Erinnerungen an Marnie (2014)
Omoide no Mânî
Japanische Anime-Verfilmung des Jugendbuchs "Damals mit Marnie" von Joan G. Robinson über die traumwandlerische Sommerfreundschaft zweier Mädchen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die zwölfjährige Anna lebt bei Pflegeeltern in einer japanischen Großstadt. Sie zeichnet gerne, ist aber sehr verschlossen und hat in der Schule überhaupt keine Freunde. Nach einem schweren Asthmaanfall wird Anna über den Sommer zu Verwandten geschickt, die in einem Dorf am Meer leben. Bei dem älteren Ehepaar kann sie den ganzen Tag tun und lassen, was sie will. Am Strand sieht Anna in einer Bucht ein großes altes Haus, das ihr seltsam vertraut vorkommt. Sie watet bei Ebbe durch das Wasser dorthin, aber es ist unbewohnt. Ein andermal aber rudert sie bei Flut in einem Boot hin, und vor dem Haus erwartet sie Marnie, ein Mädchen mit langem blondem Haar. Die beiden treffen sich von nun an immer heimlich und werden unzertrennliche Freundinnen. Aber Marnie verschwindet plötzlich und taucht wieder auf, als wäre sie kein realer Mensch. Und dann zieht in das große Haus eine neue Familie ein: Deren Tochter Sayaka findet in Marnies Zimmer ihr Tagebuch. Sie zeigt es Anna.
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Filmkritik
Der Gründer des renommierten Ghibli Animationsstudios, Hayao Miyazaki, führt den Roman "Damals mit Marnie: Glückliche Ferien am Meer" von Joan G. Robinson in seiner Liste empfehlenswerter Bücher. So erscheint es nur folgerichtig, dass der Film, der als der vorerst letzte des Studios angekündigt wurde, auf dieser 1967 publizierten Geschichte der britischen Schriftstellerin basiert. Regisseur und Drehbuchautor Hiromasa Yonebayashi ("Arriety – Die wundersame Welt der Borger"), ein Schüler Miyazakis, verlegt die fantasievollen Abenteuer zweier einsamer Mädchen nach Japan.
Die traurige Anna blüht in der Gesellschaft Marnies auf. Auch das blonde Mädchen mit den schönen Kleidern ist sehr viel allein. Zu zweit aber sind die Freundinnen fröhlich und machen das große Haus und seine Umgebung unsicher. Nach und nach erzählen sie sich, was ihnen auf der Seele lastet. So viel Gemeinsamkeit wie mit Marnie hat Anna noch nie gespürt. Die Geschichte erzählt nicht nur von tiefer Einsamkeit, sondern auch davon, wie sie überwunden werden kann. Marnies Schicksal berührt auch andere Menschen in dem kleinen Dorf, eine Malerin, einen schweigsamen Angler, oder das kleine Mädchen, das in ihr Zimmer zieht. Die rätselhafte Geschichte handelt auch von verschütteten Erinnerungen. Wie diese Anna und Marnie verbinden und wie es kommt, dass das blonde Mädchen einer vergangenen Zeit entsprungen zu sein scheint, das wird erst am Schluss verraten. Der dramaturgische Aufbau erweist sich als sehr geschickt: Als Wegweiser dient ihm häufig Annas Intuition, welche tief in die Gefühlslage eines pubertierenden Mädchens eintaucht.
Die wilde Sehnsucht Annas nach dem Ausbruch in eine andere Welt, zusammen mit einer besten Freundin, wird von einem Verlustgefühl begleitet. Die Kindheit geht zu Ende und die Außenwelt wirkt so nüchtern – in ihr ist kein Platz für die eigenen Gefühle. Der Wechsel der Gezeiten vor Marnies Haus spiegelt den Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit in Annas Erleben, das Kommen und Gehen von Gewissheiten, Tränen, Not und Trost.
