Girl on the Train (2016)
Eine Alkoholikerin, die ihrem alten Leben nachtrauert, verliert den letzten Halt, als die Nanny ihres Ex-Mannes spurlos verschwindet.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Seit der Scheidung von ihrem Ex-Mann Tom (Justin Theroux) liegt das Leben von Rachel (Emily Blunt) in Scherben. Obwohl die Alkoholikerin ihren Job verloren hat, pendelt sie jeden Morgen mit dem Zug aus der Vorstadt nach Manhattan, um sich dort trinkend die Zeit zu vertreiben. Auf der Fahrt beobachtet sie nicht nur ihr altes Haus, das ihr früherer Gatte inzwischen mit seiner neuen Partnerin Anna (Rebecca Ferguson) und ihrem gemeinsamen Baby bewohnt. Auch das bloß einen Steinwurf entfernte Anwesen von Toms Kindermädchen Megan (Haley Bennett) hat es Rachel angetan. Immer wieder ergötzt sie sich am scheinbar glücklichen Alltag der hübschen jungen Frau, die ihren Ehemann Scott (Luke Evans) – so glaubt die heimliche Beobachterin – über alles liebt. Eines Tages sieht Rachel sie jedoch mit einem fremden Mann (Édgar Ramírez) in vertrauter Pose und fährt bei diesem Anblick vollends aus der Haut, da Megan ihr schönes Leben ohne Not zerstört. Verärgert beschließt die angetrunkene Rachel, die Nanny zur Rede zu stellen, und kommt einige Stunden später blutüberströmt zu sich. Was sie getan hat, kann sie nicht mehr sagen. Gewiss ist nur, dass Megan plötzlich spurlos verschwunden ist.
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Filmkritik
Lügen, unzuverlässige Erzählungen, zerstörerische Gefühle und der trügerische Schein des beschaulichen Landlebens – all diese Komponenten kommen in Gillian Flynns Bestseller "Gone Girl – Das perfekte Opfer" zusammen, den David Fincher 2014 auf die große Leinwand brachte. Von vielen Kritikern als Thriller-Meisterwerk gefeiert, kann die Adaption, bei Licht betrachtet, allerdings nicht verbergen, dass die Geschichte aus zahlreichen altbekannten Pulp-Versatzstücken besteht, die Flynn durch ein munteres Perspektivenspiel lediglich etwas unkonventioneller aufbereitet. Im Kern folgen Buch und Verfilmung einer Groschenroman-Logik, die von vielen Rezensenten gnädig übergangen wurde. Ebenso wie der Spannungsabfall, den Finchers Ausarbeitung ab der Hälfte zu verzeichnen hat, gepaart mit einer irritierenden Komik, die manche Szenen vollends ins Lächerliche kippen lässt. Erstaunlich ist vor diesem Hintergrund, dass "Girl on the Train", der auf dem gleichnamigen Millionen-Erfolg der Britin Paula Hawkins basiert, in vielen Besprechungen als billiger "Gone Girl"-Abklatsch verrissen wird. Ganz so einfach ist es sicher nicht, auch wenn viele Betrachter eifrig bemüht sind, eben diesen Eindruck zu erwecken.
Vergleiche zwischen den Büchern und ihre Leinwandversionen drängen sich schon aufgrund der Wortwahl im Titel auf und werden auch durch inhaltliche Parallelen angeregt. Ähnlich wie Gillian Flynn entfaltet Hawkins ihre Erzählung aus unterschiedlichen Blickwinkeln, denen man nicht ohne weiteres trauen kann. Hier wie dort geraten weibliche Frustrationen in den Fokus. Und in beiden Fällen kommen hinter vermeintlich glänzenden Fassaden tiefe Abgründe zum Vorschein. "Girl on the Train" bloß auf seine Nähe zu Flynns bzw. Finchers Ehe-Thriller zu reduzieren, greift allerdings zu kurz, da der Roman und seine Verfilmung verschiedene Einflüsse erkennen lassen. Offenkundig ist beispielsweise die Anlehnung an Hitchcocks Voyeurismus-Klassiker "Das Fenster zum Hof", der bei Hawkins vom eigenen Wohnhaus in einen Pendlerzug verlegt wird.
Sehnsüchtige Blicke, Gedankenspiele und Projektionen bestimmen das Leben der niedergeschlagenen Rachel (Emily Blunt), die nach dem Ende ihrer Ehe keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt. Obwohl sie ihren Job längst verloren hat, fährt sie täglich mit der Bahn aus der Vorstadt nach Manhattan und passiert dabei ihr altes Haus, das Ex-Gatte Tom (Justin Theroux) inzwischen mit seiner neuen Partnerin Anna (Rebecca Ferguson) und ihrem gemeinsamen Baby bewohnt. Magisch angezogen wird die alkoholabhängige Rachel auch von einem Anwesen, das in unmittelbarer Nachbarschaft liegt. Dessen Bewohner Megan (Haley Bennett), Toms Kindermädchen, und Scott (Luke Evans) führen – das glaubt die heimliche Beobachterin – ein erfülltes Leben und sind der Inbegriff des perfekten Paares.
