A Perfect Day (2015)
Spanische Satire über eine Gruppe humanitärer Helfer im Bosnienkrieg, die überall auf absurde Hindernisse stößtKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der Bosnienkrieg ist 1995 gerade zu Ende, aber auf dem Land wird mancherorts noch weitergekämpft. So haben Unbekannte eine Leiche in einen Brunnen geworfen, damit die Dorfbewohner kein Trinkwasser haben. Mambrú (Benicio del Toro) leitet das kleine Team einer Hilfsorganisation, das vergeblich versucht, die Leiche zu bergen. Mal reißt das Seil, dann findet sich kein zweites, obwohl sich B (Tim Robbins) und der Dolmetscher Damir (Fedja Štukan) große Mühe geben, eines aufzutreiben. Sophie (Mélanie Thierry), die für die Wasseraufbereitung zuständig ist, ärgert sich über die Blauhelme der Vereinten Nationen, die nicht helfen, sondern dem Team im Gegenteil noch Steine in den Weg legen.
Die Vier fahren zusammen mit Katya (Olga Kurylenko), die mit Konfliktevaluation beauftragt ist, in zwei Autos über Land. Einmal müssen sie umkehren, weil ein Militärposten die Straße blockiert. Einmal müssen sie vor einer toten Kuh auf der Fahrbahn über Nacht ausharren, weil sie befürchten, in eine Minenfalle zu tappen. Auch ein Kind ist bei ihnen, der einheimische Junge Nikola (Eldar Residovic). Er hat Mambrú in sein zerstörtes Heimatdorf geführt, wo die Helfer eine schreckliche Entdeckung machten.
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Filmkritik
Der spanische Regisseur Fernando León de Aranoa hat eine bittere Satire über humanitäre Helfer gedreht, die bei ihrem Einsatz in einer Bergregion im Bosnienkrieg ständig an ihre Grenzen stoßen. Der ungeschminkte Blick auf die Absurditäten ihrer Mission ist durchtränkt vom schwarzen, zynischen Humor, mit dem die Charaktere ihre Hilflosigkeit gegenüber dem Schrecklichen zu meistern versuchen. Das Drehbuch basiert auf dem Roman "Dejarse Llover" von Paula Farias, einer spanischen Medizinerin, die selbst mit "Ärzte ohne Grenzen" in Krisengebieten unterwegs war. Auf Englisch gedreht, begleitet der Film den Helfer Mambrú und seine kleine Gruppe im Laufe eines Tages, an dem sie wie Gefangene in einem Labyrinth kreuz und quer durch die Berge fahren.
Der Brunnen gibt die Leiche nicht frei, die wiederholt von Mambrú und seinem Team halb heraufgezogen wird und dann wieder ins Wasser zurückplumpst. Schon allein dieses Bild eines menschlichen Körpers, der wie Ballast oder Abfall behandelt wird, symbolisiert die Schrecken dieses Krieges, in denen Nachbarn zu Todfeinden wurden. Die Verrohung ist allgegenwärtig und stößt die Helfer immer wieder vor den Kopf. Mambrú und B flüchten sich in Gespräche über Sex, befeuert durch die Ankunft der schönen Katya, die Mambrús Ex-Freundin ist. Der einheimische Dolmetscher versucht mit zynischem Humor, dem Team die Mentalität der Dorfbewohner zu erklären und umgekehrt, kann die Barrieren aber nicht wirklich überwinden. Für den Einsatz der Helfer scheint sich niemand zu interessieren. Die naive, aber pragmatische Sophie legt sich deswegen sogar mit den Blauhelmen an, die in diesem Film gar nicht gut wegkommen. Tatsächlich machten die UN-Soldaten im Bosnienkrieg ja auch unrühmliche Schlagzeilen mit ihrer Bürokratie und Zögerlichkeit.
