Die Schüler der Madame Anne (2014)
Les héritiers
Französischer Spielfilm über eine engagierte Lehrerin, die es versteht, eine Problemklasse zu motivieren.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Anne Gueguen (Ariane Ascaride) ist seit 20 Jahren Lehrerin und der Beruf macht ihr immer noch Spaß. Sie übernimmt die Leitung der 11. Klasse am Gymnasium von Créteil, einer kleinen Gemeinde in der Pariser Banlieue. Die meisten Schüler dort haben einen Migrationshintergrund und fühlen sich von der Gesellschaft an den Rand gedrängt. Die Lehrerin unterrichtet streng, aber im Dialog mit ihnen und gibt ihnen das Gefühl, respektiert zu werden. Weil die Arbeitsmoral und auch das Selbstvertrauen vieler Schüler sehr zu wünschen übrig lässt, schlägt ihnen Madame Gueguen die Teilnahme am nationalen Schul-Wettbewerb vor, der alljährlich zum Thema Widerstand und Deportation veranstaltet wird. Sie sollen gemeinsam herausfinden, was mit Kindern und Jugendlichen in den Konzentrationslagern der Nazis geschah und darüber eine Arbeit schreiben. Das Ganze wird weder benotet, noch befreit es die freiwilligen Teilnehmer vom normalen Unterricht. Wider Erwarten wollen fast alle mitmachen, doch sie wissen nicht, wie Teamarbeit geht.
Bildergalerie zum Film "Die Schüler der Madame Anne"
Hier streamen
Filmkritik
Der Film der Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar hat zwar die Form eines fiktiven Dramas, aber auch eine große Nähe zum Dokumentarischen. Das liegt schon an seinem Drehbuch, das auf den schulischen Erinnerungen des jungen Co-Autors Ahmed Dramé basiert. Er besuchte 2009 am Gymnasium von Créteil eine berüchtigte 11. Klasse. Im Film spielt er sein Alter Ego Malik, der von einer Kino-Karriere träumt. Seine Mitschüler werden von jugendlichen Laiendarstellern gespielt, die zum Teil selbst das Gymnasium in Créteil besuchten. Der Film zeigt beispielhaft, wie wichtig Pädagogen für die soziale Integration von Kindern sind, die aus Migrantenfamilien stammen und in Problemvierteln aufwachsen.
Anne Gueguen ist eine dieser Lehrkräfte, die ihren Schülern das Gefühl geben, respektiert zu werden. Sie lässt sich auf ihre Meinungen und Sichtweisen ein, ohne sich ihnen anzuschließen. Sie fordert und fördert – und wird von den Heranwachsenden ernst genommen. Malik und seine Klassenkameraden verstecken hinter ihrer lustlosen, aggressiv ablehnenden Haltung sowohl mangelndes Selbstvertrauen, als auch ein großes Interesse an Bildung, das nur darauf wartet, angeschubst zu werden. Die Lehrerin greift auf den freiwilligen Schulwettbewerb zurück, um die Jugendlichen aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken. Die Beschäftigung mit dem Holocaust führt die Schüler an ein historisches Kapitel heran, das auch Kinder aus ihrer Umgebung betraf. Es zeigt ihnen, dass Rassismus und soziale Ausgrenzung bis zum Völkermord gehen können. Was sie erfahren, wappnet sie gegen aktuelle antisemitische Tendenzen in der Gesellschaft. So leistet der Film auch einen wichtigen Appell für religiöse und kulturelle Toleranz, in einer Zeit, in der sich Juden in Frankreich oft nicht mehr sicher fühlen. Den emotionalen Höhepunkt bildet der Besuch eines Holocaust-Überlebenden in der Schulklasse: In dieser Rolle spielt sich Léon Zyguel, der oft mit jungen Leuten über seine Erlebnisse im KZ Buchenwald spricht, selbst.
Die vielen ethnischen und kulturellen Konflikte, die die Schüler im Alltag haben, würden schon allein einen Film füllen, werden hier aber nur gestreift. Die individuellen Entwicklungen sind zwar im Ergebnis gewaltig, kommen aber zu wenig als Prozess zum Vorschein. Allzu oft beschränkt sich die Inszenierung darauf, in den jungen Gesichtern nach Betroffenheit zu forschen. Dabei wird viel zu dick aufgetragen, selbst die Lehrerin ist vor Momenten behaupteter Rührung nicht gefeit. So verspielt der Film, gerade auch weil er es so gut meint, einen Teil seines Potenzials.
