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Die letzte Sau (2016)

Roadmovie über einen armen Bauern, der sich in einen anarchistischen Rebellen gegen die Massentierhaltung verwandelt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.5 / 5

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Der schwäbische Schweinebauer Huber (Golo Euler) ist pleite. Er hat noch nicht einmal mehr das Geld, um zum Zahnarzt zu gehen. Dem Großbauern Obermeier hingegen geht es mit seiner industriellen Landwirtschaft prächtig. Er expandiert jetzt nach Brandenburg, wo Tochter Birgit (Rosalie Thomass) den Betrieb führen soll. Birgit möchte lieber zum Huber ziehen, der auch ganz schön in sie verknallt ist, aber der Hof wirft ja nicht einmal genug für einen ab. Als sich dann auch noch der ebenfalls verschuldete Klein-Metzger Willi erschießt und ein Meteorit auf Hubers Grundstück fällt und alles zerstört, weiß der Bauer, dass es Zeit ist, fortzuziehen. Er packt seine letzte Sau auf den Beiwagen seines alten Mopeds und fährt los, ohne Plan.

Unterwegs begegnen ihm weitere verzweifelte Menschen, die ihre Existenz verloren haben. Huber verwandelt sich in einen Anarchisten, der Kühe und Schweine aus der Massentierhaltung befreit und Parolen an die Wände schreibt. Über diesen geheimnisvollen Unbekannten berichten bald die Fernsehnachrichten.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse5 / 5

Regisseur Aron Lehmann ("Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel") hat in seiner Heimatregion im bayerischen Nordschwaben, dem Nördlinger Ries, eine fidele Komödie gedreht, in der ordentlich geschwäbelt wird. Das heißt, falls der Bauer Huber überhaupt einmal den Mund aufmacht. Eigentlich üben die Abenteuer dieses modernen Robin Hood bittere Sozialkritik am gnadenlosen Kapitalismus und einer industriellen Landwirtschaft, die Kleinbauern in den Ruin treibt. Aber dieser Ernst wird auf Schritt und Tritt mit köstlicher Komik versetzt. Lehmanns satirische Ballade besingt nicht nur die schlimmen Zustände, sondern augenzwinkernd auch das filmische Outlaw-Genre mit seinem Hang zum Fatalismus.

Huber hat nichts zu verlieren und auch der Blick des Regisseurs auf diesen Charakter kalkuliert seinen Hang zum Scheitern ironisch mit ein. Diesem stillen Menschen mit seiner Sau, die zu seinem zufriedenen Kompagnon wird, fliegen die Sympathien wie von selbst zu. Die Geschichte ist wunderbar inspiriert, weil sie ihre Fundstücke, die einen hohen Wiedererkennungswert haben, aus so vielen Bereichen nimmt und originell, humorvoll umformt. Zum Beispiel, wenn sich Huber in den wilden Rebellen verwandelt, sein Gesicht mit Kohle beschmiert und um das Feuer im Wald wie ein Räuber aus früheren Zeiten tanzt. Wie er dabei sein neues Image spielerisch ausprobiert, ist auf lustige Weise menschlich geerdet, und wirkt nicht wie so oft in deutschen Filmen als peinlich aufgesetzter Drehbucheinfall. In solchen Momenten wird der Film zum Märchen, aber zu einem, das sichtbar macht, wie wenig sich das menschliche Erleben in der schnöden normalen Außenwelt überhaupt manifestieren kann. Immer wieder verblüfft diese traumwandlerische Sicherheit, mit der der Film zwischen lauter Klischees über tumbes Bauerntum und provinzielle Deftigkeit navigiert, ohne selbst geschmacklos zu werden. Sie macht ihn zu einer dieser impulsgebenden neuen Heimatkomödien, die etwas erschaffen, statt nur zu reproduzieren.

Die Dialoge haben oft diese demaskierende Kraft, die auch die Komödien von Dietrich Brüggemann auszeichnet. Die Schauspieler, vor allem Golo Euler, aber auch Rosalie Thomass und die anderen, spielen ihre so stimmig gezeichneten Figuren mit heiligem und zugleich rührend hilflosem Ernst. Hubers Subjektivität wird auch zur Richtschnur für die stilistische Inszenierung, die mit der Musik der "Ton Steine Scherben" und dem süffisanten, von Herbert Knaup gesprochenen Voice-Over-Kommentar markante Reize bietet.

Fazit: Die fidele Heimatkomödie von Aron Lehmann schildert die Verwandlung eines ruinierten Kleinbauern in einen anarchischen Widerstandshelden aus dem Volk voller Bewunderung für filmische Outlaws. Satirischer Dialogwitz, Slapstick und pointierte humorvolle Brechungen balancieren den kritischen Weckruf gegen Massentierhaltung und den kapitalistischen Würgegriff aus, ohne ihn zu verwässern. Ein so originelles, im Tonfall stimmiges Roadmovie hat Seltenheitswert.




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Besetzung & Crew von "Die letzte Sau"

Land: Deutschland
Jahr: 2016
Genre: Komödie, Roadmovie
FSK: 12
Kinostart: 29.09.2016
Regie: Aron Lehmann
Darsteller: Rosalie Thomass, Golo Euler, Christoph Maria Herbst, Daniel Zillmann, Arnd Schimkat
Kamera: Cristian Pirjol
Verleih: Neue Visionen

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