Die intensive emotionale Stimmung, die das Buch heraufbeschwört, wird auch im Film spürbar, wenngleich in abgemilderter Form. Das liegt vor allem daran, dass der mimische Ausdruck der Zeichentrickfiguren eingeschränkt ist und sie so unscheinbar wirken. Die Hintergründe hingegen sind sehr realistisch gestaltet und schmücken die Zimmer, die Häuserzeilen, Straßen und Landschaften mit lebhaften Farbtupfern. Insgesamt gelingt es dem Film, den Zuschauer mit seinem poetischem Feingefühl zu umgarnen und zu beweisen, dass Marnies Geschichte unsterblich schön ist.
Fazit: Auch als japanischer Zeichentrickfilm entwickelt die von der britischen Schriftstellerin Joan G. Robinson erdachte Geschichte zweier einsamer Mädchen ihren markanten poetischen Zauber. Das Sommerabenteuer am Meer taucht tief in eine Welt voller Geheimnisse ein, in der sich Traum und Wirklichkeit vermischen und die Gefühle wie im Rhythmus der Gezeiten an- und abschwellen.
Die traurige Anna blüht in der Gesellschaft Marnies auf. Auch das blonde Mädchen mit den schönen Kleidern ist sehr viel allein. Zu zweit aber sind die Freundinnen fröhlich und machen das große Haus und seine Umgebung unsicher. Nach und nach erzählen sie sich, was ihnen auf der Seele lastet. So viel Gemeinsamkeit wie mit Marnie hat Anna noch nie gespürt. Die Geschichte erzählt nicht nur von tiefer Einsamkeit, sondern auch davon, wie sie überwunden werden kann. Marnies Schicksal berührt auch andere Menschen in dem kleinen Dorf, eine Malerin, einen schweigsamen Angler, oder das kleine Mädchen, das in ihr Zimmer zieht. Die rätselhafte Geschichte handelt auch von verschütteten Erinnerungen. Wie diese Anna und Marnie verbinden und wie es kommt, dass das blonde Mädchen einer vergangenen Zeit entsprungen zu sein scheint, das wird erst am Schluss verraten. Der dramaturgische Aufbau erweist sich als sehr geschickt: Als Wegweiser dient ihm häufig Annas Intuition, welche tief in die Gefühlslage eines pubertierenden Mädchens eintaucht.
Die wilde Sehnsucht Annas nach dem Ausbruch in eine andere Welt, zusammen mit einer besten Freundin, wird von einem Verlustgefühl begleitet. Die Kindheit geht zu Ende und die Außenwelt wirkt so nüchtern – in ihr ist kein Platz für die eigenen Gefühle. Der Wechsel der Gezeiten vor Marnies Haus spiegelt den Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit in Annas Erleben, das Kommen und Gehen von Gewissheiten, Tränen, Not und Trost.
Die intensive emotionale Stimmung, die das Buch heraufbeschwört, wird auch im Film spürbar, wenngleich in abgemilderter Form. Das liegt vor allem daran, dass der mimische Ausdruck der Zeichentrickfiguren eingeschränkt ist und sie so unscheinbar wirken. Die Hintergründe hingegen sind sehr realistisch gestaltet und schmücken die Zimmer, die Häuserzeilen, Straßen und Landschaften mit lebhaften Farbtupfern. Insgesamt gelingt es dem Film, den Zuschauer mit seinem poetischem Feingefühl zu umgarnen und zu beweisen, dass Marnies Geschichte unsterblich schön ist.
Fazit: Auch als japanischer Zeichentrickfilm entwickelt die von der britischen Schriftstellerin Joan G. Robinson erdachte Geschichte zweier einsamer Mädchen ihren markanten poetischen Zauber. Das Sommerabenteuer am Meer taucht tief in eine Welt voller Geheimnisse ein, in der sich Traum und Wirklichkeit vermischen und die Gefühle wie im Rhythmus der Gezeiten an- und abschwellen.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Erinnerungen an Marnie"
Land: JapanWeitere Titel: When Marnie Was There
Jahr: 2014
Genre: Drama, Animation
Originaltitel: Omoide no Mânî
Länge: 103 Minuten
Kinostart: 12.11.2015
Regie: Hiromasa Yonebayashi
Darsteller: Sara Takatsuki, Kasumi Arimura, Nanako Matsushima, Susumu Terajima, Toshie Negishi
Verleih: Universum Film, 24 Bilder
Awards - Oscar 2016Weitere Infos
- Bester Animationsfilm