Eher störend wirkt in dieser dramaturgisch eleganten Spirale des Schreckens die romantische Nebenhandlung mit Mambrú und Katya. Sie erinnert an die Konventionen filmischer Dutzendware. Ansonsten aber hat man über weite Strecken das Gefühl, der ungeschönten Realität von damals zu begegnen. Um die aufgeputschte, zwischen Wut, Ohnmacht und Tatendrang schwankende Stimmung des Teams zu schildern, wird die Odyssee der beiden Autos auf den Bergserpentinen mit wildem Punkrock unterlegt. Es gibt keine billigen Erklärungen, keine Lösungen, nur die Konfrontation mit einer grimmigen Realität, in der sich der kleinste Schritt zum Positiven schon als zu viel erweisen kann.
Fazit: Die spanische Satire über die Ohnmacht humanitärer Helfer auf dem Balkan am Ende des Bosnienkrieges besticht mit ungeschönter Authentizität und einem zynischen Humor, der den Charakteren als Schutzschild dient. Aus der Spannung zwischen der Hilfsbereitschaft und Angst der Protagonisten und einem destruktiven Umfeld bezieht die bitterböse Farce eine starke Energie.
Der Brunnen gibt die Leiche nicht frei, die wiederholt von Mambrú und seinem Team halb heraufgezogen wird und dann wieder ins Wasser zurückplumpst. Schon allein dieses Bild eines menschlichen Körpers, der wie Ballast oder Abfall behandelt wird, symbolisiert die Schrecken dieses Krieges, in denen Nachbarn zu Todfeinden wurden. Die Verrohung ist allgegenwärtig und stößt die Helfer immer wieder vor den Kopf. Mambrú und B flüchten sich in Gespräche über Sex, befeuert durch die Ankunft der schönen Katya, die Mambrús Ex-Freundin ist. Der einheimische Dolmetscher versucht mit zynischem Humor, dem Team die Mentalität der Dorfbewohner zu erklären und umgekehrt, kann die Barrieren aber nicht wirklich überwinden. Für den Einsatz der Helfer scheint sich niemand zu interessieren. Die naive, aber pragmatische Sophie legt sich deswegen sogar mit den Blauhelmen an, die in diesem Film gar nicht gut wegkommen. Tatsächlich machten die UN-Soldaten im Bosnienkrieg ja auch unrühmliche Schlagzeilen mit ihrer Bürokratie und Zögerlichkeit.
Eher störend wirkt in dieser dramaturgisch eleganten Spirale des Schreckens die romantische Nebenhandlung mit Mambrú und Katya. Sie erinnert an die Konventionen filmischer Dutzendware. Ansonsten aber hat man über weite Strecken das Gefühl, der ungeschönten Realität von damals zu begegnen. Um die aufgeputschte, zwischen Wut, Ohnmacht und Tatendrang schwankende Stimmung des Teams zu schildern, wird die Odyssee der beiden Autos auf den Bergserpentinen mit wildem Punkrock unterlegt. Es gibt keine billigen Erklärungen, keine Lösungen, nur die Konfrontation mit einer grimmigen Realität, in der sich der kleinste Schritt zum Positiven schon als zu viel erweisen kann.
Fazit: Die spanische Satire über die Ohnmacht humanitärer Helfer auf dem Balkan am Ende des Bosnienkrieges besticht mit ungeschönter Authentizität und einem zynischen Humor, der den Charakteren als Schutzschild dient. Aus der Spannung zwischen der Hilfsbereitschaft und Angst der Protagonisten und einem destruktiven Umfeld bezieht die bitterböse Farce eine starke Energie.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "A Perfect Day"
Land: SpanienJahr: 2015
Genre: Drama
Länge: 106 Minuten
Kinostart: 22.10.2015
Regie: Fernando León de Aranoa
Darsteller: Benicio Del Toro, Tim Robbins, Olga Kurylenko, Mélanie Thierry, Fedja Stukan
Kamera: Alex Catalán
Verleih: X Verleih, Warner Bros.
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