Imagine waking up tomorrow and all music has disappeared (2015)
Dokumentarfilm: Stefan Schwietert porträtiert den Künstler Bill Dummond und dessen ungewöhnliche musikalische Performances.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Mit dem Musikprojekt The KLF erlangten Bill Dummond und sein Partner Jimmy Cauty zu Beginn der 1990er Jahre Weltruhm. Aus bekannten Songs sampelte das Duo House-Tracks, die vor allem in der britischen Heimat der beiden Musiker zu Hits wurden. Doch für Dummond und Cauty zählten ganz andere Dinge als kommerzieller Erfolg und so beendeten sie ihre gemeinsame Musikkarriere auf spektakuläre Weise mit einem Auftritt bei den BRIT Awards 1992: Mit Maschinengewehren und Platzpatronen schossen sie ins Publikum, die Verantwortlichen von der BBC konnten gerade noch verhindern, dass Tierblut auf die Anwesenden gegossen wurde. Nach der Trennung von Cauty hat Dummond leisere, aber keinesfalls weniger radikale Töne angeschlagen. Zu seinen zahlreichen Projekten gehört etwa die Leitung des Chors The17. Dieser besteht aus stetig wechselnden Mitgliedern, die meist nur mit Hilfe ihrer Stimmen Dummonds experimentelle Scores improvisieren. Dummond nimmt die Gesänge auf und hört sie sich danach nur ein einziges Mal an – bevor er sie für immer löscht.
Bildergalerie zum Film "Imagine waking up tomorrow and all music has disappeared"
Hier streamen
Filmkritik
Wer mit Bill Dummonds Karriere nicht vertraut ist, dem wird vieles an Stefan Schwieterts Dokumentarfilm erst einmal rätselhaft vorkommen: Wer ist dieser Mann, der da vor die Kamera tritt und die Zuschauer auffordert, sich eine Welt ohne Musik vorzustellen? Und warum bittet er wildfremde Menschen auf der Straße darum, ein paar Töne in sein Mikrofon zu singen? Erst nach und nach klärt "Imagine Waking Up Tomorrow and All Music Has Disappeared" über das künstlerische Vorhaben Dummonds auf und beleuchtet schließlich auch den musikalischen Hintergrund seines Protagonisten.
In Zeiten, in denen jedes Leben über seinen eigenen Soundtrack verfügt und Musik überall und jederzeit mit einem Klick abrufbar ist, sucht Dummond nach Alternativen zum ausufernden Musikkonsum. Ein Rückzug in die Nostalgie ist für den Künstler dabei allerdings kein Ausweg, statt sich vom Digitalen abzuwenden und etwa altmodische CDs und Vinyl zur Lösung des Problems zu verklären, entzieht sich Dummond einfach ganz den üblichen Produktions- und Vermarktungsstrategien. Nur mit Hilfe der menschliche Stimme und frei von Sorgen um Hit-Tauglichkeit und technische Perfektion lässt er für seine experimentellen Scores unterschiedliche Menschen zu Sängern in seinem Chor The17 werden.
Als grobes Gerüst dienen dabei immer bestimmte, selbst auferlegte Aufgabenstellungen, die nach Manier des Situationismus formuliert sind und die Grenzen zwischen Alltag und Kunstwelt überschreiten. Schwieterts Film zeigt einige dieser Aktionen und versucht zudem zu verstehen, was Dummond bei seiner Arbeit antreibt. Dieser scheint das zwar selber nicht immer genau zu wissen, aber genau diese undogmatischen Offenheit verleiht dem Protagonisten eine charismatische Präsenz auf der Leinwand. Inszenatorisch bleibt der Dokumentarfilm eher unauffällig und stellt sich ganz in den Dienst von Dummonds Sache: Auf einen Soundtrack wird hier selbstverständlich verzichtet und auch für das in dunkler Anonymität hockende Kinopublikum hat sich der Musiker einen speziellen Score zum Mitmachen überlegt. Hier dürfen die Zuschauer am eigenen Leib erfahren, welche Gefühle von Neugier über Scham bis hin zur Verweigerung all die Mitglieder von The17 durchleben, die man in dieser unterhaltsamen Dokumentation kennenlernt.
Fazit: Stefan Schwieterts unterhaltsamer Dokumentarfilm stellt sich ganz in den Dienst des charismatischen Protagonisten Bill Dummond und zeigt eindrucksvoll, wie mit der Kraft der menschlichen Stimme Grenzen zwischen Alltag und Kunst überschritten werden.
In Zeiten, in denen jedes Leben über seinen eigenen Soundtrack verfügt und Musik überall und jederzeit mit einem Klick abrufbar ist, sucht Dummond nach Alternativen zum ausufernden Musikkonsum. Ein Rückzug in die Nostalgie ist für den Künstler dabei allerdings kein Ausweg, statt sich vom Digitalen abzuwenden und etwa altmodische CDs und Vinyl zur Lösung des Problems zu verklären, entzieht sich Dummond einfach ganz den üblichen Produktions- und Vermarktungsstrategien. Nur mit Hilfe der menschliche Stimme und frei von Sorgen um Hit-Tauglichkeit und technische Perfektion lässt er für seine experimentellen Scores unterschiedliche Menschen zu Sängern in seinem Chor The17 werden.
Als grobes Gerüst dienen dabei immer bestimmte, selbst auferlegte Aufgabenstellungen, die nach Manier des Situationismus formuliert sind und die Grenzen zwischen Alltag und Kunstwelt überschreiten. Schwieterts Film zeigt einige dieser Aktionen und versucht zudem zu verstehen, was Dummond bei seiner Arbeit antreibt. Dieser scheint das zwar selber nicht immer genau zu wissen, aber genau diese undogmatischen Offenheit verleiht dem Protagonisten eine charismatische Präsenz auf der Leinwand. Inszenatorisch bleibt der Dokumentarfilm eher unauffällig und stellt sich ganz in den Dienst von Dummonds Sache: Auf einen Soundtrack wird hier selbstverständlich verzichtet und auch für das in dunkler Anonymität hockende Kinopublikum hat sich der Musiker einen speziellen Score zum Mitmachen überlegt. Hier dürfen die Zuschauer am eigenen Leib erfahren, welche Gefühle von Neugier über Scham bis hin zur Verweigerung all die Mitglieder von The17 durchleben, die man in dieser unterhaltsamen Dokumentation kennenlernt.
Fazit: Stefan Schwieterts unterhaltsamer Dokumentarfilm stellt sich ganz in den Dienst des charismatischen Protagonisten Bill Dummond und zeigt eindrucksvoll, wie mit der Kraft der menschlichen Stimme Grenzen zwischen Alltag und Kunst überschritten werden.
Carsten Moll
TrailerAlle "Imagine waking up tomorrow and all music has disappeared"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Imagine waking up tomorrow and all music has disappeared"
Land: Deutschland, Schweiz, GroßbritannienJahr: 2015
Genre: Dokumentation
Länge: 86 Minuten
Kinostart: 22.10.2015
Regie: Stefan Schwietert
Verleih: Real Fiction