Nachthelle (2015)
Psycho-Drama aus Deutschland: Zwei Pärchen verbringen ein Wochenende in einem einsamen Haus in dem Dorf ihrer Kindheit. Bald geraten die Vier in einen Strudel aus verdrängten Erlebnissen, Vergangenheitsbewältigung und sinnlicher Erotik.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Zurück in das Dorf der Kindheit und Jugend zieht es Anna (Anna Grisebach) und Bernd (Benno Fürmann), die sich mit ihren Partnern Stefan (Vladimir Burlakov) und Marc (Kai Ivo Baulitz) in einem abgeschiedenen Haus in dem Dorf, in dem sie aufgewachsen sind, verabreden. Gemeinsam wollen sie ein gemütliches Wochenende vor idyllischer Kulisse verbringen. Doch schon am zweiten Tag ändert sich die Stimmung unter den Urlaubern, als ein längst vergessen und verdrängt geglaubtes, dramatisches Ereignis aus der Jugend wieder ans Licht kommt. Mehr und mehr verliert sich Anna in einer merkwürdigen, cholerischen Stimmung, was sich auch auf die anderen auswirkt. Mit zunehmender Verweildauer in dem Dorf steigen zudem die erotischen Stimmungen und Spannungen zwischen den Vieren.
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Filmkritik
Das mystisch angehauchte, von einer bedrohlichen Stimmung durchzogene Drama "Nachthelle" ist der neue Film von Florian Gottschick, einem Absolventen der Hochschule für Film und Fernsehen. Für "Nachthelle" versammelte Gottschick gestandene Theater- und Kino-Darsteller, so z.B. Anna Grisebach, die u.a. bereits am Schauspielhaus Düsseldorf, Bochum und Schauspiel Frankfurt zu sehen war. Benno Fürmann ("Der blinde Fleck", "Nordwand") zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten und gefragtesten Darstellern im deutschen Film und TV.
"Nachthelle" zumeist ein über die Maßen sehenswerter, weil hochatmosphärischer und spannender Film geworden, der nicht zuletzt vom glaubwürdigen, überzeugenden Spiel der Darsteller lebt. Dabei glänzen vor allem Benno Fürmann in der Rolle des undurchsichtigen, charismatischen Bernd, dessen wahre sexuelle Neigungen über den gesamten Zeitraum des Films nie so ganz klar sind, und Vladimir Burlakov als Annas Partner Stefan. Der deutsche Schauspieler russischer Herkunft, der bisher vor allem in Serien wie "Der letzte Bulle" oder "Der Kriminalist" zu sehen war, liefert als etwas naiver, sich auf die Flirtversuche von Marc einlassender Stefan eine gelungene Darstellung. Auch Anna Grisebach nimmt man die Figur der hochemotionalen, cholerischen Anna ab, die "auf Schwänze steht" und zu unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen neigt. In der zweiten Hälfte des Films, wenn Anna immer mehr den Bezug zur Realität verliert, rutscht ihre intensive Darbietung ab und an ein wenig ins unfreiwillig komische Overacting ab.
Unfreiwillig witzig geraten sind auch noch andere Szenen und Momente, etwa wenn Stefan das Pärchen Bernd und Marc nach ihrem Schwulsein ausfragt (Stefan wirkt an dieser Stelle eher wie ein 12-jähriger Junge als ein 32-jähriger Mann) oder jener Moment, wenn Stefan die Beiden beim stöhn-intensiven Beischlaf "zufällig" belauscht und einen Augenblick lang nicht glauben mag, dass so etwas auch zwischen zwei Männern möglich ist - dies lässt einen zumindest sein Gesichtsausdruck glauben. Die Stimmung im Film kippt gewaltig in Richtung Psychothriller, sobald Stefan von einer früheren, bisher von Anna verheimlichten Beziehung erfährt und als es (die in helles Licht getauchte Schlüsselszene des Films) auf dem Dach der ehemaligen Schule der Vier zu einer Aussprache kommt, die alte Wunden aufreißt, ein tragisches früheres Erlebnis wieder wachruft und damit den Beginn von Annas psychischem Verfall einläutet. Ab diesem Zeitpunkt gewinnt der Film an Klasse, als Zuschauer kann man fortan zunehmend nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden - eine Tatsache, die man als Betrachter mit Hauptfigur Anna gemeinsam hat.
Fazit: Psychologisches Mystery-Drama mit starken Darstellern und einer spannenden Grundkonstellation. Abgesehen von den wenigen Schwächen und der unfreiwilligen Komik im ersten Drittel, sehenswert.
"Nachthelle" zumeist ein über die Maßen sehenswerter, weil hochatmosphärischer und spannender Film geworden, der nicht zuletzt vom glaubwürdigen, überzeugenden Spiel der Darsteller lebt. Dabei glänzen vor allem Benno Fürmann in der Rolle des undurchsichtigen, charismatischen Bernd, dessen wahre sexuelle Neigungen über den gesamten Zeitraum des Films nie so ganz klar sind, und Vladimir Burlakov als Annas Partner Stefan. Der deutsche Schauspieler russischer Herkunft, der bisher vor allem in Serien wie "Der letzte Bulle" oder "Der Kriminalist" zu sehen war, liefert als etwas naiver, sich auf die Flirtversuche von Marc einlassender Stefan eine gelungene Darstellung. Auch Anna Grisebach nimmt man die Figur der hochemotionalen, cholerischen Anna ab, die "auf Schwänze steht" und zu unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen neigt. In der zweiten Hälfte des Films, wenn Anna immer mehr den Bezug zur Realität verliert, rutscht ihre intensive Darbietung ab und an ein wenig ins unfreiwillig komische Overacting ab.
Unfreiwillig witzig geraten sind auch noch andere Szenen und Momente, etwa wenn Stefan das Pärchen Bernd und Marc nach ihrem Schwulsein ausfragt (Stefan wirkt an dieser Stelle eher wie ein 12-jähriger Junge als ein 32-jähriger Mann) oder jener Moment, wenn Stefan die Beiden beim stöhn-intensiven Beischlaf "zufällig" belauscht und einen Augenblick lang nicht glauben mag, dass so etwas auch zwischen zwei Männern möglich ist - dies lässt einen zumindest sein Gesichtsausdruck glauben. Die Stimmung im Film kippt gewaltig in Richtung Psychothriller, sobald Stefan von einer früheren, bisher von Anna verheimlichten Beziehung erfährt und als es (die in helles Licht getauchte Schlüsselszene des Films) auf dem Dach der ehemaligen Schule der Vier zu einer Aussprache kommt, die alte Wunden aufreißt, ein tragisches früheres Erlebnis wieder wachruft und damit den Beginn von Annas psychischem Verfall einläutet. Ab diesem Zeitpunkt gewinnt der Film an Klasse, als Zuschauer kann man fortan zunehmend nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden - eine Tatsache, die man als Betrachter mit Hauptfigur Anna gemeinsam hat.
Fazit: Psychologisches Mystery-Drama mit starken Darstellern und einer spannenden Grundkonstellation. Abgesehen von den wenigen Schwächen und der unfreiwilligen Komik im ersten Drittel, sehenswert.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Nachthelle"
Land: DeutschlandJahr: 2015
Genre: Drama, Mystery
Länge: 86 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 04.06.2015
Regie: Florian Gottschick
Darsteller: Anna Grisebach als Anna, Benno Fürmann als Bernd, Vladimir Burlakov als Stefan, Kai Ivo Baulitz als Marc, Gudrun Ritter als Frau Steiner
Kamera: Jakob Seemann
Verleih: Daredo Media GmbH
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