I, Olga Hepnarova (2016)
Já, Olga Hepnarová
Der Spielfilm basiert auf der wahren Geschichte einer jungen Frau, die 1973 in Prag mit dem Auto in eine Menschenmenge fuhr.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Olga Hepnarová (Michalina Olszanska) fuhr im Jahr 1973, im Alter von 22 Jahren, in Prag mit ihrem Laster absichtlich in eine Gruppe von Passanten. Acht von ihnen starben. Der Spielfilm versetzt sich, ein paar Jahre vor der Tat beginnend, in das Leben dieser jungen Frau. Olga wird von ihrer Mutter (Klára Melísková) nach einem Selbstmordversuch in eine psychiatrische Jugendklinik gebracht. Dort erfährt sie brutale Gewalt von anderen Mädchen. Nach der Entlassung beginnt sie, als Fahrerin in einem Betrieb zu arbeiten.
Olga hat verschiedene lesbische Begegnungen, freundet sich mit der jungen Kollegin Jitka (Marika Soposká) an. Doch Jitka trennt sich von Olga, die ihr zu verschlossen und unberechenbar ist. Olga ist von zuhause ausgezogen, in eine Hütte im Wald. Doch das Leben dort ist beschwerlich, besonders im Winter. Am Arbeitsplatz gibt es Probleme. Olga konsultiert mehrmals einen Arzt, von dem sie sich eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik erhofft. Sie sei müde, sagt sie, und sie habe keine Gefühle mehr für andere Menschen übrig. Doch es gibt keinen freien Therapieplatz. Olga beschließt, sich an der Gesellschaft zu rächen, als deren Opfer sie sich sieht.
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Filmkritik
Es ist eine bedrückende, freudlose Welt, in die das Drama der Regisseure Tomas Weinreb und Petr Kazda entführt. In Schwarz-Weiß erweckt es die sozialistische Tschechoslowakei Anfang der 1970er Jahre zum Leben, in der sich die junge Pragerin Olga Hepnarová zur Außenseiterin entwickelt. Die Mutter und andere Erwachsene erwarten, dass sie funktioniert. Doch Olga verweigert sich. Das einsame Mädchen äußert seine wachsende Entfremdung von der Gesellschaft ganz unverblümt, schwankt zwischen scheuer Verschlossenheit und Aggressivität. Aber Olga findet niemanden, der ihr hilft oder die Katastrophe, die sich anbahnt, verhindert. Das Drama begibt sich tastend auf die Spuren dieser rätselhaften, schleichend in die Schizophrenie rutschenden Person und versucht zu verstehen, wie es zu ihrem Amoklauf kommen konnte, der 1973 in Prag acht Menschen in den Tod riss.
Der Film ist weniger an Fakten interessiert, an der Rekonstruktion von Olgas Kindheit und Jugend beispielsweise, als daran, sich vorzustellen, wie die Sichtweise der jungen Frau gewesen sein könnte. Er reiht kurze Szenen aus ihrem Alltag in den Jahren vor der Tat aneinander, ohne dass sie immer schlüssig zueinander passen oder eine Kontinuität ergeben. Olga wirkt wie eine rebellische Jugendliche, die aus unklaren Gründen ins Abseits gerät, es zunehmend vorzieht, allein zu sein. Aber sie sucht auch den Kontakt zu anderen jungen Frauen. Lesbisch zu sein, ist jedoch ein Grund für soziale Ächtung. Manchmal wirkt Olga ganz normal, dann wieder verhält sie sich sonderbar, fährt mit dem Auto eine Treppe hinunter.
Der Film verzichtet auf schmückende Musik, auf schnelle Schnitte, vor allem aber auf Erklärungen. Ihrem Arzt gegenüber sagt Olga zwar recht deutlich, wie es in ihr aussieht. Doch das System kann mit einer wie ihr wenig anfangen. Die Devise lautet eher, und sogar wider besseres Wissen, wie sich letztlich im skandalösen Todesurteil für Olga zeigt, seelische Not zu ignorieren. Es bleibt ungewiss, ob Olga wirklich so oft im Leben der "Prügelknabe" war, als den sie sich bezeichnet. Aber die Strenge, die beispielsweise ihre Mutter ausstrahlt, der allgemeine Mangel an menschlicher Nähe lassen frösteln. Olgas Einsamkeit wirkt authentisch. Insofern schließt sich der Film ihrer Anklage an, dass diese unbarmherzige Gesellschaft Schuld auf sich geladen hat.
