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FBW-Bewertung: Schrotten! (2016)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Das Setting ist nicht eben typisch für einen deutschen Film: Max Zähles liebevolle Typen-Komödie SCHROTTEN! spielt zu überwiegenden Teilen auf einem Schrottplatz, erzählt von einem Eisenbahnraub und lässt die Betonköpfe zweier ungleicher Brüder aufeinander krachen. Hat?s den einen als Yuppie-Versicherungsmakler in die Stadtgetrieben, hält?s den anderen bei Familie und väterlichem Schrottplatzbetrieb. Erst der Tod des Vaters bringt beide wieder zusammen und bildet den Ausgang von Max Zähles wunderbarer Variante der Geschichte vom verlorenen Sohn und einem Kampf David gegen Goliath.
Von der gängigen deutschen Filmkomödie hebt sich SCHROTTEN! vor allem deswegen ab, weil er sich der eindeutigen Zuweisung von Schubladen standhaft verweigert. So zeigt er deutliche Anleihen an den Westernfilm in Konfiguration, Plot und Sujet (immerhin erzählt der erste Western der Filmgeschichte auch voneinem Zugraub) ? belässt es aber bewusst bei adaptierten Andeutungen. Er erzählt von der Dichotomie von Stadt und Land ? bezieht seine Komik aber vor allem aus deren Gemeinsamkeiten. Es deuten Montagen am Beginn auf das Übergeschnappte, das aktuelle deutsche Komödien zurzeit ausmachen ? und doch bleibt sein Humor wohltemperiert, eigen und als Teil eines runden Rhythmus. SCHROTTEN! erscheint zudem als ein Film für ?Jungs?, der die Schlägerei als Liebesakt umdeutet und der seine Geschichte über die Physis erzählt. Die Figuren und ihre Darsteller sind hier nicht Stimme, sondernStatur, es wird nicht aufgesagt, sondern verkörpert. In diesem Sinne ist der Film auch ein Plädoyer für ehrliche, physische Arbeit, deren Wert darin besteht, die Gemeinschaft zu erhalten ? im Gegensatz zur virtuellen Geldvermehrung zum Zwecke der Bereicherung des Einzelnen.
Erzählt wird all das im Stile eines Märchens, in dem Dualismen aufgebaut und Stereotypen variiert werden, um Deutungsebenen Raum zu geben. Eine liebevolle Ausstattung, das herausragende Farbkonzept und ein bis in die Nebenrollen gut aufgelegtes Ensemble prägen Max Zähles Regiedebüt. Ein überaus sympathischer Film also, dem man nicht zuletzt wegen seiner anarchischen Grundhaltung ein großes Publikum wünscht.




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