Mustang (2015)
Französisch-türkisch-deutsches Drama: Fünf junge Schwestern werden Zuhause eingesperrt und sollen zu guten türkischen Ehefrauen erzogen werden. Doch der große Freiheitsdrang der Mädchen ist schlecht vereinbar mit den geplanten Zwangsheiraten.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Ein kleiner türkischer Ort am Schwarzen Meer in der Gegenwart: Als die Schüler in die Sommerferien entlassen werden, entschließen sich die fünf Schwestern Sonay (Ilayda Akdoğan), Selma (Tuğba Sunguroğlu), Nur (Doğa Zeynep Doğuşlu), Ece (Elit Işcan) und Lale (Günes Sensoy) nicht den Bus zu nehmen, sondern lieber zu Fuß nach Hause zu laufen. Ausgelassen tollen die jungen Mädchen am Strand umher und albern dabei mit mit einigen Jungs aus ihrer Schule herum. Zu diesem Zeitpunkz wissen sie noch nicht, dass sie von einer streng religiösen Nachbarin, bei ihrem unschuldigen Treiben beobachtet und kurz darauf an ihre Oma (Nihal Koldaş) verraten werden. Die Großmutter hat seit dem Tod der Eltern gemeinsam mit einem Onkel (Ayberk Pekcan) die Vormundschaft für die Mädchen übernommen. Aufgrund des unsittlichen Treibens sehen sich die beiden nun in ihren Befürchtungen bestätigt, dass diese unbändigen Früchtchen auf dem besten Wege sind, sich zu wahren Huren zu entwickeln. Deshalb werden ab sofort andere Seiten aufgezogen. Sämtliche potentiell den Charakter verderbenden Gerätschaften, wie Bücher, Telefon und Computer werden weggeschlossen. Die Mädchen dürfen nicht mehr zur Schule gehen, sondern erhalten von alten Weibern Unterricht in den für eine Frau wirklich wichtigen Dingen des Lebens: Kochen, Nähen und was Frau sonst noch wissen muss, um ihren späteren Gatten zufrieden zu stellen. Um die Mädchen wirklich verheiratbar zu machen, muss selbstverständlich besonders streng auf deren Jungfräulichkeit geachtet werden, weshalb das Haus immer mehr zu einem Gefängnis ausgebaut wird. Als die ersten Zwangsverheiratungen beginnen, spitzt sich die Lage immer dramatischer zu...
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Filmkritik
"Mustang" ist der erste Langfilm der Regisseurin Deniz Gamze Ergüven und zugleich der diesjährige französische Kandidat für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Dies mutet ungewöhnlich an und erscheint doch folgerichtig, sobald man das Drama der 1978 in Ankara geborenen Filmemacherin gesehen hat. Den anfänglichen "Skandal am Strand" hat die in der Türkei aufgewachsene Ergüven selbst in ihrer Jugend erlebt. Offensichtlich hat sie jedoch trotzdem kein Ende als zwangsverheiratete bildungsferne Ehefrau gefunden, sondern hat erst in Kapstadt Literatur und afrikanische Geschichte und später in Paris Film studiert. All diese Einflüsse vereinen sich in "Mustang" zu einer einzigartigen Melange von großem Zauber. Mühelos verwebt Ergüven die erdrückende Schwere des gesellschaftlichen Umfeldes mit der sommerlichen Schönheit der Landschaft und der vitalen Lebensfreude der fünf Schwestern. Jene treten wie eine unbändige Herde von Wildpferden auf, die sich den groben Versuchen, sie zwangsweise zu domestizieren mit all ihrer jugendlichen Kraft entgegenstellen. Treffend deshalb der Titel "Mustang".
Als die fünf Schwestern von dem Verrat der Nachbarin erfahren, stellen sie die Frau umgehend zur Rede und fragen, ob "ihre hässliche kackbraune Kleidung" sie etwa zur moralischen Instanz mache. Wenig später müssen die Schwestern selbst solche kackbraunen Säcke tragen. Doch in einem Akt der Rebellion reißen sie sich diese in ihrem vergitterten Zimmer tanzend vom Leibe. Diese Lebensfreude trotz der Umstände ist umso beeindruckender, wenn man näher mit bekommt, was ihr Kerkermeister nachts so treibt...