Fazit: Unter der Regie von Tomas Weinreb und Petr Kazda versucht der Spielfilm eine Annäherung an die rätselhafte Persönlichkeit einer Amokläuferin, die im Prag des Jahres 1973 acht Menschen in den Tod riss. Das in Schwarz-Weiß gefilmte, ruhige Drama ist weniger an einer Nacherzählung biografischer Fakten interessiert, als daran, sich spekulativ in die Perspektive der jungen Frau zu vertiefen. Olga Hepnarová wurde zum Tode verurteilt, obwohl sie offensichtlich an Schizophrenie litt. Der Film entwickelt eine beklemmende Spannung, indem er Olgas Entfremdung von einer kalten und unfreien Gesellschaft ebenso nachzeichnet wie ihre zunehmende Isolation.
Der Film ist weniger an Fakten interessiert, an der Rekonstruktion von Olgas Kindheit und Jugend beispielsweise, als daran, sich vorzustellen, wie die Sichtweise der jungen Frau gewesen sein könnte. Er reiht kurze Szenen aus ihrem Alltag in den Jahren vor der Tat aneinander, ohne dass sie immer schlüssig zueinander passen oder eine Kontinuität ergeben. Olga wirkt wie eine rebellische Jugendliche, die aus unklaren Gründen ins Abseits gerät, es zunehmend vorzieht, allein zu sein. Aber sie sucht auch den Kontakt zu anderen jungen Frauen. Lesbisch zu sein, ist jedoch ein Grund für soziale Ächtung. Manchmal wirkt Olga ganz normal, dann wieder verhält sie sich sonderbar, fährt mit dem Auto eine Treppe hinunter.
Der Film verzichtet auf schmückende Musik, auf schnelle Schnitte, vor allem aber auf Erklärungen. Ihrem Arzt gegenüber sagt Olga zwar recht deutlich, wie es in ihr aussieht. Doch das System kann mit einer wie ihr wenig anfangen. Die Devise lautet eher, und sogar wider besseres Wissen, wie sich letztlich im skandalösen Todesurteil für Olga zeigt, seelische Not zu ignorieren. Es bleibt ungewiss, ob Olga wirklich so oft im Leben der "Prügelknabe" war, als den sie sich bezeichnet. Aber die Strenge, die beispielsweise ihre Mutter ausstrahlt, der allgemeine Mangel an menschlicher Nähe lassen frösteln. Olgas Einsamkeit wirkt authentisch. Insofern schließt sich der Film ihrer Anklage an, dass diese unbarmherzige Gesellschaft Schuld auf sich geladen hat.
Fazit: Unter der Regie von Tomas Weinreb und Petr Kazda versucht der Spielfilm eine Annäherung an die rätselhafte Persönlichkeit einer Amokläuferin, die im Prag des Jahres 1973 acht Menschen in den Tod riss. Das in Schwarz-Weiß gefilmte, ruhige Drama ist weniger an einer Nacherzählung biografischer Fakten interessiert, als daran, sich spekulativ in die Perspektive der jungen Frau zu vertiefen. Olga Hepnarová wurde zum Tode verurteilt, obwohl sie offensichtlich an Schizophrenie litt. Der Film entwickelt eine beklemmende Spannung, indem er Olgas Entfremdung von einer kalten und unfreien Gesellschaft ebenso nachzeichnet wie ihre zunehmende Isolation.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "I, Olga Hepnarova"
Land: TschechienWeitere Titel: I, Olga Hepnarová
Jahr: 2016
Genre: Drama, Krimi
Originaltitel: Já, Olga Hepnarová
Länge: 106 Minuten
Kinostart: 25.10.2018
Regie: Petr Kazda, Tomás Weinreb
Darsteller: Michalina Olszanska als Olga Hepnarová, Ondrej Malý als Psychiatrist Spyrka, Marta Mazurek als Alena, Lukás Bech als Prosecutor, Juraj Nvota als Advocate
Kamera: Adam Sikora
Verleih: Filmokratie