney entwickelten Codes und Techniken, die von der NSA für andere, finanziell einträglichere Spionagesysteme genutzt wurden.
Fazit: Die aufrüttelnde, informative Doku "A good American" stellt wichtige Fragen: Wie funktionierte das revolutionäre Überwachungsprogramm "ThinThread", das 9/11 wahrscheinlich verhindert hätte? Was führte zu seiner Einstellung? Und welche Rolle spielte die NSA dabei? "A Good American" ist ein aufschlussreiches, teils fassungslos machenendes Werk, dazu spannend und mitreißend wie ein Thriller. Hinzu kommt die atmosphärische, reizvolle audiovisuelle Ausgestaltung.
Doku-Thriller – diese Beschreibung trifft exakt auf Friedrich Mosers Film zu, der das Beste aus beiden Genres zusammenbringt. Einerseits das Beste einer Dokumentation von bis heute – und der allgemeinen Öffentlichkeit – wenig bekannten Ereignissen. Chronologisch und für den Zuschauer jederzeit verständlich, schildert er den Beginn der wachsenden terroristischen Bedrohung, die vor allem mit der Entwicklung immer neuer Kommunikationsmöglichkeiten und der Digitalisierung einherging. Mit dem Aufkommen von E-Mail, Internet und später dann Social Media, war es für die Terroristen bald ein Leichtes, unbehelligt und in nie gekanntem Ausmaß, zu kommunizieren und geheime Attentats-Pläne zu schmieden. Dies alles beleuchtet der Film informativ und lückenlos.
Dabei vergisst er aber nie seine Hauptfigur: William "Bill" Binney. Als fähiger Code-Knacker sowie Mathe-Ass verfügt er über ein gewaltiges Verständnis von Systemen, Netzwerken, Codes und Metadaten. Binney weiß zudem wie kaum sonst jemand über das Innerste der NSA Bescheid, was dem Zuschauer in Form ungefilterter, mannigfaltiger Information zu Gute kommt. Und: Binney kehrte viele Jahre vor Snowden der NSA den Rücken und wurde zum Whistleblower – aus Protest gegen die Datensammelwut und Massenüberwachung des Geheimdienstes. Schon 2011 verwies er die Öffentlichkeit auf die Datensammelpraxis der NSA.
Andererseits bietet der Film aber auch das Spannende und emotional Mitreißende eines gelungenen Thrillers, was in erster Linie an der audiovisuellen Ausstattung liegt. Die Musik ist mal atmosphärisch und zurückhaltend, mal bedrohlich und beängstigend, als künde sie von einer lauernden, gewaltigen Gefahr. Visuell wechselt Moser – handwerklich und dramaturgisch extrem gekonnt – zwischen Original-Aufnahmen (u.a. auch von früheren, schweren Anschlägen auf Einrichtungen und Behörden der USA) terroristischer Anschläge sowie visualisierter Vorgänge aus dem Inneren des Überwachungsprogramms. Dazwischen gibt es Spielszenen und Interviews. Jede Kameraeinstellung sitzt und alle Elemente bzw. Szenen sind sinn- und kunstvoll miteinander verwoben.
Was Binney sowie seine Ex-Kollegen berichten und was der Film auf intensive Art anhand von Spielszenen nachstellt, macht fassungslos: die Tüftler und Code-Experten entwickelten ein Programm, mit dem es gelang, alle Kommunikationsverbindungen der Welt (Mail, Telefon, Chat etc.) zu erfassen, zu analysieren und auszuwerten – ohne in die Bürgerrechte oder Privatsphäre der Menschen einzugreifen. Terroristische Anschläge wie 9/11, aber auch die Anschläge von London, Madrid, Brüssel etc., hätte man so vermutlich verhindern können. Doch Regierung und NSA stampften das Programm ein. Was folgte, war die beispielloseste Abhöraktion der Geschichte – mit Hilfe der von Binney entwickelten Codes und Techniken, die von der NSA für andere, finanziell einträglichere Spionagesysteme genutzt wurden.
Fazit: Die aufrüttelnde, informative Doku "A good American" stellt wichtige Fragen: Wie funktionierte das revolutionäre Überwachungsprogramm "ThinThread", das 9/11 wahrscheinlich verhindert hätte? Was führte zu seiner Einstellung? Und welche Rolle spielte die NSA dabei? "A Good American" ist ein aufschlussreiches, teils fassungslos machenendes Werk, dazu spannend und mitreißend wie ein Thriller. Hinzu kommt die atmosphärische, reizvolle audiovisuelle Ausgestaltung.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "A Good American"
Land: USA, ÖsterreichJahr: 2016
Genre: Dokumentation, Biopic
Länge: 100 Minuten
Kinostart: 03.11.2016
Regie: Friedrich Moser
Darsteller: William Binney, Thomas Drake, Edward Loomis, Jesselyn Radack, Diane Roark
Kamera: Friedrich Moser
Verleih: Drop-Out Cinema eG
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