Der junge Karl Marx (2016)
Le Jeune Karl Marx
Biopic: Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895) tun sich zusammen, um die theoretische Grundlage einer Bewegung zu schaffen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 36 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Nachdem Karl Marx (August Diehl) in den 1840er Jahren das Verbot der Rheinischen Zeitung miterleben muss, begibt er sich gemeinsam mit seiner Gattin Jenny (Vicky Krieps) nach Paris, wo die beiden fortan ein vergleichsweise bescheidenes Leben führen. Von seinem Ex-Chef bei der Rheinischen Zeitung, Arnold Ruge (Hans-Uwe Bauer), erhält Marx weiterhin Schreibaufträge. In Manchester versucht der Fabrikbesitzer-Sohn Friedrich Engels (Stefan Konarske) derweil, mit der Arbeiterklasse in Kontakt zu treten, um ein Buch über deren Dasein zu verfassen. Dabei verliebt er sich in die irische Baumwollspinnerin Mary Burns (Hannah Steele). Die Begegnung zwischen Marx und Engels führt bald zu einer Zusammenarbeit, die ihren vorläufigen Höhepunkt im Kommunistischen Manifest findet. Die Gedanken, die das Duo entwickelt und veröffentlicht, sind deutlich ausgefeilter als alles, was zuvor in Wort und Schrift zum Ausdruck gebracht wurde, etwa von dem älteren Sozialisten Pierre-Joseph Proudhon (Olivier Gourmet) oder von dem Kommunisten Wilhelm Weitling (Alexander Scheer). Rasch stoßen Marx und Engels daher auf Widerstand.
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Filmkritik
Mit "Der junge Karl Marx" liefert der in Port-au-Prince geborene Raoul Peck (dessen dokumentarisches Werk "I Am Not Your Negro" am 30. März in den deutschen Kinos anläuft) ein solides Biopic, das sich nicht nur mit dem titelgebenden Philosophen und Theoretiker, sondern nahezu gleichrangig mit Marx' Kollegen und Freund Friedrich Engels befasst. Nachdem der Film zu Beginn die Lebens- und Berufssituation der beiden Männer präsentiert hat, lässt er diese in einer amüsanten Sequenz aufeinandertreffen: Aus gegenseitiger Abneigung wird hier unversehens Anerkennung, welche rasch zu einer äußerst fruchtbaren Kollaboration führt.
Das Drehbuch, das Peck in Zusammenarbeit mit Pierre Hodgson und Pascal Bonitzer entwickelte, macht deutlich, dass das "Stürzen der alten Welt" zunächst ein theoretisches Fundament braucht – und dass es dabei nötig ist, sich von anderen bewusst abzugrenzen und damit Risiken einzugehen. In der Umsetzung gelingt es indes nicht immer, diese Einsicht in einer gänzlich stimmigen Form zur Anschauung zu bringen: Viele Dialoge wirken gekünstelt, etliche Gesten muten unnötig manieriert, in manchen Fällen auch zu pathetisch an. Zwar fängt Kameramann Kolja Brandt das Geschehen stets gekonnt ein – dennoch kommt "Der junge Karl Marx" nur selten über eine tadellos ausgestattete Geschichtsstunde auf großer Leinwand hinaus. Zu den besten Passagen zählen die Einblicke in Marx' Ehe mit Jenny von Westphalen, der von Vicky Krieps ("Die Vermessung der Welt") die erforderliche Stärke verliehen wird. Der Beziehungsalltag des Paares ist von finanziellen Problemen geprägt und wird glaubhaft dargestellt.
August Diehl ("Die Fälscher") spielt den Hauptpart souverän; gleichwohl hätte seine Darbietung noch rastloser ausfallen können. Als Engels sorgt Stefan Konarske hingegen für die unterhaltsamsten Szenen des Films – etwa wenn sich der Fabrikbesitzer-Sohn zwecks Recherche für sein Buch über die Arbeiterklasse beherzt dem Zorn des irischen Proletariats aussetzt und dabei noch überraschend die Liebe findet. Die Chemie zwischen Diehl und Konarske als geistesverwandte und doch grundverschiedene Denker und Pioniere stimmt, wodurch einige schöne Buddy-Movie-Momente in historischem Setting entstehen.
Fazit: Ein stilvoll gedrehtes (Doppel-)Biopic mit kluger Erkenntnis und gutem Ensemble, das allerdings oft zu gestelzt daherkommt, um vollauf zu überzeugen.
Das Drehbuch, das Peck in Zusammenarbeit mit Pierre Hodgson und Pascal Bonitzer entwickelte, macht deutlich, dass das "Stürzen der alten Welt" zunächst ein theoretisches Fundament braucht – und dass es dabei nötig ist, sich von anderen bewusst abzugrenzen und damit Risiken einzugehen. In der Umsetzung gelingt es indes nicht immer, diese Einsicht in einer gänzlich stimmigen Form zur Anschauung zu bringen: Viele Dialoge wirken gekünstelt, etliche Gesten muten unnötig manieriert, in manchen Fällen auch zu pathetisch an. Zwar fängt Kameramann Kolja Brandt das Geschehen stets gekonnt ein – dennoch kommt "Der junge Karl Marx" nur selten über eine tadellos ausgestattete Geschichtsstunde auf großer Leinwand hinaus. Zu den besten Passagen zählen die Einblicke in Marx' Ehe mit Jenny von Westphalen, der von Vicky Krieps ("Die Vermessung der Welt") die erforderliche Stärke verliehen wird. Der Beziehungsalltag des Paares ist von finanziellen Problemen geprägt und wird glaubhaft dargestellt.
August Diehl ("Die Fälscher") spielt den Hauptpart souverän; gleichwohl hätte seine Darbietung noch rastloser ausfallen können. Als Engels sorgt Stefan Konarske hingegen für die unterhaltsamsten Szenen des Films – etwa wenn sich der Fabrikbesitzer-Sohn zwecks Recherche für sein Buch über die Arbeiterklasse beherzt dem Zorn des irischen Proletariats aussetzt und dabei noch überraschend die Liebe findet. Die Chemie zwischen Diehl und Konarske als geistesverwandte und doch grundverschiedene Denker und Pioniere stimmt, wodurch einige schöne Buddy-Movie-Momente in historischem Setting entstehen.
Fazit: Ein stilvoll gedrehtes (Doppel-)Biopic mit kluger Erkenntnis und gutem Ensemble, das allerdings oft zu gestelzt daherkommt, um vollauf zu überzeugen.
Andreas Köhnemann
FBW-Bewertung zu "Der junge Karl Marx"Jurybegründung anzeigen
Einer der bekanntesten Sätze von Karl Marx fiel ihm leicht beschwipst bei einem Spaziergang mit Friedrich Engels ein. Ob das historisch so verbürgt ist, kann bezweifelt werden, aber es ist eine schöne Szene in Raoul Pecks DER JUNGE KARL MARX, in der [...mehr]TrailerAlle "Der junge Karl Marx"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Der junge Karl Marx"
Land: Frankreich, Deutschland, BelgienWeitere Titel: The Young Karl Marx
Jahr: 2016
Genre: Biopic
Originaltitel: Le Jeune Karl Marx
Länge: 118 Minuten
Kinostart: 02.03.2017
Regie: Raoul Peck
Darsteller: August Diehl als Karl Marx, Stefan Konarske als Friedrich Engels, Vicky Krieps als Jenny von Westphalen, Olivier Gourmet als Pierre Proudhon, Hannah Steele als Mary Burns
Kamera: Kolja Brandt
Verleih: Neue Visionen
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