Risse bekommen Rachels tröstende Imaginationen, als sie Megan eines Tages in vertrauter Pose mit einem Fremden (Édgar Ramírez) sieht. Ist der Film bis zu diesem Zeitpunkt damit beschäftigt, die drei Frauenfiguren vorzustellen und ihr Befinden zu erforschen, läuft nun der Thriller-Motor an, wobei Regisseur Tate Taylor ("Get on Up") und Drehbuchautorin Erin Cressida Wilson ("Chloe") exzessiv mit der unsicheren Wahrnehmung ihrer Protagonistin spielen. Rachel ist als Trinkerin keine zuverlässige Instanz und kann sich beim besten Willen nicht erinnern, was sie getan hat, bevor sie blutverschmiert in der Wohnung einer Freundin aufwacht. Ist etwa sie verantwortlich für Megans Verschwinden, deren Untreue sie maßlos verärgert hat? Eine quälende Frage, die Rachel nicht mehr loslässt. Schwankende, verschwommene Handkamerabilder geben ihren verwirrten Zustand wieder. Und Emily Blunt holt aus ihrer eigentlich klischeehaften Rolle dank einer eindringlichen Performance mehr heraus, als es das Drehbuch hergibt. Für ein echtes Charakterdrama fehlt es "Girl on the Train" allerdings an einem ausreichend differenzierten Blick. Motive wie die Vorstadt als Höllenszenario ordnen sich dem wegweisenden Whodunit-Muster unter, sodass der Film oft nur an der Oberfläche kratzen kann. Eindimensional erscheint vor allem die Zeichnung von Rachels Nachfolgerin Anna, die als bedrückte Suburbia-Mutter nur wenig Spielraum erhält. Etwas anders liegt die Sache bei der lasziv-lebensmüden Megan, deren Figur zumindest eine irritierend-geheimnisvolle Aura umgibt.
Nervenaufreibende Spannung entfacht das von Projektionen, brüchigen Erinnerungen und Täuschungsmanövern durchzogene Geschehen sicher nicht. Grundsolide Thriller-Unterhaltung liefert Taylor aber allemal, wenngleich er das Finale zu sehr in die Länge zieht. Enttäuschend – das lässt sich gerade im Vergleich mit "Gone Girl" sagen – ist der übertrieben positive Schlusspunkt, der den Zuschauer beruhigen soll und daher alle verstörenden Aspekte beiseiteschiebt.
Fazit: Die Bestseller-Adaption "Girl on the Train" bietet ordentliche Thriller-Kost und eine stark aufspielende Hauptdarstellerin. Nicht mehr und nicht weniger.
Vergleiche zwischen den Büchern und ihre Leinwandversionen drängen sich schon aufgrund der Wortwahl im Titel auf und werden auch durch inhaltliche Parallelen angeregt. Ähnlich wie Gillian Flynn entfaltet Hawkins ihre Erzählung aus unterschiedlichen Blickwinkeln, denen man nicht ohne weiteres trauen kann. Hier wie dort geraten weibliche Frustrationen in den Fokus. Und in beiden Fällen kommen hinter vermeintlich glänzenden Fassaden tiefe Abgründe zum Vorschein. "Girl on the Train" bloß auf seine Nähe zu Flynns bzw. Finchers Ehe-Thriller zu reduzieren, greift allerdings zu kurz, da der Roman und seine Verfilmung verschiedene Einflüsse erkennen lassen. Offenkundig ist beispielsweise die Anlehnung an Hitchcocks Voyeurismus-Klassiker "Das Fenster zum Hof", der bei Hawkins vom eigenen Wohnhaus in einen Pendlerzug verlegt wird.
Sehnsüchtige Blicke, Gedankenspiele und Projektionen bestimmen das Leben der niedergeschlagenen Rachel (Emily Blunt), die nach dem Ende ihrer Ehe keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt. Obwohl sie ihren Job längst verloren hat, fährt sie täglich mit der Bahn aus der Vorstadt nach Manhattan und passiert dabei ihr altes Haus, das Ex-Gatte Tom (Justin Theroux) inzwischen mit seiner neuen Partnerin Anna (Rebecca Ferguson) und ihrem gemeinsamen Baby bewohnt. Magisch angezogen wird die alkoholabhängige Rachel auch von einem Anwesen, das in unmittelbarer Nachbarschaft liegt. Dessen Bewohner Megan (Haley Bennett), Toms Kindermädchen, und Scott (Luke Evans) führen – das glaubt die heimliche Beobachterin – ein erfülltes Leben und sind der Inbegriff des perfekten Paares.