Fazit: Das auf einer wahren schulischen Geschichte basierende Drama handelt von einer Problemklasse in der Pariser Banlieue, die von einer engagierten Pädagogin zum Lernen motiviert wird. Trotz seines Realitätsbezugs lässt sich der Film von seinen guten Absichten forttragen und sucht wiederholt Zuflucht in Gesten der Betroffenheit, statt auf die Glaubwürdigkeit der Charaktere zu achten.
Anne Gueguen ist eine dieser Lehrkräfte, die ihren Schülern das Gefühl geben, respektiert zu werden. Sie lässt sich auf ihre Meinungen und Sichtweisen ein, ohne sich ihnen anzuschließen. Sie fordert und fördert – und wird von den Heranwachsenden ernst genommen. Malik und seine Klassenkameraden verstecken hinter ihrer lustlosen, aggressiv ablehnenden Haltung sowohl mangelndes Selbstvertrauen, als auch ein großes Interesse an Bildung, das nur darauf wartet, angeschubst zu werden. Die Lehrerin greift auf den freiwilligen Schulwettbewerb zurück, um die Jugendlichen aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken. Die Beschäftigung mit dem Holocaust führt die Schüler an ein historisches Kapitel heran, das auch Kinder aus ihrer Umgebung betraf. Es zeigt ihnen, dass Rassismus und soziale Ausgrenzung bis zum Völkermord gehen können. Was sie erfahren, wappnet sie gegen aktuelle antisemitische Tendenzen in der Gesellschaft. So leistet der Film auch einen wichtigen Appell für religiöse und kulturelle Toleranz, in einer Zeit, in der sich Juden in Frankreich oft nicht mehr sicher fühlen. Den emotionalen Höhepunkt bildet der Besuch eines Holocaust-Überlebenden in der Schulklasse: In dieser Rolle spielt sich Léon Zyguel, der oft mit jungen Leuten über seine Erlebnisse im KZ Buchenwald spricht, selbst.
Die vielen ethnischen und kulturellen Konflikte, die die Schüler im Alltag haben, würden schon allein einen Film füllen, werden hier aber nur gestreift. Die individuellen Entwicklungen sind zwar im Ergebnis gewaltig, kommen aber zu wenig als Prozess zum Vorschein. Allzu oft beschränkt sich die Inszenierung darauf, in den jungen Gesichtern nach Betroffenheit zu forschen. Dabei wird viel zu dick aufgetragen, selbst die Lehrerin ist vor Momenten behaupteter Rührung nicht gefeit. So verspielt der Film, gerade auch weil er es so gut meint, einen Teil seines Potenzials.
Fazit: Das auf einer wahren schulischen Geschichte basierende Drama handelt von einer Problemklasse in der Pariser Banlieue, die von einer engagierten Pädagogin zum Lernen motiviert wird. Trotz seines Realitätsbezugs lässt sich der Film von seinen guten Absichten forttragen und sucht wiederholt Zuflucht in Gesten der Betroffenheit, statt auf die Glaubwürdigkeit der Charaktere zu achten.
Bianka Piringer
TrailerAlle "Die Schüler der Madame Anne"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Die Schüler der Madame Anne"
Land: FrankreichWeitere Titel: Once in a Lifetime
Jahr: 2014
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Les héritiers
Länge: 105 Minuten
Kinostart: 05.11.2015
Regie: Marie-Castille Mention-Schaar
Darsteller: Ariane Ascaride als Anne Gueguen, Ahmed Dramé als Malik, Noémie Merlant als Mélanie, Geneviève Mnich als Yvette, Stéphane Bak als Max
Kamera: Myriam Vinocour
Verleih: Neue Visionen
Verknüpfungen zu "Die Schüler der Madame Anne"Alle anzeigen
News
Kinostarts Deutschland: James Bond konkurrenzlos
"Spectre" und sonst nicht viel
"Spectre" und sonst nicht viel