Viva (2015)
Drama: Ein junger Drag-Performer wird mit seinem vor langer Zeit verschwundenen Vater konfrontiert – und bemüht sich, eine Beziehung zu diesem aufzubauen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Jesús (Héctor Medina) lebt in einer kleinen Wohnung in Havanna. Seine Mutter ist verstorben, sein Vater vor vielen Jahren abgehauen. Den Lebensunterhalt versucht der Jugendliche mit Haareschneiden zu bestreiten; zu seinen Stammkundinnen zählt die ältere Dame Nita (Paula Andrea Ali Rivera), die Jesús' Mutter einst versprach, auf den Jungen aufzupassen. Darüber hinaus kümmert sich Jesús um die Perücken, die von einer Drag-Queen-Truppe in einer Travestie-Bar bei lip-sync-Auftritten getragen werden. Er hofft, auch selbst bald auf der Bühne performen zu dürfen – und bekommt schließlich von "Mama" (Luis Alberto García), der leitenden Person des Etablissements, die Chance, sich zu beweisen. Bei einem seiner ersten Darbietungen wird Jesús alias "Viva" jedoch von einem Mann attackiert, der sich als sein verschwundener Vater Ángel (Jorge Perugorría) herausstellt. Nach 15-jähriger Abwesenheit, in welcher er unter anderem im Gefängnis war, will Ángel nun wieder in Havanna wohnen – und nistet sich bei Jesús ein. Obwohl er als ehemaliger Boxer selbst kein Geld verdient, untersagt er seinem Sohn, weiterhin in der Bar zu arbeiten. Dadurch gerät Jesús in einen inneren Konflikt.
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Filmkritik
"Viva" ist eine irisch-kubanische Co-Produktion. Das Werk wurde an Originalschauplätzen in Kuba mit einheimischem Ensemble gedreht. Regie führte der in Dublin geborene Paddy Breathnach, in dessen Vita sich so unterschiedliche Filme wie "Über kurz oder lang" (2001) und "Shrooms" (2007) entdecken lassen. Das Drehbuch stammt von Breathnachs Landsmann Mark O'Halloran; gemeinsam entwickelten die beiden Männer die Geschichte des adoleszenten Protagonisten, nachdem Breathnach eine Drag-Show in Havanna gesehen und diese als Inspiration erlebt hatte. Tatsächlich gehören die Szenen, die sich den Bar-Auftritten von Jesús alias "Viva" und seinen Kolleg_innen widmen, zu den stärksten Momenten der entstandenen Arbeit. Während Luis Alberto García als "Mama" mit seinen Drag-Performances Musterbeispiele für eine tief empfundene Theatralik liefert, zeigt Hauptdarsteller Héctor Medina, wie Jesús sich mehr und mehr steigert und dabei trotz aller Hindernisse zu sich selbst beziehungsweise einer Möglichkeit, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, findet.
Zunächst deutet einiges darauf hin, dass "Viva" in erster Linie an Sozialdramatik interessiert ist. Jesús hat mit finanzieller Not zu kämpfen; selbst die Menschen, die ihm zugetan sind, nutzen ihn in gewisser Hinsicht aus, indem sie etwa – wie die ältere Nita – seine Dienste als Friseur beanspruchen, ohne ihn dafür angemessen entlohnen zu können, oder – wie seine Freundin Cecilia (Laura Alemán) – seine Wohnung in Beschlag nehmen, um eigene amouröse Pläne zu verfolgen. Die Rückkehr seines Vaters Ángel zwingt Jesús überdies später noch dazu, sich – wie schon in früheren Zeiten – zu prostituieren, um an Geld zu kommen. Ohne zum verblendeten feel good movie zu werden, gelingt es dem Skript und dessen Umsetzung aber, auch Momente der Hoffnung, der Menschlichkeit und Wärme einzufangen. "Noch ist die Zivilisation intakt", meint Nita zu Jesús an einer Stelle, als dieser zu verzweifeln droht.
Der Konflikt zwischen Vater und Sohn geht mit Gender- und Queer-Fragen einher; die anfangs recht plakative Gegenüberstellung des sanften Jesús und des grobschlächtigen Erzeugers Ángel gewinnt im Laufe der Handlung an Tiefe. Dass der aggressive Ex-Boxer und Alkoholiker nicht zur Klischeefigur verkommt, ist nicht zuletzt dem Interpreten Jorge Perugorría zu verdanken, welcher im Jahre 1993 in dem heutigen Queer-Cinema-Klassiker "Erdbeer und Schokolade" einen schwulen Künstler verkörperte.
Fazit: Ein gelungenes Coming-of-Age-Drama, das sich dem Drag-Thema mit Hingabe widmet. Héctor Medina erweist sich in der Hauptrolle als vielversprechendes Nachwuchstalent; Jorge Perugorría und Luis Alberto García flankieren ihn sehr gut.
Zunächst deutet einiges darauf hin, dass "Viva" in erster Linie an Sozialdramatik interessiert ist. Jesús hat mit finanzieller Not zu kämpfen; selbst die Menschen, die ihm zugetan sind, nutzen ihn in gewisser Hinsicht aus, indem sie etwa – wie die ältere Nita – seine Dienste als Friseur beanspruchen, ohne ihn dafür angemessen entlohnen zu können, oder – wie seine Freundin Cecilia (Laura Alemán) – seine Wohnung in Beschlag nehmen, um eigene amouröse Pläne zu verfolgen. Die Rückkehr seines Vaters Ángel zwingt Jesús überdies später noch dazu, sich – wie schon in früheren Zeiten – zu prostituieren, um an Geld zu kommen. Ohne zum verblendeten feel good movie zu werden, gelingt es dem Skript und dessen Umsetzung aber, auch Momente der Hoffnung, der Menschlichkeit und Wärme einzufangen. "Noch ist die Zivilisation intakt", meint Nita zu Jesús an einer Stelle, als dieser zu verzweifeln droht.
Der Konflikt zwischen Vater und Sohn geht mit Gender- und Queer-Fragen einher; die anfangs recht plakative Gegenüberstellung des sanften Jesús und des grobschlächtigen Erzeugers Ángel gewinnt im Laufe der Handlung an Tiefe. Dass der aggressive Ex-Boxer und Alkoholiker nicht zur Klischeefigur verkommt, ist nicht zuletzt dem Interpreten Jorge Perugorría zu verdanken, welcher im Jahre 1993 in dem heutigen Queer-Cinema-Klassiker "Erdbeer und Schokolade" einen schwulen Künstler verkörperte.
Fazit: Ein gelungenes Coming-of-Age-Drama, das sich dem Drag-Thema mit Hingabe widmet. Héctor Medina erweist sich in der Hauptrolle als vielversprechendes Nachwuchstalent; Jorge Perugorría und Luis Alberto García flankieren ihn sehr gut.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Viva"
Land: Irland, KubaJahr: 2015
Genre: Drama
Länge: 100 Minuten
Kinostart: 15.09.2016
Regie: Paddy Breathnach
Darsteller: Jorge Perugorría als Angel, Luis Alberto García als Mama, Renata Maikel Machin Blanco als Pamela, Luis Manuel Alvarez als Cindy, Paula Andrea Ali Rivera als Nita
Kamera: Cathal Watters
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH
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