Risse bekommen Rachels tröstende Imaginationen, als sie Megan eines Tages in vertrauter Pose mit einem Fremden (Édgar Ramírez) sieht. Ist der Film bis zu diesem Zeitpunkt damit beschäftigt, die drei Frauenfiguren vorzustellen und ihr Befinden zu erforschen, läuft nun der Thriller-Motor an, wobei Regisseur Tate Taylor ("Get on Up") und Drehbuchautorin Erin Cressida Wilson ("Chloe") exzessiv mit der unsicheren Wahrnehmung ihrer Protagonistin spielen. Rachel ist als Trinkerin keine zuverlässige Instanz und kann sich beim besten Willen nicht erinnern, was sie getan hat, bevor sie blutverschmiert in der Wohnung einer Freundin aufwacht. Ist etwa sie verantwortlich für Megans Verschwinden, deren Untreue sie maßlos verärgert hat? Eine quälende Frage, die Rachel nicht mehr loslässt. Schwankende, verschwommene Handkamerabilder geben ihren verwirrten Zustand wieder. Und Emily Blunt holt aus ihrer eigentlich klischeehaften Rolle dank einer eindringlichen Performance mehr heraus, als es das Drehbuch hergibt. Für ein echtes Charakterdrama fehlt es "Girl on the Train" allerdings an einem ausreichend differenzierten Blick. Motive wie die Vorstadt als Höllenszenario ordnen sich dem wegweisenden Whodunit-Muster unter, sodass der Film oft nur an der Oberfläche kratzen kann. Eindimensional erscheint vor allem die Zeichnung von Rachels Nachfolgerin Anna, die als bedrückte Suburbia-Mutter nur wenig Spielraum erhält. Etwas anders liegt die Sache bei der lasziv-lebensmüden Megan, deren Figur zumindest eine irritierend-geheimnisvolle Aura umgibt.
Nervenaufreibende Spannung entfacht das von Projektionen, brüchigen Erinnerungen und Täuschungsmanövern durchzogene Geschehen sicher nicht. Grundsolide Thriller-Unterhaltung liefert Taylor aber allemal, wenngleich er das Finale zu sehr in die Länge zieht. Enttäuschend – das lässt sich gerade im Vergleich mit "Gone Girl" sagen – ist der übertrieben positive Schlusspunkt, der den Zuschauer beruhigen soll und daher alle verstörenden Aspekte beiseiteschiebt.
Fazit: Die Bestseller-Adaption "Girl on the Train" bietet ordentliche Thriller-Kost und eine stark aufspielende Hauptdarstellerin. Nicht mehr und nicht weniger.
Christopher Diekhaus
FBW-Bewertung zu "Girl on the Train"Jurybegründung anzeigen
Das Mädchen im Zug fährt jeden Tag an einem Haus vorbei, in dem für sie das perfekte Leben gelebt wird. Durch das Zugfenster sieht sie der schönen, blonden Bewohnerin dabei zu, wie sie sich in dieser vermeintlichen Idylle bewegt und wie sie auf dem [...mehr]TrailerAlle "Girl on the Train"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Girl on the Train"
Land: USAWeitere Titel: The Girl on the Train
Jahr: 2016
Genre: Thriller
Kinostart: 27.10.2016
Regie: Tate Taylor
Darsteller: Emily Blunt als Rachel Watson, Haley Bennett als Megan Hipwell, Laura Prepon als Cathy, Rebecca Ferguson als Anna Watson, Allison Janney
Kamera: Charlotte Bruus Christensen
Verleih: Constantin Film
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Seit der Veröffentlichung im Januar 2015 hat sich "The Girl on the Train" weltweit bereits sieben Millionen Mal verkauft und ist damit der am schnellsten verkaufte Roman für Erwachsene in der [...mehr] Geschichte. Der internationale Bestseller landete schon in der ersten Woche auf einem Spitzenplatz in der New York Times Bestseller-Liste. Ganze 42 Woche hielt sich der Titel auf dieser Liste und stand mehr als die Hälfte dieser Zeit auf Platz 1. Auch in Deutschland steht "Girl on the Train" seit 26 Wochen auf der Paperback-Bestsellerliste, davon vier Wochen in Folge auf Platz 1 und verkaufte sich in kürzester Zeit weit über eine halbe Millionen Mal.Verknüpfungen zu "Girl on the Train"Alle anzeigen
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