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FBW-Bewertung: Early Man - Steinzeit bereit (2016)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die Geschichte des Fußballs und Großbritanniens muss nach den Entdeckungen dieses Films neu geschrieben werden. Schon die ersten Homo Sapiens jagten in der Nähe von Manchester dem runden Leder hinterher, was uralte Höhlenzeichnungen und die Tore von Stonehenge beweisen. Die Tradition geriet auf der Insel jedoch früh in Vergessenheit, wo nun die kunterbunte Steinzeit-Sippe des ungestümen Dug von der Kaninchenjagd mehr schlecht als recht lebt. Er träumt von der Jagd auf Mammuts, was dem Stammesältesten missfällt.
Aus ihrem Steinzeitparadies wird die Truppe von massigen Kampftieren in eisernen Uniformen vertrieben, die aus einem STAR WARS-Film entsprungen sein könnten. Der technologisch überlegene Gegner aus der Bronzezeit kolonialisiert die Jagdgründe von Dugs Sippe, um die dort lagernden wertvollen Erze abzubauen. Sofort drängen sich Gedankenassoziationen zur britischen Kolonialgeschichte und der aktuellen Ausbeutung von Bodenschätzen auf. Aber auchzur Zeit der Eroberung Britanniens durch Angeln und Sachsen, was durch die Zeichnung der Welt der Eroberer mit mittelalterlichen Städten und Burgen unterstrichen wird.
In den Vordergrund rückt Nick Park in seiner originellen, unterhaltenden Story jedoch unaufdringlich und unterhaltend die Auswüchse der Kommerzialisierung des Fußballs. In Großbritannien sind Karten für Fußballspiele für viele Fans unerschwinglich geworden und auch deutsche Fans stöhnen über steigende Preise.Die Raffgier der Fußballverbände verkörpert der Eroberer Lord Nooth, die das eingenommene Gold hier hinter mehrfach gesicherten Toren seiner Burg sichert. Auch dies eine gelungene Anspielung auf die Missstände im Weltverband.
Gegen diese Praktiken rebelliert nun ausgerechnet der krasse Außenseiter Dug, der sich mit dem Schicksal seines Stammes nicht abfinden will. Er fordert den fiesen, hochnäsigen Lord Nooth und dessen verwöhntes Team zu einem Match heraus, das seinen wilden Frauen und Männern die Rückkehr in ihre Heimat ermöglichen soll. Trainiert werden sie von einer jungen, selbstbewussten Kickerin aus der Stadt, die davon träumt, einmal auf dem heiligen Rasen des Stadions zu stehen.
Dugs Siegesgewissheit wird nochmals auf die Probe gestellt, als er von Nooth mit angeblich neu entdeckten Höhlenmalereien konfrontiert wird, die die Resignation seiner Vorfahren angesichts der eigenen Sieglosigkeit beweisen sollen. Er sitzt diesen Fake News seines Gegners auf, aber letztlich beweist der Stamm seine Weisheit. Sie alle lamentieren nicht, sondern schöpfen ihre Kraft aus der vermeintlichenNiederlage ihrer Vorfahren.
Natürlich ist der Ausgang der Story klar, der Teamgeist der herablassend als Höhlenmenschen eingestuften Mannschaft um Dug siegt über das hochbezahlte Team von Einzelkönnern, in denen Fans die markanten Frisuren von Fußball-Stars erkennen werden. Dies wird in einer Szene, im Kampf um den Ball vordem letzten und entscheidenden Tor des Matches, brillant auf den Punkt gebracht.
Den Weg zu diesem Ziel hat das Team um Nick Park mit einerüberaus originellen Story gepflastert, in der er die von seinen Fans seit Jahrzehnten geschätzten künstlerischen Stärken wieder grandios ausspielt. Er erzählt die runde und kurzweilige Geschichte mit feinem, scharfsinnigem Humor, britischem Understatement und einer gehörigen Portion Selbstironie auf das Trauma der Engländer, als Erfinder des Fußballs seit Jahrzehnten früh bei internationalen Turnieren auszuscheiden. Vor allem schafft er es, den Gesichtern der beliebten, unverwechselbaren Knetfiguren wieder die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen einzuhauchen.
Neben Dug wird vor allem das zahme Wildschwein Hognob die Herzen der Zuschauer erobern. Es will so gerne dazugehören und wird immer wieder zurück gewiesen, aber letztlich findet es auch seinen Platz. Mit diesen Figuren verneigt sich Park auch vor Großen des Fachs. Denn wer denkt nicht an Asterix und seinen mächtigen Freund Obelix, die tapferen Gallier und Verteidiger ihres Dorfes.




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