Es ist nur unzureichend mit Worten vermittelbar, was den besonderen Reiz von "Mustang" ausmacht. Das stringente Drehbuch und die poetische Inszenierung von Ergüven, die Ausstrahlung und Spielfreude der Darstellerinnen der Schwestern, die lichtdurchfluteten Bilder von David Chzallet und Ersin Gok und der atmosphärische Soundtrack von Warren Ellis ("Lawless") verbinden sich zu etwas größerem Ganzen, das voller Magie ist und das den Oscar in greifbare Nähe rücken lässt. "Mustang" ist mehr als die Summe seiner Teile, deshalb versperrt eine eingehende Analyse in diesem Falle nur den Blick auf die Größe des hier Geschaffenen. Ergüven gelingt es mit ihrem Debütfilm mit großem Charme eine kleine Geschichte zu erzählen, die immerzu am Rande des Märchenhaften balanciert und die sich zugleich mühelos in die höheren Gefilde einer allgemeingültigen Parabel von zeitloser Kraft aufschwingt.
Fazit: Die in der Türkei spielende Coming-of-Age-Geschichte "Mustang" ist zutiefst traurig und zugleich von unbändigem Optimismus, von erdrückender Schwere und von spielerischer Leichtigkeit, eine kleine Geschichte, die Großes vollbringt.
Als die fünf Schwestern von dem Verrat der Nachbarin erfahren, stellen sie die Frau umgehend zur Rede und fragen, ob "ihre hässliche kackbraune Kleidung" sie etwa zur moralischen Instanz mache. Wenig später müssen die Schwestern selbst solche kackbraunen Säcke tragen. Doch in einem Akt der Rebellion reißen sie sich diese in ihrem vergitterten Zimmer tanzend vom Leibe. Diese Lebensfreude trotz der Umstände ist umso beeindruckender, wenn man näher mit bekommt, was ihr Kerkermeister nachts so treibt...
Es ist nur unzureichend mit Worten vermittelbar, was den besonderen Reiz von "Mustang" ausmacht. Das stringente Drehbuch und die poetische Inszenierung von Ergüven, die Ausstrahlung und Spielfreude der Darstellerinnen der Schwestern, die lichtdurchfluteten Bilder von David Chzallet und Ersin Gok und der atmosphärische Soundtrack von Warren Ellis ("Lawless") verbinden sich zu etwas größerem Ganzen, das voller Magie ist und das den Oscar in greifbare Nähe rücken lässt. "Mustang" ist mehr als die Summe seiner Teile, deshalb versperrt eine eingehende Analyse in diesem Falle nur den Blick auf die Größe des hier Geschaffenen. Ergüven gelingt es mit ihrem Debütfilm mit großem Charme eine kleine Geschichte zu erzählen, die immerzu am Rande des Märchenhaften balanciert und die sich zugleich mühelos in die höheren Gefilde einer allgemeingültigen Parabel von zeitloser Kraft aufschwingt.
Fazit: Die in der Türkei spielende Coming-of-Age-Geschichte "Mustang" ist zutiefst traurig und zugleich von unbändigem Optimismus, von erdrückender Schwere und von spielerischer Leichtigkeit, eine kleine Geschichte, die Großes vollbringt.
Gregor Torinus
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Die fünf Schwestern, die die Heldinnen dieses Films sind, wirken wie Mustangs, also Wildpferde. Und erzählt wird davon, wie brutal und tragisch es ist, wenn sie eingepfercht werden. Sie leben in einem kleinen türkischen Dorf an der Schwarzmeerküste [...mehr]TrailerAlle "Mustang"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Mustang"
Land: Frankreich, Katar, Deutschland, TürkeiJahr: 2015
Genre: Drama
Länge: 97 Minuten
Kinostart: 25.02.2016
Regie: Deniz Gamze Ergüven
Darsteller: Günes Sensoy als Lale, Doga Zeynep Doguslu als Nur, Elit Iscan als Ece, Tugba Sunguroglu als Selma, Ilayda Akdogan als Sonay
Kamera: David Chizallet
Verleih: Weltkino Filmverleih
Awards - Oscar 2016Weitere Infos
- Bester fremdsprachiger Film
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